Im Hamsterrad

«Das Leben ist eine Reise und nicht ein Ziel, sei unterwegs, geniesse den Moment und den Weg.»
Gefangen im Alltagstrott, vorwärtshangeln von Ferien zu Ferien. Wer kennt das nicht? Manchmal scheint der Berg der Anforderungen unüberwindbar, man wird zum Reagieren gezwungen. Wieso wird so viel, was man gerne machen würde, auf später verschoben, warum werden die eigenen Bedürfnisse so oft hintenangestellt?
Die Antwort liegt nahe: Aufgrund unserer Erziehung, weil es den antrainierten Mustern und dem Zeitgeist entspricht. Lebensqualität und Erfüllung werden in direkte Abhängigkeit zu Leistung und rastlosem Tun gestellt. Die Möglichkeit, über das einfache Sein zur Sinnfindung zu gelangen, wird nicht zugelassen. Stets rennen, kaum atmen, immer höher, immer schneller und wo bleibt das Leben? Es lohnt sich, zwischendurch mal innezuhalten und den Dauerlauf zu stoppen. Die Überraschung wird gross sein, das langsame Gehen führt zu den besten Antworten.
Das Steuerrad in der eigenen Hand zu halten, ist lohnend. Die persönlichen Gestaltungs- und Handlungsspielräume sind oft grösser als angenommen. Gerade bei kleinen Dingen lohnt es sich, kreative neue Muster zu trainieren. Das Leben ist eine Reise, welche es auszukosten gilt. Mit wenig Training und Aufmerksamkeit kann der bewusste Ausstieg aus dem Hamsterrad immer wieder gelingen. Die Qualität des Unterwegsseins ist bestimmend, das Ankommen wird zur Nebensache.
Tipp: Stündliche Unterbrechung des Arbeitsrhythmus schafft Klarheit. Regelmässige Positionsänderungen und kurze Atemübungen schärfen die Momentaufnahme. Schon wenige Atemzüge, bewusst wahrgenommen, helfen, den Geist zu beruhigen und die Konzentration zu bündeln. Nur Mut, auf zu neuen Wegen.Jörg Kyburz
Unter «Tipp zum Alltag» schreiben Jörg Kyburz und Volker Schulte jeweils in der letzten Ausgabe des Monats an dieser Stelle über psychologische Aspekte im Alltag. Die beiden Autoren leiten den CAS-Studienlehrgang Achtsamkeit in Lenzburg.