Notlage im Asylwesen: Neue Unterkunft kommt unter die Berufsschule Lenzburg
Lenzburg Durch die anhaltenden Flüchtlingsströme rief der Kanton die Notlage im Asylwesen aus. Im Dezember öffnet in Lenzburg daher eine neue Unterkunft. Im Gespräch erklärt Stadträtin Beatrice Taubert (SP), in welcher Rolle sich Lenzburg befindet und wofür der Kanton zuständig ist.
Notlage im Asylwesen: Die globalen humanitären Notstände scheinen nicht weniger zu werden. Das bekommt man auf allen Ebenen zu spüren. Bund, Kanton, Städte und Gemeinden – sie alle müssen zusammenarbeiten, um geflüchteten Menschen zu helfen und die humanitären Standards zu erfüllen. Lenzburg eröffnet eine neue Unterkunft, aus welcher die geflohenen Menschen verteilt werden sollen.
Momentan zu wenig Betten
Bisher beherbergte die Stadt Lenzburg 112 Flüchtlinge. Das entsprach den kantonalen Vorgaben. Jedoch – und das ist in allen Gemeinden im Aargau der Fall – steigen die Aufnahmezahlen stetig. Lenzburg hat daher zu wenig Plätze. Unter der Berufsschule wird deswegen die geschützte Sanitätsstelle aktiviert. «Anfangs diskutierten wir, ob es besser geeignete Unterkünfte in der Stadt gibt. Der Kanton gab jedoch klar den Auftrag, unterirdische Sanitätsstellen zu nutzen», berichtet Stadträtin Beatrice Taubert (SP). 150 Plätze werden es sein. Ob sie aber alle genutzt werden, ist indes fraglich. «Wir hoffen nicht, dass alle Plätze besetzt werden müssen», meint die Sozialvorsteherin dazu. Erst müssten die bereits aktivierten Plätze in den anderen Gemeinden besetzt werden.
Sukzessiver Bezug der Bettenund Tagesstrukturen
Die Plätze in der geschützten Sanitätsanlage sollen sukzessiv belegt werden. Ebenfalls handle es sich nicht um permanente Aufenthalte in der Sanitätsstelle. Ziel sei es, dass die geflohenen Menschen von hier aus an andere Plätze weiterverteilt werden sollen. Über die Herkunft der Menschen könne noch nichts Präzises gesagt werden. Allerdings steht fest, dass es sich nicht um Familien und auch nicht um unbegleitete minderjährige Asylsuchende (UMA) handelt. «Für diese wäre die Unterkunft nicht geeignet», meint die Sozialvorsteherin. Die Bewohner werden gemäss Kanton vorläufig oder definitiv aufgenommene Männer sein. Zusätzlich zur Anlage soll auch ein Teil der Wiese der Berufsschule genutzt werden. Hier bot die Berufsschule Hand. Drei Container werden aufgestellt. Um die Privatsphäre der Geflüchteten zu schützen und den Personenfluss zu leiten, wird zudem ein Sichtschutz angebracht. Innerhalb der Unterkunft soll es Tagesstrukturen geben.
Keine grossen Auswirkungen auf Lenzburg erwartet
Da der Auftrag zum Bezug der Sanitätsanlage vom Kanton kommt, sind auch die Kosten bei ihm. «Der Kanton zahlt der Stadt Miete für die Unterkunft und für jeden besetzten Platz», so Taubert. Auch steht der dieser für die Betreuung in der Verantwortung. Diese ist für die Stadträtin zentral. «Ob es Probleme gibt, steht und fällt mit der Betreuung dieser Menschen», sagt sie klar. Den Teil übernimmt die ORS Service AG. In einer ersten Phase unterstützt die Zivilschutzorganisation Lenzburg-Seetal mit rund zehn Personen den Betrieb. Diese leistet beispielsweise Hilfe beim Eintrittsprozess in die Unterkunft und bei der Logistik. Der Soziale Dienst des Kantons setzt zudem eine Begleitgruppe mit Vertretungen des Stadtrats Lenzburg, der Berufsschule Lenzburg, der Blaulichtorganisationen, der ORS Service AG sowie der Anwohnerschaft ein. Dass alle Betten gleichzeitig belegt werden, bezweifelt Beatrice Taubert heute. Die Lösung mit dem Hotel Lenzburg bleibt indes bestehen. Und durch die stetige Verteilung auf andere Unterkünfte ist eine komplette Belegung unwahrscheinlich.
Für die Öffentlichkeit besteht am Samstag, 9. Dezember, von 10 bis 12 Uhr die Möglichkeit zur Besichtigung.