Freiwillig im Gefrierfach

Illustration: Achtsamkeit Schweiz AG

Illustration: Achtsamkeit Schweiz AG

Joe Taugwalder

Joe Taugwalder

Wir checken im Schwarzwald Hotel ein. So kurz nach Weihnachten freue ich mich auf ein paar Tage Erholung mit Wellness und gutem Essen. Obwohl, von Letzterem gab es über die Feiertage mehr als genug.

Als ich die Spa-Angebote überfliege, bleibt mein Blick bei der Kryo-Kältekammer hängen. Schon immer hat mich das Eisbaden fasziniert, doch den Mut dafür hatte ich nie. Die hoteleigene Kältekammer mit 110 Grad Minus verspricht dieselben Effekte: Wertvolle Stoffe sollen ausgeschüttet werden, die Durchblutung steigt, es wirkt entzündungshemmend und kurbelt den Stoffwechsel an. Und das Beste – ganz ohne Wasser scheint es viel leichter machbar. Noch bevor wir das Zimmer beziehen, melde ich mich an. Am nächsten Nachmittag stürze ich mich voller Vorfreude in die Badehosen und nehme sicherheitshalber Socken mit. Im Vorraum erhalte ich Stirnband, Wollhandschuhe sowie dicke Socken und Adiletten. Der erste Raum der Kältekammer hat «nur» minus 60 Grad – eine Vorstufe, um sich 30 Sekunden lang an die Kälte zu gewöhnen. Das tue ich jedoch nicht. Denn 60 Grad minus fühlen sich in Badehosen unnatürlich kalt an. Jetzt steigt meine Nervosität, und als die Tür zu den minus 110 Grad aufgeht und mir ein frostiger Dampf entgegenkommt, wünsche ich mir, nicht immer auf solche Ideen zu kommen. Vielleicht wäre Eisbaden doch angenehmer. Drei Minuten soll der Spass dauern. Danach stürme ich aus der Kammer in die vermeintliche Wärme. Finger, Zehen und Nase sind wie vereist. Der Rest des Körpers fühlt sich ebenfalls eingefroren an. Doch kurz darauf schiesst das Blut durch den Körper – und mit ihm dieses gute Gefühl. Ein sehr gutes sogar. An diesem Tag wärmt mein Körper nicht mehr richtig auf und ich beschliesse, es als gemachte Erfahrung abzuhaken. Doch eines nehme ich für die kalte Jahreszeit mit: Wenn ich der Kälte begegne, nutze ich den Moment für eine achtsame Übung. Ich versuche die Kälte nicht wegzuschieben. Stattdessen spüre ich bewusst die Empfindungen auf der Haut, den Atem, und nehme neugierig wahr, wie sich die Kälte anfühlt. Und wenn ich wieder genug davon habe, setze ich mich mit einer Wolldecke in die warme Stube und trinke eine Tasse heissen Tee.

«Tipp zum Alltag». Hier schreiben Dozenten des CAS-Studienlehrgangs Achtsamkeit in Lenzburg jeweils in der letzten Ausgabe des Monats über psychologische Aspekte im Alltag. Die Autoren wechseln sich ab.

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch22.10.2025

post aus aarau

Nach den Herbstferien begrüsst uns Grossratspräsident Markus Gabriel, SVP, pünktlich zur heutigen Tagung.

Zum ersten Mal steht die kürzlich eingebaute…

Dieter Neuenschwander bereitet die Päckli für die Packpresse vor.Foto: Verena Schmidtke
Im Gespräch22.10.2025

Leidenschaft und Ideen für gelungenen Süssmost

Leutwil Vor drei Jahren übernahm Dieter Neuenschwander aus Leutwil im Zuge einer Nachfolgeregelung recht kurz entschlossen eine Mosterei. Zu schade wäre es…
Arbeitet auf Schloss Wildegg: Gärtnerin Melissa Gögele.Foto: MA/Pascal Meier
Im Gespräch22.10.2025

Gartentipp

Mit dem Herbst werden die Tage kürzer, die Blätter verfärben sich und die Temperaturen sinken. Nun ist es an der Zeit, den Garten langsam einzuwintern.

Es…