Mit Rangerin Silvia am See

Für die Hallwilersee-Ranger gilt zur Winterszeit ein reduzierter Einsatzplan. Das Hauptaugenmerk richten sie auf die Schutzgebiete und die Ruhezonen von Wasservögeln und -tieren.

Zum Wohle der Fische: Der Aabach wurde vom Einfluss in den See bei Mosen bachaufwärts auf einer Länge von 650 Metern revitalisiert.

Zum Wohle der Fische: Der Aabach wurde vom Einfluss in den See bei Mosen bachaufwärts auf einer Länge von 650 Metern revitalisiert.

Hallwilersee: Winterrundgang mit Hallwilersee-Rangerin Silvia Rey. (PWi)

Hallwilersee: Winterrundgang mit Hallwilersee-Rangerin Silvia Rey. (PWi)

Fühlte sich ungestört: Lässig durchquerte ein Fuchs das Boniswiler Ried und suchte nach Fressbarem.

Fühlte sich ungestört: Lässig durchquerte ein Fuchs das Boniswiler Ried und suchte nach Fressbarem.

Vorschriften und Verbote: Sie sind da, um die Tier- und Pflanzenwelt rund um den See zu schützen.

Vorschriften und Verbote: Sie sind da, um die Tier- und Pflanzenwelt rund um den See zu schützen.

Der Winter hat nun doch Einzug gehalten, es ist bitterkalt an diesem Montagnachmittag und Schnee liegt rund um den See. Die Sonne versteckt sich hinter einer grauen Nebeldecke, es ist ruhig am Hallwilersee. Die Rangerin schaute immer wieder mit dem Feldstecher über das Riedgebiet Richtung See. Silvia Rey ist seit Mai 2016 Rangerin am Hallwilersee. Sie wohnt im solothurnischen Laupersdorf und arbeitet als selbstständige Natur- und Umweltfachfrau, ist Naturpädagogin – und eben engagierte Rangerin. «Mir liegt sehr daran, dass die Vorschriften rund um den See eingehalten werden», begründete sie ihr Engagement als Rangerin, «nur so können Tiere und Menschen im Einklang mit der Natur zusammenleben. Speziell im Winter reagieren die Tiere sehr schnell auf Störungen und verbrauchen dann sofort viele Körperreserven.»

Rehe, Fuchs und Reiherenten

«Siehst du das Reh dort drüben?», machte sie mich auf eine Bewegung hinter den Bäumen aufmerksam. «Nein, es sind zwei, sogar drei Rehe.» Ich habe sie auch bemerkt und korrigierte die Zahl auf vier quer über das Ried sprintende Rehe. Bei diesem diffusen Licht konnte man den «Spiegel» gut erkennen – den leuchtend hellen Fleck, den Rehe an ihrem Hinterteil tragen. Im Winter ist er weiss, beim Sommerfell rötlich-gelb – doch seine Funktion ändert sich nicht: Wittert ein Reh eine Gefahr, spreizt es die Haare dort nach aussen; der Fleck erscheint gut sichtbar – und gibt Artgenossen im selben Sprung, wie man eine Rehgruppe nennt, ein Warnsignal. Wir verharrten noch eine Weile an der Barriere, die «Betreten verboten» signalisiert. «Ist das ein Hund oder ein Fuchs?», fragte Silvia durch den Feldstecher schauend. «Es ist ein Fuchs, die grosse Lunte ist gut sichtbar», bestätigte ich mit Blick durch das Teleobjektiv. Er trottete gelassen dahin, plötzlich ein Sprung, die Schnauze grub sich in den Schnee – aber vergebens. Dann schlich er davon und verschwand im weitläufigen Ried.

Wo sind jetzt aber die eigentlichen Wassertiere? Schwäne, Taucherli und Stockenten waren rund ums Schloss Hallwyl anzutreffen. «Haben wir am Hallwilersee auch Tiere, die hier nur überwintern?», fragte ich Silvia. «Aus dem hohen Norden kommen die Reiherenten an den See», wusste sie und versprach, dass wir noch zur Birrwiler Schifflände gehen werden, wo wir diese «Feriengäste» antreffen würden.

Silvia Rey fasziniert als Naturfachfrau nicht nur der See und deren Bewohner, sondern auch die weitere Umgebung. So fuhren wir in den luzernischen Teil nach Mosen. Hier machte sie mich auf die Neugestaltung des Aabachs aufmerksam. Der Aabach wurde vom Einfluss in den See bachaufwärts auf einer Länge von 650 Metern revitalisiert. Er hat nun Kurven, Inseln, Flachufer, breite und enge, aber auch sonnige und schattige Abschnitte bekommen. «Die Seeforelle findet hier kiesige Stellen zum Laichen», erzählte Silvia, «Jungfische und Amphibien schätzen solche strömungsarme und stille Buchten.»

Im vergangenen November hatte sie extra den Sachkundenachweis für angehende Fischer gemacht, um auch mit den vielen Anglern rund um den See «fachsimpeln» zu können. «Ich will deren Sprache sprechen», begründete sie die Weiterbildung, «nur so kann ich die Angler auf eventuelles Fehlverhalten hinweisen und mich rechtfertigen.»

Der See wurde immer dunkler, als wir zur Schifflände in Birrwil fuhren. Hier überwintern Reiherenten, sie waren aber nur noch schwer erkennbar in der aufkommenden Dunkelheit. Sie kommen jedes Jahr zahlreicher wegen des wachsenden Futterangebots an Wandermuscheln. Wandermuscheln sind invasive Neozoen, welche hauptsächlich durch den regen Schiffsverkehr eingeschleppt wurden. Auffällig bei den Reiherenten sind der verhältnismässig kurze Schnabel und der runde Kopf, und die Männchen haben am Hinterkopf einen langen, herabhängenden Schopf.

Hunde gehören an die Leine

Die Ranger sind Ansprechpartner für alle Besucher, geben gerne Auskunft über die Landschaft, die Tier- und Pflanzenvielfalt rund um den See. Sie sorgen aber auch für die Einhaltung der geltenden Regeln. Und diese Regeln sind auf vielen Informationstafeln rund den See aufgestellt. Dass es aber immer Menschen gibt, für die solche Regeln nicht gelten, ist auch Silvia klar. «Anfänglich haben mich diese Konflikte schon sehr stark beschäftigt, heute gehe ich viel ruhiger auf solche Begegnungen ein.» Und Silvia kann diese Aussage kurz darauf beweisen. «Grüezi, Sie haben Ihren Hund nicht an der Leine», spricht sie eine Wanderin an, «es ist Leinenpflicht zum Wohle der Tiere rund um den See.» Die Hundehalterin versprach in nettem Ton, sich daran zu halten. Silvia erzählte von Begegnungen, die nicht immer so einfach und ruhig verliefen, und von «Wiederholungstätern», die ihr auf dem gleichen Kontrollgang nochmals begegneten.

Die Nacht verdrängte den grauen, nebligen Montag endgültig. Bei einem wärmenden Kaffee wusste Silvia noch von ein paar lustigen, aber auch nachdenklichen Begebenheiten mit Tieren und Menschen rund um den Hallwilersee zu berichten.

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