Obiora Ike: Brückenbauer zwischen Kontinenten und Religionen
Lenzburg Der nigerianische Professor Obiora Ike gilt als Brückenbauer zwischen Kontinenten und Religionen. Wo er als Gast von «Kirche in Not (ACN)» in der Schweiz auftritt, findet er aufmerksame Zuhörer, so letztlich in Lenzburg, wo er die katholische Pfarrei besuchte, von Pfarrer Roland Häfliger willkommen geheissen wurde und einen Gottesdienst abhielt.
Seit Jahren setzt Obiora Ike seine Kräfte für die Menschenrechte in seiner Heimat und für den interkonfessionellen Dialog ein. Nach Tätigkeiten in Europa sowie in der Seelsorge in Nigeria avancierte er zum Professor an diversen Universitäten. Heute steht er dem Institut für Entwicklung, Gerechtigkeit und Frieden mit sieben Rechtsanwälten vor.
Das mit 240 Millionen Einwohnern grösste Land Afrikas Nigeria leidet unter massiver Christenverfolgung. Die Afrikaner seien glaubensstark und frohmütig, meint Obiora Ike in der katholischen Kirche in Lenzburg. «Sie sehen im Glauben den ersten Schritt auf dem Weg zu Gott», so der Menschenrechtsanwalt aus Nigeria. «Wer glaubt, muss als zweiten Schritt in seinem Leben Taten des Glaubens folgen lassen», legt Monsignore Ike den Menschen ans Herz.
Komplexe Menschenrechtssituation
Der Kampf der Christen um die Menschenrechte ist vielfältig, geht es doch um Lebens-, Bürger- und auch Frauenrechte. Die Menschenrechte werden durch islamistische Terrorgruppen wie Boko Haram in Nigeria arg bedroht. Ike berichtete von einem Gefängnis, das für 500 Personen Plätze hat, worin jedoch 2900 Personen untergebracht sind. Von den Insassen seien rund 70 Prozent Menschen, die nichts verbrochen hätten – durch Verdächtigungen oder weil sie Christen sind. Der Professor feierte mit diesen Menschen Weihnachten und sah menschenunwürdige Zustände. Die Kirche engagiert sich mit starkem Einsatz für die rechtlosen Menschen.
Durch Terror werden gezielt Kirchen und Einrichtungen beschädigt, oft auch während religiöser Anlässe. Immer wieder kämen so unschuldige Menschen ums Leben oder riskieren Folter und Verschleppung, so Ike Obiora. «Betroffene Opfer sind nicht selten auch Muslime, die sich in der Regel mit den Christen gut verstehen.» Selbst wenn die Menschenrechtssituation in einigen afrikanischen Staaten sehr schwierig ist, lassen sich die Gläubigen nicht von der Ausübung ihres Glaubens abhalten. In Afrika haben die meisten Menschen einen Glauben, entweder einen christlichen oder sie gehören einer afrikanischen Religion an.
Kirche als «Stimme des Volkes»
Die Kirche erweist sich durch ihr Wirken als Stimme der Menschen, selbst im Kampf gegen die herrschende Korruption. Es gibt rund 800 Priesterberufungen jährlich und gegen 1000 Ordensfrauen, die ihr Leben dem Christentum weihen. Der Pflege des interreligiösen Dialoges misst Monsignore Ike hohen Stellenwert bei. In seiner Heimatstadt Enugu wirkt ein Komitee in diesem Sinne. Man sitzt zusammen und sucht nach Lösungen für das Zusammenleben wie auch für Infrastrukturaufgaben, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Dabei gibt es häufig Gespräche mit Muslimen, mit denen die Zusammenarbeit gut funktioniert.
Man konnte sich am Referat und Gottesdienst ein authentisches Bild vom Leben vieler Christen auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in Nigeria, machen.