Premiere: In Lenzburg findet erstmals ein «Tag der Burgergemeinde» statt

Lenzburg Am Samstag, 14. September, findet schweizweit der nationale Tag der Burgergemeinden statt. Auch die Ortsbürgergemeinde Lenzburg beteiligt sich mit einem vielfältigen Programm an der Aktion.

Wird 50 Jahre alt: Der Esterliturm.Foto: zvg

Wird 50 Jahre alt: Der Esterliturm.Foto: zvg

Hat über 100 Stunden Arbeit in die Hörstationen investiert: Ursula Steinmann-Fey.Foto: Romi Schmid

Hat über 100 Stunden Arbeit in die Hörstationen investiert: Ursula Steinmann-Fey.Foto: Romi Schmid

Setzen sich mit Herzblut für die Ortsbürgergemeinde Lenzburg ein: Ortsbürgerin Ursula Steinmann-Fey und Ortsbürgerpräsident Ernst Baumann.Foto: Romi Schmid

Setzen sich mit Herzblut für die Ortsbürgergemeinde Lenzburg ein: Ortsbürgerin Ursula Steinmann-Fey und Ortsbürgerpräsident Ernst Baumann.Foto: Romi Schmid

In der Schweiz gibt es rund 1650 Bürger- und Burgergemeinden, Bäuerten und Zünfte. Das sind meistens öffentlich-rechtliche Körperschaften, die üblicherweise der kantonalen Gesetzgebung unterstellt sind. Im Unterschied zu den politischen Gemeinden ist jedoch nicht das Gebiet, sondern die persönliche Zugehörigkeit entscheidend.

Am 14. September lanciert der Schweizerische Verband der Bürgergemeinden und Korporationen (SVBK) erstmals einen nationalen Tag der Bürgergemeinden und Korporationen mit dem Ziel, ihre Vielfältigkeit und ihr breites Engagement einer breiten Öffentlichkeit bewusst und bekannt zu machen.

Auch die Lenzburger Ortsbürgergemeinde präsentiert sich am 14. September mit einem vielseitigen Programm: Von 14 bis 17 Uhr gibt es kostenlosen Eintritt ins Museum Burghalde sowie einen Apéro vor dem Museum, wo man sich bei gemütlichem Beisammensein über die verschiedenen Facetten der Ortsbürgergemeinde und die Bedingungen für die Einbürgerung informieren kann. Gleichzeitig findet im Lenzburger Wald ein Waldumgang im Waldgebiet «Berg» statt, dessen krönender Abschluss ein Apéro zu Ehren des 50-jährigen Bestehens des Esterliturms ist.

«Die Ortsbürgergemeinde Lenzburg arbeitet häufig im Hintergrund. Sie hält sich selten an den Grundsatz ‹Tu Gutes und sprich darüber›», sagt Ortsbürgerpräsident Ernst Baumann. Am nationalen Tag der Bürgergemeinden möchte die Ortsbürgergemeinde Lenzburg deshalb zeigen, welche Leistungen sie für das Gemeinwesen erbringt. «Zudem möchten wir die Bürgerinnen und Bürger der Einwohnergemeinde Lenzburg dazu animieren, einen Antrag zu stellen, ins Ortbürgerrecht aufgenommen zu werden», so Baumann.

Rund ums Ortsbürgerrecht

11211 Einwohner zählt Lenzburg aktuell. Davon sind 601 Ortsbürger, darunter 75 Kinder. Im vergangenen Jahr gab es 16 Einbürgerungen. Doch wer darf und kann sich überhaupt einbürgern lassen? «Wer einen Eintrag auf Einbürgerung stellen will, muss das Gemeindebürgerrecht der Einwohnergemeinde Lenzburg besitzen und insgesamt während mindestens zehn Jahren in Lenzburg wohnhaft sein», erklärt Ernst Baumann. Über die Aufnahme ins Ortsbürgerrecht wird dann an einer der beiden jährlich stattfindenden Ortsbürgergemeinde-Versammlungen entschieden.

Natürlich ist eine Einbürgerung auch mit Kosten verbunden – die sind jedoch moderat, seit den Ortsbürgerinnen und Ortsbürgern keine Geld- und Naturalgaben mehr ausgerichtet werden dürfen. «Somit ist die Einbürgerung für jedermann erschwinglich», so Baumann weiter.

Die Ortsbürgergemeinde leistet viel

Die Ortsbürgergemeinde Lenzburg bewirtschaftet zusammen mit den Ortsbürgergemeinden Ammerswil, Niederlenz, Othmarsingen und Staufen 1090 Hektar Wald, der Ruhesuchenden und Sporttreibenden als Naherholungsraum dient. Als Aktionärin der Kies Lenz AG erwirtschaftet sie die Mittel, die sie für ihr kulturelles Engagement benötigt. Sie unterstützt die Stiftung Museum Burghalde jährlich mit einem grossen Betrag. In ihrer Verantwortung stehen die – zumeist ein bisschen frechen – Jugendfestsprüche, die sich ein geheimes Komitee ausdenkt. Sie bezahlt das Feuerwerk, das jeweils kurz nach dem Einnachten am Jugendfest in den Himmel steigt. Sie fördert das Brauchtum rund um den Chlausmärt mit Chlausklöpfe und dem Lebkuchen, Nüsse und Mandarinen verteilenden Chlaus mit Esel und Schmutzli. Zudem gibt die Ortsbürgergemeinde seit 2004 die Lenzburger Neujahrsblätter heraus, deren erste Nummer 1930 erschienen ist.

Esterliturm feiert 50. Geburtstag

Ebenfalls finanziert durch die Kieswerke der Ortsbürgergemeinde wurde der mit 253 Stufen höchste Aussichtsturm im Kanton Aargau: der Esterliturm. Errichtet wurde er 1974 durch die Ortsbürgergemeinde Lenzburg und eingeweiht – in strömendem Regen – am 31. Mai 1975 durch 200 Ortsbürger und Einwohner von Lenzburg. Zur Feier seines 50-jährigen Bestehens wird das 48 Meter hohe Prachtstück am Tag der Burgergemeinden mit einem Apéro im Anschluss an den Waldumgang geehrt.

Ehre, wem Ehre gebührt

Ehre gebührt nicht nur dem Esterliturm hinsichtlich seines Geburtstags, sondern auch Ursula Steinmann-Fey. Die Ortsbürgerin setzt sich seit vielen Jahren mit Engagement und Herzblut für die Ortsbürgergemeinde ein.

Ohne ihre Initiative gäbe es etwa keine Sagen-Hörstationen, und auch die Anzahl Murmel-Holzfiguren, die aktuell in der ganzen Stadt zu bestaunen sind, wäre kleiner. Ihr ausserordentliches Engagement umfasst über 100 Stunden Fronarbeit, darunter das sorgfältige Übersetzen von 15 spannenden Sagen, das Einüben und Einsprechen der Sagen im Tonstudio und unendlich viel Korrespondenz und administrative Arbeit. «Die Sagen-Hörstationen, die in Zusammenarbeit mit dem Museum Burghalde zur Sonderausstellung ‹Sagenzauber› entstanden sind, sind für mich eine Herzensangelegenheit. Ich habe meine Arbeit gerne und unentgeltlich geleistet für Lenzburg und für das Museum Burghalde», sagt sie.

Einziger Wermutstropfen: Weder auf den Tafeln bei den 15 Hörstationen noch im Museumsführer Sagenzauber wird ihre Initiative gewürdigt; sie figuriert lediglich als Leserin der Sagen.

«Ich fühle mich übergangen. Die Hörstationen waren meine Idee. Für mich war es eine Teamarbeit mit dem Museum», sagt Ursula Steinmann-Fey.

Nichtsdestotrotz: An den Hörstationen hat die Sagenkennerin nach wie vor Freude. «Die Hörstationen und Holzfiguren machen das alte Sagengut neu erlebbar, was einfach grossartig ist.»

Nationaler Tag der Burgergemeinden: Samstag, 14. September. Programm: 14 bis 17 Uhr: Freier Eintritt ins Museum Burghalde Lenzburg, Apéro und Informationsstand beim Museum sowie Kennenlernen der Ortsbürger-Rebbauern-Vereinigung. Waldumgang Lenzburg: Start um 13.30 Uhr beim Fünfweiher mit anschliessendem Apéro beim Esterliturm um 16 Uhr. Anmeldung erwünscht unter forstbetrieb@lenzburg.ch.

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch20.11.2024

Schhh…

Kennt Ihr! Am Schreibtisch sitzen, die Fingerchen angewinkelt, bereit zum Lostippen, doch … schhh Schhhh, Schöner Sch..reibschhhtau. Nix geht. Aufstehen und die…

Im Gespräch20.11.2024

«Wir dürfen mitfühlen, aber nicht mitleiden»

Lebensende Nicole Hendriksen verlor im vergangenen Jahr ihren Mann an Krebs. Während der letzten Monate des Leidenswegs bekam sie Unterstützung der…
Im Gespräch20.11.2024

Morgenstund hat Gold im Mund

Die erste Arbeitsgruppensitzung an diesem Dienstag startete bereits um 6.15 Uhr im Buchenhof Aarau. Dies, obwohl die Traktandenliste der heutigen…