Magischer Abend: Die Csárdásfürstin verzauberte ihr Publikum

Beinwil am See Auf eine langjährige Tradition kann die Operette Beinwil am See zurückblicken. Mit «Die Csárdásfürstin» aus der Feder von Emmerich Kálmán präsentiert die Operette ihre 113. Inszenierung. Doch nicht nur die Zahl beeindruckt, auch allen Mitwirkenden auf und hinter der Bühne gelang es, dem Publikum einen magischen und sicherlich erinnerungswürdigen Abend zu bereiten. Regie führte Raschid Kayrooz, die musikalische Leitung hatte Andres Joho.

Das Stück wird noch bis Mitte März aufgeführt.Foto: Andreas Bolliger

1929 im Budapester Varieté Orpheum. Glücklich strahlend verkündete Varieté-Sängerin Sylva Varescu (Andrea Hofstetter) ihrem Bekannten Graf Boni (Fabio De Giacomi): «Ich reise nicht nach Amerika, ich bin verlobt.» Soeben, kurz bevor er einem Einberufungsbefehl folgen musste, hatte Fürstensohn Edwin von und zu Lippert-Weylersheim (Raimund Wiederkehr) Sylva einen Antrag gemacht – sogar offiziell auf Papier festgehalten und von Notar Kisch (Peter Gloor) beglaubigt. Es hatte Edwin einige Überzeugungskunst gekostet, seine Angebetete von der Wahrhaftigkeit seiner Gefühle zu überzeugen. Die erfolgreiche Sylva wollte eigentlich ihren Abschied vom Budapester Varieté feiern, um auf eine Amerikatournee zu gehen. Doch die Liebe zu Edwin trug den Sieg davon. Oder doch nicht?

Das Fürstenpaar von und zu Lippert-Weylersheim (Cornelia Krättli-Rieckmann und Peter Eichenberger) war schon lange strikt gegen die Verehelichung ihres Sohnes mit einer Chansonette. Boni präsentierte der Sängerin die Verlobungsanzeige, welche Edwins Eltern aufgegeben hatten: Darin hiess es, er werde seine Cousine Comtesse Anastasia (Raísa Ierone) heiraten. Empört über die vermeintliche Unehrlichkeit ihres Verlobten reiste Sylva nun erst recht nach Amerika, Boni im Schlepptau.

Ein beeindruckendes Ensemble und liebevolle Details

Von der ersten Minute an waren die Zuschauerinnen und Zuschauer im Löwensaal im Bann von Ensemble und Orchester. «Wenn Sie mich nicht hören, ist Ihr Empfang noch auf UKW», merkte Feri-Bacsi (Andreas Wuffli), ein Adliger sowie guter Kumpel Edwins, am Anfang an und sorgte für Erheiterung. Gleich darauf wirbelte das Varieté-Ballett in farbenfrohen Kostümen über die Bühne, um wenig später den bravourösen Auftritt von Sylva Varescu zu umrahmen. Das Publikum sparte nicht mit begeistertem Applaus, die gute Stimmung des Varietés sprang über. Lebemann Graf Boni, Feri und der Chor konnten mit «Alle sind wir Sünder – Die Mädis vom Chantant» die Ausgelassenheit der 20er Jahre spürbar machen. Im zweiten Akt bereitete Sylvas und Edwins Duett «Tausend kleine Englein singen» sicher dem einen oder anderen eine Hühnerhaut.

Nicht nur das gelungene Zusammenspiel von Solisten und den Mitwirkenden des Operettenvereins überzeugte. Auch das Kreativteam, von der Musik, über Regie, Choreografie über Kostüme bis hin zu Maske und Bühnenbild, hatte ganze Arbeit geleistet. So fielen liebevolle, kleine Details wie passend zum Stil der Zeit bestickte Handtäschchen, eine Illustrierte sowie ein altes Telefon mit Drehscheibe ins Auge. Zudem die schönen Kostüme, welche die Zusehenden ebenfalls ein Jahrhundert zurückversetzten.

Begeisterung für die Operette

«Für die Operette haben wir vor über einem Jahr begonnen, die Solistinnen und Solisten zu casten», berichtete Vereinspräsident Markus Bitterli. «Unser Chor probt seit August, die Solisten sind seit September dabei.» Zum Chor der Operette Beinwil zählen Laien aus der Region. «Sie alle sind mit Freude am Singen und Spielen dabei», führte Bitterli aus. Bevor überhaupt an Proben zu denken sei, stehe natürlich zunächst die Auswahl des Stückes an. Und das ist gar nicht so einfach. Der Vereinspräsident erläuterte: «Die Auswahl trifft der Vorstand. Es sollte schon eine recht bekannte Operette sein, die das Publikum anspricht. Ausserdem sollte die letzte Aufführung auf unserer Bühne etwa 20 Jahre her sein.» Weiter gelte es, auf die Bühnen in der Umgebung zu schauen, damit es nicht zu Doppelungen komme. Stolz sei der Verein auf die gute Zusammenarbeit mit dem Kreativteam: «Raschid Kayrooz führt nun zum dritten Mal Regie und auch Andres Joho ist als musikalische Leitung wieder mit dabei. Es sind alles tolle Leute», betonte Markus Bitterli. Rund 150 Personen auf und hinter der Bühne tragen zum Gelingen der Aufführungen bei. «Leider wird die Operette heutzutage nicht mehr so geschätzt», bedauert er. «Sie ist sozusagen das Musical des frühen 20. Jahrhunderts. Es wäre schön, wenn mehr Leute Lust hätten, sie kennen zu lernen.» «Die Csárdásfürstin», die erfolgreichste Operette von Emmerich Kálmán, sei ein wunderbares Beispiel dieser Kunstform. Beeindruckt von der Premiere zeigten sich Landammann Dieter Egli und Gemeindeammann Martin Grütter. Es sei ein atemberaubender, farbenfroher Abend gewesen, der einen in eine andere Welt entführt habe, so Grütter. Egli verwies auf die Zeit des Ersten Weltkrieges, in der die Operette entstand. Turbulent sei das Ende der 1920er Jahre gewesen, die Zeit, in der «Die Csárdásfürstin» in Beinwil spielt. Aktuell seien die Zeiten ebenfalls schwierig. Umso schöner, wenn es der Kunst gelinge, die Seele zu berühren. «Theater hat einfach etwas Magisches an sich», so das Fazit des Regierungsrates.

Doch wie ging es mit Sylva und Edwin weiter? Es folgten noch einige Verwicklungen, in denen auch Boni und Anastasia ihren Anteil hatten. Ausgerechnet Edwins adelsstolze Mutter wird bei der Lösung der Probleme eine interessante Rolle spielen.

Die Operette ist bis am 9. März zu sehen: www.operette-beinwil.ch.

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