Hampel*innen
Marionetten sind ja aktuell hoch im Kurs. Zweifellos und nicht zu übersehen, überall, in den News und tagesaktuell. Digital und live gestreamt, Socken-, Stab- und Gliederpuppen, Kasper, Clowns, Karikaturen.
Alt, uralt, weltweit beliebt sind und waren Puppen und das Possenspiel. Erfreuten sich schon die Hellenen – so Archäologen – sogenannter «Neurospasmata» – vor den Tempeln; Pharaonen im Land der Pyramiden. Gleich gebaut mit Sehnen/Fäden, Gliedern, Attributen, seit Jahrhunderten; bei den Chinesen, Indern und Burmesen. «Opera dei Pupi» auf Sizilien, im Iran «Kheimeh Shab Bazi». Die nächtliche Show in einer Puppenbude: Gut getrickst, gekonnt gespielt verzaubern Puppen, Scaramouche und Pulcinella Klein und Gross – mit Orchester, Trommelwirbel und Gefolgschaft im Theater. Wahre Künstler der Romantik liessen Marionetten schweben. Die Schwerkraft ausser Kraft gesetzt. In der Manege, fasziniertes Publikum, getäuscht vom meisterlichen Spiel – von Spielern, Spielerinnen.
Ach Mensch! Wie verblüffend ist das Hampelspiel, kindlich fröhlich in der Oper. Welch Theater, traurig, bitter ernst auf grosser Bühne: Oval Office, Roter Platz, Gaza, Kumsusan – Palast der Sonne. Bunt schillernd flimmernd, Schlag auf Schlag, Trumpf um Trumpf, Zug um Zug, wie ein Kartenspiel, abgekartet, ausgehandelt, blind? Wenn im Marionettenstaat Hampel*innen hampeln; Strohmänner, Drahtzieher, Hintermänner gaukeln, schaukeln, drehen Facts zu Fake, Wahrheit spielt gar keine Rolle. Trolle, Avatare, Deep Fake, grosses Kino, leider nicht im Sinn «Blockbuster», sondern aufgeblasen. Potemkinsches Dorf!
Die Moral von der Geschicht? Die Fabel schrieb schon Margaretha Kieser (1829–1901), Lenzburgs Dichterin: Hampelmann: «Ja, ja, ich bin’s, schaut mich nur an. Ich bin der Herr von Hampelmann! Ich treib gar eine schöne Kunst und bitt’ daher um eure Gunst!». Kinder: «Was Kunst? Du schlenkerst nur das Bein, verstehest das auch nicht allein! Wer gar nichts aus sich selber kann, den nimmt man nicht als Künstler an!» Wem das nicht klar genug, den klärt auf ihr Lebensspruch: «Rede und nid dänke isch fahre, ohni z länke».
«Schatzkammer». Hier stellen Mitarbeitende des Museum Burghalde Lenzburg jeweils spannende Geschichten und originelle Fundstücke vor.