Offizieller Start mit Verzögerung
Seon Mit einer Feier wurde die neue SBB-Haltestelle Seon Nord offiziell eingeweiht. Eine lange Planungsphase konnte damit abgeschlossen werden.
Ein Bahnhof wird nicht alle Tage eingeweiht. Da muss für den Banddurchschnitt auch der Hintergrund stimmen. Die S-Bahn 9 kam mit kaum einer Minute Verspätung aus Lenzburg. Da griffen Gemeindeammann Hans Peter Dössegger, Regierungsrat Stephan Attiger und Michel Berchtold (Leiter SBB Region Mitte) im abendlichen Nieselregen schnell zur Schere.
Die Einweihung, deren offizielle Ansprachen anschliessend im Kulturzentrum Konservi gehalten wurden, hatte selbst Verspätung; erst sechs Tage nach der Inbetriebnahme zum Fahrplanwechsel hatte der kantonale Verkehrsminister Zeit für den Abstecher ins Seetal.
Eine Minute, sechs Tage. Diese Verzögerungen sind nichts im Vergleich mit der Zeitspanne, die nötig war, um den zweiten Seoner Bahnhof in Betrieb nehmen zu können. Wie Ammann Dössegger ausführte, begann die Planung für diese Haltestelle Seon Nord «vor über 20 Jahren». Eine solche Wartezeit rechtfertige eine schöne Feier zu diesem «Freudentag».
In seiner Ansprache in der «Konservi» ging Dössegger auf den Grund für diesen Bahnhof ein: «Die Bevölkerung wächst – im Seetal sogar überdurchschnittlich.» Da würden auch die Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur steigen: «Durch die sinnvolle Ergänzung des Bahnangebots mit der Haltestelle Nord erhoffen wir uns eine Entlastung des Busnetzes.»
Höhere Standortattraktivität
Als ländliches Zentrum, so Dössegger weiter, seien für Seon eine gute Mobilität und eine rasche Erreichbarkeit «von grosser Bedeutung». Die früher diskutierte Grundsatzfrage, ob dazu eine zweite Haltestelle nahezu in Sichtdistanz zu Seon Hauptbahnhof die effizienteste Lösung darstellt, wurde an der Einweihung nicht mehr gestellt. Mit der neuen Haltestelle werde die Standortattraktivität des ganzen Seetals gestärkt, so der Seoner Gemeindeammann.
Regierungsrat Stephan Attiger nahm den Faden auf und vertrat die Ansicht, dass die Regionen «attraktive Verbindungen brauchen». Doch dann stellte der Verkehrsdirektor die klassische Huhn-oder-Ei-Frage: «Was ist zuerst: die Nachfrage der Bevölkerung oder das gute Verkehrsangebot?» Attiger erwähnte die lange Planungsphase ebenfalls, erwähnte jedoch, dass es nach der Sprechung der Gelder durch den Kanton «schnell gegangen» sei. 16 Monate Bauzeit vermeldete Michel Berchtold, der Leiter der SBB Region Mitte. Das Seetal sei eine «gefragte Region, auch im Freizeitbereich».
Die Kosten waren am Feiertag kein Thema. Die Stimmberechtigten hatten ihren Beitrag vorsorglich auf ein klein wenig über 1 Mio. Franken gedeckelt; die Gesamtkosten dürften bei mindestens 2,7 Mio. Franken liegen. Doch für das Geld haben die Seoner nun ihren zweiten Bahnhof erhalten. «Ich hoffe, dass sie davon fleissig Gebrauch machen», wünschte sich der Verkehrsdirektor: «Ich freue mich, wenn die Züge voll sind.»