Lenzburger schreibt fürstliches Buch

Lenzburg Mitten in Lenzburg wohnt ein bekannter Philatelist. Ein Philatelist beschäftigt sich mit Briefmarken und postalischen Belegen. Nun hat er gar im Auftrag von Fürst Albert aus Monaco ein Buch geschrieben.

Eric Scherer beim Empfang durch Fürst Albert II. von Monaco. Foto: Club de Monaco
Eric Scherer beim Empfang durch Fürst Albert II. von Monaco. Foto: Club de Monaco

Alles begann mit einer Briefmarkensammlung. «Ich stamme noch aus einer Zeit, in der Briefmarkensammeln als Jugendlicher ein geläufiges Hobby war», so der 57-jährige Eric Scherer. Da er Verwandte in den USA hatte, die ihm regelmässig Briefe schrieben, trumpfte er schon früh mit Briefmarken aus dem Ausland auf und trat einem lokalen Verein bei. Aus dem Hobby wurde eine Leidenschaft, der er bis heute nachgeht.

Anfrage aus dem Haus des Fürsten

Den vorläufigen Höhepunkt seiner Philatelisten-Karriere erlebte Scherer Ende 2022. Der monegassische Fürst Albert II. fragte um seine Dienste. Das Postmuseum in Monaco, das auch die fürstliche Sammlung beherbergt, veranstaltet nämlich alle zwei Jahre eine Ausstellung zu jeweils zwei Schwerpunktthemen. Eines der Themen 2022: Indien. Ein Gebiet, auf dem Scherer als einer der weltweit führenden Experten gilt. Klar also, dass er im Rahmen dieser Ausstellung seine Sammlung ausstellen sollte. Doch nicht nur das: Zu jeder Ausstellung und jedem Schwerpunktthema publiziert das Museum traditionell ein Buch – und fragte Scherer an, ob er das Buch zum Schwerpunkt Indien verfassen würde. Langer Rede kurzer Sinn: Die Geschichte endet damit, dass Scherer das Buch verfasste. Es erschien in einer Auflage von 1000 Stück.

Einladung zu Fürst Albert

Doch mit der Herausgabe des Buches nicht genug. Fürst Albert II. lud den Lenzburger nach Monaco in das Hotel de Paris zum Galadinner ein. «Der Fürst ist sehr bodenständig und gut vorbereitet. Er wusste genau, wer ich bin», so Scherer. Seine philatelistische Leidenschaft zu Indien brachte ihn aber nicht nur bis Monaco. Sogar eine Anfrage aus Indien erhielt er. «Ich durfte in Indien zehn Tage lang an verschiedenen Orten meine Forschung vorstellen», so Scherer. Sein Werk handelt von der Geschichte Indiens zwischen 1500 und 1820 – von dem Eintreffen der ersten portugiesischen Flotte 1498 an der indischen Westküste über die Kolonialisierungsbestrebungen unterschiedlicher europäischer Mächte bis zur Konsolidierung der britischen Vorherrschaft am Ende der napoleonischen Kriege. «Dass die Briten in Indien Fuss fassen konnten, hat auch massgeblich damit zu tun, dass sie in Infrastruktur investierten. Die Geschichte der britischen Machtergreifung und die Geschichte des Postwesens in Indien hängen auf das Engste zusammen», so Scherer. Und erklärt: «Alle anderen Nationen haben sich an den Küsten Indiens festgesetzt und versucht, den Handel zu kontrollieren. Nur die Briten haben in Infrastruktur investiert und ein Postsystem entwickelt.»

The struggle for dominance on the Indian subcontinent

Das Buch mit dem Titel «The struggle for dominance on the Indian subcontinent» ist auf Englisch und Französisch beim Postmuseum Monaco bestellbar.Tanja Isler

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