Mütter und Familien als wichtigste Ressource

Meisterschwanden Die HansHaller-Stiftung schenkt Waisenkindern in Brasilien seit 1992 ein Zuhause. Die letzten Jahre waren von finanzieller Stabilität geprägt. Heuer aber sind die Einnahmen rückläufig.

Seit 1992 gibt es die Stiftung.Foto: zvg

Seit 1992 gibt es die Stiftung.Foto: zvg

Die Stiftung setzt sich für Bildung ein.  Foto: zvg

Die Stiftung setzt sich für Bildung ein. Foto: zvg

Gabriela Furter

Gabriela Furter

Hans Haller gründete die Stiftung.  Foto: zvg

Hans Haller gründete die Stiftung. Foto: zvg

Per Ende September gingen auf die Konti der Hans Haller-Stiftung 204556 Franken ein. Weniger, als erhofft. «Die beiden letzten Krisenjahre waren zwar stabil. Das ist das erste Jahr, in dem weniger in die Kassen kommt», erklärt Hans Haller. Der Meisterschwander ist der Gründer der gleichnamigen Stiftung, die in Brasilien diverse Projekte durchführt: Finanzierung praktischer Ausbildungen für junge Erwachsene, Schulunterricht oder auch die Unterbringung von Waisenkindern. Seit 1992 agiert die Organisation für diese Zwecke. Nach Brasilien reiste Haller zum ersten Mal 1984, sah die Probleme und entschied sich acht Jahre später, zu handeln. In Brasilien verbringt er die meiste Zeit seines Lebens. Haller lebt dort sozusagen seit 2014.

Als Unternehmer ist er sich über die Stolpersteine der Firmenführung im Klaren. Er setzt daher für seine Stiftung auf variable Kosten. «Es macht auch Sinn, die Fixkosten so flexibel wie möglich zu gestalten», erklärt er im Telefonat zwischen Brasilien und Lenzburg. Dieser Leitsatz zeigt sich in seiner Stiftung. Sie bauen keine Schulen und auch Waisenhäuser will er keine in seiner Bilanz. Stattdessen nutzt er eine Ressource von unschätzbarem gesellschaftlichem Wert: Familien und vor allem Mütter.

Projekt «Glückliche Kinder» bringt nachhaltigen Erfolg

Brasilien hat viele alleinerziehende Mütter. Das hat verschiedene Gründe. Aber die Probleme, mit denen die Alleinerziehenden konfrontiert werden, sind in Brasilien nicht viel anders als in der Schweiz, weswegen die Stiftung hier den Frauen finanzielle Unterstützung gibt. Es kommt das Projekt «Glückliche Kinder» zum Einsatz. Die Stiftung vermittelt Waisenkinder oder Verstossene an alleinerziehende Mütter. «Nichts ist besser für ein Kind, als bei einer Familie aufzuwachsen», ist sich Haller sicher. «Indem wir die Kinder in Familien integrieren, anstatt sie in Waisenhäuser zu schicken, wachsen sie mit der familiären Liebe auf, die jedes Kind verdient.» Hierbei wird viel Sorgfalt auf die Wahl der Frauen gelegt. «Sozialmütter» nennt der Stiftungsgründer diese Frauen. Das Kindswohl sei dabei immer das höchste Gut, weswegen auch kontrolliert und wenn nötig korrigiert werde. Pro Kind bekommen Sozialmütter einen finanziellen Betrag von 500 Brasilianischen Reais. Das sind gut 100 Franken. Der Mindestlohn in Brasilien ist gegenwärtig etwa 1300 Reais. Zusätzlich werden pro Kind pro Jahr etwa 1600 Franken für Medikamente, Schulsachen und weitere Kosten budgetiert, die bei einem Kind anfallen können. Damit stehen den Familien genug Mittel zur Verfügung, um ein für die Verhältnisse gutes Leben zu führen. Ist das Erwachsenenalter erreicht, werden die jungen Männer und Frauen aber nicht sich selbst überlassen: «Unser Ziel ist, dass die Kinder eine glückliche Jugend verbringen und sich anschliessend ihren Lebensunterhalt auf ehrliche Weise verdienen können. Sie sollen nicht von einem Partner abhängig sein. Sie bleiben Mitglieder ihrer Familien und auch von uns», meint Haller klar, weswegen die Stiftung, wenn nötig, auch die Kosten für allfällige Ausbildungen übernehmen kann.

Ein Beispiel für den Erfolg ist Gabriela. Sie absolviert momentan das vierte Semester ihres Zahnarztstudiums. Im Juli absolvierten zwanzig Frauen die Näherinnenschule. Näherin – ein guter Beruf für Frauen in Brasilien. Und in wenigen Wochen werden zehn Jungs ihre Ausbildung als Velomechaniker in Angriff nehmen. Auch wenn es dieses Jahr finanziell nicht so gut läuft, bleibt Haller am Ball. «Wir konnten in den guten Jahren Reserven anhäufen», meint er beruhigt. Denn für ihn sei es die schlimmste Vorstellung überhaupt, bei den Kindern sparen zu müssen.

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