Pans Liebeshymne

Marc Philip Seidel

Marc Philip Seidel

Pan in der Römersteinhütte.Foto: zvg

Pan in der Römersteinhütte.Foto: zvg

Ab Mai laden wieder die öffentlichen «Stammtische» mit Kurzvorträgen zu Lenzburgs Wäldern – nun fix – in die Römersteinhütte ein. Wer schon einmal hier war, erinnert sich vielleicht an ein figürliches Relief am Kamin und dachte sich nichts weiter. Doch bei genauerem Hinsehen öffnet sich ein magisches Fenster zu einer Zeitreise, ja zu einer Liebesgeschichte: Der Jüngling, es ist der Hirtengott Pan (lateinisch: Faun), verliebte sich unsterblich in die schöne Nymphe Syrinx. Jene wurde aber durch einen Zauber in ein Schilfrohr verwandelt. Aus Liebeskummer schnitt sich Pan daraus eine Flöte, mit der er später gar gegen Apollo, den Gott der Künste höchst persönlich, antrat. So kam das Instrument selbst zum Namen «Syrinx» – auf dass sich die Verliebten bis in alle Ewigkeit mit den Lippen berührten.

Was wohl dieses Motiv in jener Waldhütte macht? Wir wissen nur, dass der Architekt Oskar Kunz den ideellen Wert des Kunstwerks erkannte und es beim Um- und Ausbau der Hütte im Jahr 1981 für erhaltenswürdig hielt. Damit zollte er letztlich Peter Hächlers Hüttenidee von 1946/47 Respekt und nahm gleichsam Bezug auf den Ort zwischen Mythologie und Wirklichkeit. Interessant an diesem gedanklichen Anker ist das geschichtsträchtige Umfeld der Waldhütte direkt neben dem grossen Römerstein. Archäologisch hat der Findling zwar rein gar nichts mit der versunkenen Stadt zu tun. Doch seine immense Grösse mag symbolisch für die sagenhafte Römerstadt stehen. Mit über 4000 Plätzen war denn auch das Theater bei der Autobahneinfahrt schon damals ein Inbegriff der Imposanz. Doch kein kultischer Ort ohne fette Tempelanlage. Nach Jahrhunderten des Werweisens liessen sich die Mauerzüge mit modernen Messmethoden im Lindfeld kartografieren. Eine Sensation. Aber ist es nicht seltsam, dass der namenlose Ort in keinem historischen Text und auf keiner antiken Karte auftaucht? Ob die jüngsten non-invasiven Messungen der Kantonsarchäologie Aargau im angrenzenden Wald weitere Geheimnisse rund um Pans Reich lüften können?

Spannendes dazu und zu Lenzburgs Wäldern an den Stammtischen: 22. Mai, 26. Juni, 28. August und 25. September, jeweils 18.15 Uhr. Kostenlos. Infos www.museumburghalde.ch.

«Schatzkammer». Hier stellen Mitarbeitende des Museums Burghalde Lenzburg jeweils spannende Geschichten und originelle Fundstücke vor.

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