Forschung zum Mitreden: «Nöis Gschmöis» lädt zur Dialektforschung ein

Partizipation Sprache, insbesondere der Dialekt, kann Heimat sein. Welche Besonderheiten gibt es eigentlich in der Region Lenzburg und im Seetal? Dieser Frage geht ein Forschungsprojekt der Uni Zürich, unter der Leitung der Germanistik-Professorin Anja Hasse, nach. Die App «Nöis Gschmöis» lädt die Bevölkerung dazu ein, sich aktiv daran zu beteiligen.

Wie verneinen Sie? Und wieso verneinen wir im Mittelland «ned» alle gleich?Foto: UZH

Wie verneinen Sie? Und wieso verneinen wir im Mittelland «ned» alle gleich?Foto: UZH

Mit einfachen Fragen kommt man per App zu genauen Ergebnissen.Screenshot: rfb

Mit einfachen Fragen kommt man per App zu genauen Ergebnissen.Screenshot: rfb

Nuancen in der Sprache machen sich oft erst beim Reflektieren bemerkbar.Screenshot: rfb

Nuancen in der Sprache machen sich oft erst beim Reflektieren bemerkbar.Screenshot: rfb

Das Projekt läuft seit Januar 2025, abgeschlossen wird es im August 2026 sein», erläutert Anja Hasse im Gespräch und betont: «Es ist kein klassisches Forschungsprojekt, sondern es geht vielmehr um Wissenschaftskommunikation. Unser Schwerpunkt liegt darin, das Vorhaben gemeinsam mit der Bevölkerung zu erarbeiten.» Angesprochen dürfen sich dabei alle fühlen, die Schweizerdeutsch sprechen oder mehr dazu erfahren möchten. «Alle sind eingeladen, sich zu beteiligen», unterstreicht Hasse das Ziel des Projektes.

Zur Teilnahme sei im Projekt die App «Nöis Gschmöis» entwickelt worden, seit August sei diese in den Appstores verfügbar. In den Monaten bis zur Veröffentlichung habe sie das Konzept und die Fragestellungen entwickelt, so die Professorin.

Wer sich beteiligt, kann sich Beispiele zu verschiedenen Aussprachmöglichkeiten anschauen und auswählen, welche zum eigenen Dialekt passt. Ausserdem dürfen Sätzen im eigenen Dialekt eingesprochen werden. Daraus lassen sich die verschiedenen Dialekte auf einer Landkarte abbilden. «Der Aargau ist sehr spannend, da es ein politischer Kanton ist», führt Anja Hasse aus. «Im Aargau gibt es etwa vier Dialektregionen, diese sind innerhalb dieser Regionen wieder unterschiedlich.» Schon während des laufenden Projekts werden im Blog Karten veröffentlicht, die auf gewonnenen Daten basieren – ein spannender Einblick in das laufende Vorhaben.

Ein Beispiel für die Region Lenzburg

Für die Region Lenzburg präsentiert die Germanistin als Beispiel eine Karte und informiert: «Die Karte basiert auf den Daten der App ‹Nöis Gschmöis›, Stand: 18.9.2025. Sie zeigt verschiedene Arten, wie man ‹nicht› sagt.» Dargestellt sei pro Bezirk immer nur die häufigste Antwort. Je dunkler die Fläche, desto einheitlicher die Antworten. In Bezirken, die schraffiert sind, betrage die Verteilung der beiden Antworten je 50 Prozent. Auf dieser Karte seien verschiedene Aussprachen von «nicht» zu finden. Rot stehe für Aussprachen wie «nid» oder «nit», braun für Aussprachen wie «nöd» oder «nöt».

«Mit Blick in den Osten ist Lenzburg der erste Bezirk auf dieser Karte, wo Aussprachen wie ‹nid› oder ‹nit› überwiegen», erklärt Anja Hasse. «Hier beginnt der rot eingefärbte Bereich, der sich vom Bezirk Lenzburg aus weiter in den Westen, den Norden und den Süden ausbreitet. Östlich davon sind die Bezirke braun eingefärbt; hier überwiegen Aussprachen wie ‹nöd› oder ‹nöt›.» Der Bezirk Lenzburg liege also quasi an einer Grenze, wobei diese östlich des Bezirks liegt. «Dennoch gibt es hier verschiedene Arten, ‹nicht› zu sagen, deshalb ist der Bezirk ‹nur› hellrot eingefärbt», stellt sie anschaulich dar.

Zur Freude der Forschungsgruppe erfreut sich «Nöis Gschmöis» nicht geringer Beliebtheit. Hasse dazu: «Sie war bald unter den Top 25 der regional heruntergeladenen Apps.» Neben der App lädt das Projekt zu Workshops und Podiumsdiskussionen. «Am 14. Oktober gab es einen in Aarau, der gut besucht wurde. So kamen beispielsweise vier Schulklassen, die mit Expertinnen über Dialekte ins Gespräch kamen», teilt sie mit. Für sie seien Dialekte ein interessantes Forschungsgebiet: «Hochdeutsch ist eine recht normierte Sprache, während Dialekte eher eine natürlich gewachsene Form davon sind. Es ist spannend zu sehen, wie Strukturen und Wortschatz sich mit der Zeit verändern.»

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