«Es ist Zeit für die jüngere Garde»
Urs Welti prägt seit 15 Jah-ren als Präsident der «Schlossgeischt-Schränzer» die Ge-schicke der Guggenmusik. Gleichzeitig mit dem 30-Jahr- Jubiläum des Vereins wird er im kommenden Mai zurücktreten.
Urs Welti hat als Präsident nicht nur die Schlossgeischt-Schränzer geprägt, umgekehrt ist dies auch der Fall. Denn er ist seit seinem 17. Lebensjahr bei den Schlossgeischt-Schränzern mit dabei. «Heute ist das nicht mehr möglich, da muss man schon 18 Jahre alt sein», hält er schmunzelnd fest. Ausser, man hält sich an die U-18-Regelung. Das heisst, die Eltern müssen ihr schriftliches Einverständnis abgeben und der oder die Jugendliche wird unter die Fittiche eines Vereinspaten gestellt.
Der Rücktritt auf die Generalversammlung im Mai 2017 kommt nicht überraschend, Welti hat dieses Ansinnen schon seit längerem kommuniziert, und auch die Nachfolge ist so gut wie geregelt. «Es ist an der Zeit, dass die jüngere Garde zum Zug kommt. Nach einer so langen Zeit schleicht sich eine gewisse Betriebsblindheit ein», ist Welti überzeugt. Es sollen neue Ideen einfliessen können und so den Verein für die Zukunft agil halten.
Mit Leidenschaft für den Verein
Urs Welti ist ein Präsident, welcher sein Amt mit Herzblut ausführt und sich mit Leidenschaft für den Verein einsetzt. Ganz nach der Devise: «Wenn schon, denn schon.» In seine Amtszeit fallen so einige Höhepunkte. Die Schlossgeischternacht wurde ins Leben gerufen, er setzte sich dafür ein, dass der Kinderumzug und das Guggentreffen trotz einiger Hochs und Tiefs Fortbestand haben. Mit dem Gauklerfestival sind auch die «Schränzer» mitgewachsen, und über die Jahre konnte man sich tolle Auftritte während der Fasnachtszeit ergattern. Der Verein kann sich über eine stabile Mitgliederzahl von rund 40 Mitgliedern erfreuen, und auch die finanziellen Möglichkeiten lassen nichts zu wünschen übrig. «Hinter all dem stehe aber nicht nur ich als Präsident, sondern das Erreichte war nur mit einem engagierten Team möglich, welches am gleichen Strick zog. Die Kameradschaft ist das A und O eines Vereins», windet er seinen Mitstreitern ein Kränzchen.
Viele unvergessliche Augenblicke
Welti kommt ins Nachdenken bei der Frage, welches für ihn einer der unvergesslichsten Augenblicke war. «Wenn ich die Programme so durchblättere, kommen mir von jedem Auftritt gute Erinnerungen. Etwas vom Schönsten sind aber sicher die Heimauftritte an der Schlossgeischternacht. Ein Konzert vor 1000 Personen, das war schon phänomenal», schwärmt Welti.
Die Kakofonie war einmal
Während der vergangenen Jahrzehnte machte die Lenzburger Guggenmusik – wie auch alle anderen – einen starken musikalischen Wandel durch. Von der Kakofonie hin zur konzertanten Musik. «Während man früher mit etwas Refrain, Rhythmus und einstimmig ordentlich Applaus bekam, spielen wir heute auf hohem Niveau, mehrstimmig und mit diversen Registern. Vom Beginn bis heute liegen Welten», erklärt Welti. Wie gut die Schlossgeischt-Schränzer sind, zeigte sich kürzlich bei einem Engagement. Die Lenzburger Guggenmusik wird an den Weltcuprennen in Garmisch Partenkirchen den musikalischen Part übernehmen. Sie hat sich mit ihrer Präsentation gegen so einige Gruppen erfolgreich durchgesetzt. «Dieses Januar-Wochenende wird ganz sicher strapaziös, aber unvergessen werden», freut sich Welti schon jetzt.
Mit «Jubiläums-Kostüm» an der Schlossgeischternacht
Vorfreude ist auch auf die kommende Schlossgeischternacht zu spüren, dann wird das neue Kostüm vorgestellt. «Wir haben uns zum 30-Jahr-Jubiläum etwas Besonderes ausgedacht. Es wird kein Fantasiekostüm sein», macht der Präsident neugierig. Die Kostümwahl ist eines der wenigen Dinge, bei welchen Welti als Präsident etwas mehr Gewicht beim Entscheid hat, sonst sind die Hierarchien bei der Guggenmusik ziemlich flach. «Nur so funktionierts», bringt Welti die Erfolgsstory der Schlossgeischt-Schränzer auf den Punkt.
Ob es ihm gelingt, so ohne weiteres in die zweite Reihe zurückzutreten? «Das weiss ich auch noch nicht so genau», meint er lachend. Überlegt hat er sich auf jeden Fall schon, von der Trompete in der vorderen Reihe in die hinterste Reihe ans Sousafon zu wechseln. «Da wäre ich dann am gleichen Platz wie mein Vorgänger Daniel Kühne.»