Lenzburg investiert in Lebensraum Wald
Lenzburg Mit einem wachen Blick für die Bedürfnisse der Bevölkerung investiert die Ortsbürgergemeinde jedes Jahr grosse Summen in den Lenzburger Wald. Beim traditionellen Waldumgang im Lind wurde deutlich, wie vielfältig die Aufgaben sind – und wie sehr alle von einem gepflegten, naturnahen Forst profitieren.
Rund 30 Personen fanden sich am Samstagnachmittag im Waldgebiet Lind ein, wo die Forstdienste Lenzia und die Ortsbürgergemeinde Lenzburg zum diesjährigen Waldumgang eingeladen hatten. Bei wechselhaftem Wetter konnten Interessierte an verschiedenen Posten Einblick in die tägliche Arbeit der Forstleute und die aktuellen Themen rund um den Lenzburger Wald gewinnen.
Wege, Sicherheit und Erholung
Andreas Schmid, Vizeammann und Ressortvorsteher Forst, eröffnete die Veranstaltung und stellte die besonderen Eigentumsverhältnisse vor: «99 Prozent des Lenzburger Waldes gehören der Ortsbürgergemeinde. Früher war das eine wichtige Einnahmequelle – heute investieren wir Jahr für Jahr zu Gunsten der Allgemeinheit.» Im Rahmen seines Postens präsentierte Schmid die wichtigsten Zahlen und Fakten rund um die Finanzen: Das jährliche Budget der Ortsbürgergemeinde für den Wald liegt bei maximal 215000 Franken, wobei dieses traditionell nicht vollständig ausgeschöpft wird. Der grösste Teil der Mittel fliesst in den Unterhalt und die Sanierung der Waldstrassen – ein Angebot, das fast ausschliesslich der Öffentlichkeit dient: «Für die Bewirtschaftung des Waldes würden schlammige Pisten völlig ausreichen. Aber wir wollen, dass auch Spaziergänger, Familien mit Kinderwagen und Sportler den Wald bequem und sicher nutzen können.»
Zu den sogenannten Grundleistungen, die mit den Gewinnen aus der Waldbewirtschaftung für alle fünf Mitgliedsgemeinden finanziert werden, zählen etwa der laufende Unterhalt der Strassenentwässerung und der Rückschnitt entlang der Waldwege. Diese Dienstleistungen werden nicht in Rechnung gestellt. Wer mehr will, bezahlt – und Lenzburg wolle mehr, so Schmid. Die Ortsbürgergemeinde stellt zusätzliche Angebote bereit, von Rastplätzen über Bänkli bis hin zu Brennholz, das an gut besuchten Feuerstellen zur Verfügung steht: «Gerade an schönen Maitagen bräteln hier bis zu vier Schulreisen gleichzeitig. Ohne bereitgestelltes Holz wäre der Wald rasch abgegrast – und die Cervelats müssten kalt gegessen werden.» Auch Sicherheit wird grossgeschrieben: Steht ein gefährlicher Baum in der Nähe eines Rastplatzes oder Weges, wird er zeitnah entfernt – und nicht erst beim nächsten Holzeinschlag. «Das alles sind freiwillige Leistungen, die einzig der Bevölkerung zugutekommen», so Schmid.
Natur erleben, Arten schützen
Die vielfältigen Aufgaben der Ortsbürgergemeinde gehen weit über Wegunterhalt und Infrastruktur hinaus. Im Bereich Naturschutz spielt Lenzburg seit Jahren vorne mit: «Jeder Franken, den wir hier investieren, löst in der Regel zwei oder drei Franken an Kantons- und Bundesbeiträgen aus. So können wir zum Beispiel gezielte Massnahmen für Amphibien und andere seltene Arten finanzieren», sagte Schmid. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Waldbildung. Die Ortsbürgergemeinde stellt Waldplätze für Kindergärten, Schulen und private Waldspielgruppen zur Verfügung. «Wir sind überzeugt, dass es gerade Kindern, die in einer Stadt aufwachsen, guttut, den Wald als Erlebnis- und Lernraum kennenzulernen. Jedes Lenzburger Schulkind soll während seiner Schulzeit zwei- bis dreimal mit dem Forstbetrieb draussen sein», so Schmid weiter. Im weiteren Verlauf des Nachmittags stellte die Waldspielgruppe «Waldmüsli» ihr pädagogisches Konzept und ihre Erfahrungen im Lenzburger Wald vor. Anschliessend informierte Thomas Waltenspühl über die Amphibienarten, die im Stadtwald heimisch sind, und erläuterte, mit welchen Massnahmen diese geschützt werden. Um die Artenvielfalt gezielt zu fördern, wurden unter anderem im vergangenen Winter neue Tümpel im Bergfeld errichtet. Bereits im Frühling dieses Jahres konnten dort seltene Amphibienarten beobachtet werden – ein schönes Erfolgserlebnis.
Weshalb die Waldstrassen nach einer Sanierung oftmals über längere Zeit gesperrt bleiben und warum insbesondere Reiterinnen und Reiter deutlich grössere Umwege in Kauf nehmen müssen als Fussgängerinnen und Fussgänger, erklärte Marcel Zurbuchen. Spannende Einblicke bot zudem der Posten der Jagdgesellschaft Birch-Lind: Die Teilnehmenden erfuhren, wie man sich bei einem Wildunfall richtig verhält und worauf bei der Nachsuche zu achten ist.
Ausklang an der Römersteinhütte
Nach dem Rundgang versammelten sich die Besucherinnen und Besucher bei der Römersteinhütte. Bei Fleischkäse und Kartoffelsalat liessen sie den Nachmittag gemütlich ausklingen und nutzten die Gelegenheit, sich über ihre Eindrücke auszutauschen.