Professionalität und Kompetenz

Die Wege von Fritz Thut und mir kreuzten sich bewusst erstmals im Jahr 1996. Damals entstand aus der Fusion von «Aargauer Tagblatt» und «Badener Tagblatt» die «Aargauer Zeitung». Fritz war mein erster Chef in der Sportredaktion der neuen «AZ». Ich sage «bewusst», weil man sich vorher ab und zu am gleichen Sportanlass sah – aber journalistisch als Konkurrenten.
Fritz Thut fiel mir dabei als stets gut gekleideter – oft mit elegantem Hut – Besucher dieser Events auf. Er wäre auch als Ehrengast und nicht «nur» als Berichterstatter durchgegangen.
Für nichts zu schade
Das grösste Verdienst von Fritz beim Zusammenwachsen der neuen Sportredaktion war seine Vorbildrolle. Er arbeitete viel, war sich für keine Tätigkeit zu schade. Die Journalisten häufig nachgesagte Eitelkeit spürte ich bei ihm nie. Persönlich hätte ich mir gewünscht, dass er zwischenmenschlich noch etwas offener, fröhlicher wäre.
Fritz wirkte auf mich damals eher unnahbar, beinahe ein wenig scheu. Vielleicht lag es an der grossen Verantwortung, die ihm als Ressortleiter eines neuen Produkts auf die Schultern gelegt wurde. Vielleicht lag es aber ganz einfach daran, dass ich ihn damals noch zu wenig gut kannte.
Was bleibt mir, wenn ich an die gemeinsame Zeit im Solde des gleichen Arbeitgebers denke? Ich habe Fritz Thut für seine Professionalität und für seine Kompetenz bewundert. Er wusste fast in jeder Sportart Bescheid. Er war auf die vor ihm liegende Aufgabe stets perfekt vorbereitet. Niemand konnte ihm im Sport ein X für ein U vormachen. Als unfair erlebte ich Fritz Thut kein einziges Mal – weder in seinem Führungsverhalten noch im Inhalt seiner Texte.
Den Verstand verloren?
Zum Schluss eine Anekdote zum Schmunzeln, die Fritz Thut aber sehr gut beschreibt. Sie kommt mir tatsächlich jedes Mal in den Sinn, wenn ich ihn treffe. Es war an einem Morgen in der Sportredaktion der «AZ». Fritz war – wie fast immer – als Erster im Büro.
Als ich eintraf, «schlich» er von Ecke zu Ecke, schaute den Wänden entlang nach vorne und oben und blieb immer wieder in den verschiedenen Türrahmen stehen. In der Hand hatte er ein nicht definierbares Gerät, das ab und zu Pieps machte.
Ich fragte mich ernsthaft: Hat Fritz den Verstand verloren? Die Auflösung folgte auf den Fuss. Fritz kaufte sich – für einen ziemlichen Batzen Geld – ein damals noch sehr neues digitales Distanzmessgerät und testete, kaum im Büro angekommen, dessen Zuverlässigkeit.
Doch wofür um Himmels Willen braucht ein Sportjournalist ein solches Ding? Der Antrieb von Fritz für diese Anschaffung lag bei seiner Tätigkeit als Schiedsrichter im Volleyball. Vor den Spielen musste er unter anderem beurteilen, ob die Kante des Netzes auf der richtigen Höhe war.
Fritz mag der erste Schiedsrichter im Aargauer Sport mit digitalem Distanzmesser gewesen sein. Aber es zeigt, dass er ein Mensch ist, der die Dinge genau nimmt und sein Handeln nicht auf Zufälligkeiten abstellt. Ich habe ihn punkto Organisieren und Vorbereiten bewundert und persönlich viel gelernt. In einem Punkt bin ich mir ganz sicher: Fritz Thut wird es nach der Pensionierung nicht langweilig.