Gesucht: Nachwuchs für die Dorfpolitik

Region Wie findet man Nachwuchs für ein politisches Amt in einer Gemeinde? Noch dazu mit kleinem Pensum und hohen Erwartungen? Mit einem öffentlichen Info-Anlass hofft man in Staufen, mögliche Kandidaten für das Amt des Gemeinderates zu begeistern.

Wildwest-Szenen in Staufen? Piraten auf dem Staufberg? Faustrecht im Dorf? Die KI hat der Illustratorin Wanda Mirjana ein unschönes Bild von Staufen beschrieben. Foto: zvg

Wildwest-Szenen in Staufen? Piraten auf dem Staufberg? Faustrecht im Dorf? Die KI hat der Illustratorin Wanda Mirjana ein unschönes Bild von Staufen beschrieben. Foto: zvg

Im Wallis soll eine kreative Sensibilisierungskampagne Polit-Nachwuchs bringen.Foto: zvg

Im Wallis soll eine kreative Sensibilisierungskampagne Polit-Nachwuchs bringen.Foto: zvg

Noch ist der Gemeinderat zwar voll besetzt, aber im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen im Herbst und die Tatsache, dass Gemeindeammann Katja Früh und Gemeinderat Gallus Zahno kürzlich bekannt gaben, bei den kommenden Wahlen nicht mehr anzutreten, bereits auf Nachfolgesuche.

Mit einem öffentlichen Info-Anlass am Montag, 10. Februar, im Zopfhuus soll der Bevölkerung das Amt des Gemeinderates schmackhaft gemacht werden.

Gemeinden kämpfen um Nachwuchs

Jede zweite Gemeinde in der Schweiz kämpft damit, geeignete Kandidaten für ihre Ämter zu finden.

Das Problem kennt man auch in der Region, beispielsweise in Brunegg. Nachdem Ruth Imholz 2023 als Gemeindepräsidentin zurückgetreten war, wollte auch Vize Zandonella sich aus dem Gremium zurückziehen. Das war nicht nur angedacht, sondern auch schon publik gemacht. Sie würde gehen, sobald der neue Gemeinderat Emanuel Jaggi sich eingearbeitet habe und auch bereit sei, das Präsidium zu übernehmen.

Zandonella und Schmid treten nicht mehr an

Aber es kam ganz anders. Aus beruflichen Gründen zog Emanuel Jaggi aus dem 900-Seelen-Dorf weg. Als Nachfolgerin oder Nachfolger liess sich niemand finden, weshalb sich Vize-Gemeindeammann Beatrice Zandonella 2023 für das Amt aufstellen liess, statt sich, wie geplant, aus dem Gemeinderat zurückzuziehen. «Die Jüngeren können oder wollen nicht, viele der Alteingesessenen waren bereits einmal im Gemeinderat», sagt Zandonella und beschreibt damit ein Problem, das viele, besonders kleinere Gemeinden im Aargau und der ganzen Schweiz, kennen. Im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen im Herbst gibt sie nun aber definitiv ihren Rücktritt bekannt – und auch jenen von Ratskollege Peter Schmid: «Peter Schmid und ich werden definitiv per Ende 2025 zurücktreten. Bislang sind noch keine möglichen Ersatzkandidaten bekannt, obwohl wir seit vergangenem Jahr intensiv suchen», so Zandonella. Von den verbleibenden drei Gemeinderäten, Michael van Toorn, Thomas Brügger und Mario Blasucci, werde niemand das Präsidium übernehmen, folglich werden zwei Gemeinderäte gesucht, davon müsste einer oder eine bereit sein, das Präsidium zu übernehmen. «Das wird in unserer Gemeinde keine leichte Aufgabe», lässt Zandonella wenig hoffnungsvoll verlauten.

Innovative Kampagne im Wallis

Wie Brunegg kämpfen viele Schweizer Gemeinden um Polit-Nachwuchs. Gefragt sind Anreize und innovative Wege. Im Wallis etwa sorgt die Kampagne «Sitz dich ein! – Nimm Platz im Gemeinderat.» zurzeit für Aufsehen. Die Idee: Vor der Gemeindekanzlei in Naters (VS) steht ein grosser, weisser Stuhl. «Sitz dich ein! Nimm Platz im Gemeinderat», fordert er Passanten auf. Herzstück der Kampagne ist die Website www.sitzdichein.ch. Sie bietet potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten einen niederschwelligen Überblick über alle wichtigen Informationen: das Wahlverfahren, das Schweizer Milizsystem oder auch Tipps, wie sich das Amt besser mit Familie und Beruf vereinbaren lässt. Zur Kampagne gehören weiter Plakatwerbungen, Social-Media-Beiträge und Flyer, die teilweise mit Zwinkerbotschaften wie «Sitz dich ein oder bist du nur ein Wohner» daherkommen.

Ob die Kampagne im Hinblick auf die Gemeinderatswahlen im Herbst Wirkung haben wird, wird sich zeigen. Innovativ ist die Idee allemal.

Schwellenängste nehmen

Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, ein zu grosser Respekt vor den Aufgaben oder Hemmungen, weil man vermeintlich noch nicht lange genug in der Gemeinde wohnt. Das können mögliche Gründe sein, weshalb Leute sich zurückhalten und nicht für kommunale Ämter wie den Gemeinderat kandidieren.

Mit einem Info-Anlass am Montag, 10. Februar, an dem der Gemeinderat seine Arbeit vorstellt, Einblicke in die Tätigkeiten als Gemeinderat gibt und für Fragen und Auskünfte zur Verfügung steht, hofft man in Staufen, die Bevölkerung zu motivieren und Schwellenängste abzubauen. «Wir brauchen engagierte Leute, die initiativ und kommunikativ sind», sagt Gemeinderat Gallus Zahno und ergänzt: «Als Gemeinderat geht man zwar eine Verpflichtung ein, man kann aber auch seine Fähigkeiten und Talente einbringen und sich persönlich weiterentwickeln. Die Übernahme eines Gemeinderatsamtes eröffnet sowohl persönlich als auch beruflich vielfältige Mehrwerte.»

Austauschabend mit dem Gemeinderat Stau-fen: Montag, 10. Februar, 19.30 Uhr, Zopfhuus Staufen.

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