Erste Eindrücke der neuen Grossräte
Am Dienstag begann die neue Amtsperiode des Grossen Rats. Erstmals mit dabei waren fünf Vertreter aus der Region Lenzburg-Seetal. Die regionalen Novizen im Kantonsparlament beantworten sechs Fragen der Redaktion.

In einer kurzen Sitzung mit mehr gesellschaftlicher denn politischer Relevanz wurde die Legislatur 2017–2020 des Grossen Rates am Dienstag eröffnet. 5 der total 15 Grossräte aus dem Einzugsgebiet von «Lenzburger Bezirks-Anzeiger» und «Der Seetaler/Der Lindenberg» wurden dabei erstmals in Pflicht genommen.
Die regionalen Grossrats-Rookies sind allesamt keine politischen Neulinge. Rolf Jäggi (SVP, Egliswil), Daniel Mosimann (SP, Lenzburg) und Gérald Strub (FDP, Boniswil) stehen alle aktuell ihren Gemeinden als Ammann vor. Der Transport-Unternehmer Christian Merz (SVP, Beinwil am See) war bis 2013 an seinem Wohnort schon Gemeinderat und Vizeammann. Sabine Sutter-Suter sass neun Jahre im Lenzburger Einwohnerrat.
Die Antworten auf die Fragen zum Legislaturstart:
Rolf Jäggi, SVP, Egliswil
1. Zur ersten Sitzung reiste ich mit voller Motivation und Freude – ja sogar mit Stolz, dass ich im Kantonsparlament des Kantons Aargau Einsitz nehmen darf. Im Gegenzug spürte ich eine grosse Verantwortung und Respekt gegenüber den Wählerinnen und Wählern, der Region und dem ganzen Kanton.
2. Die herzliche und unterstützende Gratulation meiner Lebenspartnerin und meiner Familie. Dieser Rückhalt ist für mich enorm wichtig, damit ich mich auf meine Arbeit in der Politik konzentrieren kann.
3. Ja, ich habe am Anlass teilgenommen. Für das Amt als Grossrat habe ich viele wichtige Informationen mitgenommen, wie es im Parlament abläuft. Das persönliche Kennenlernen vom Parlamentsdienst empfand ich ebenfalls als sehr positiv. Natürlich gab es auch Einführungen in Sachgebiete, die mir als Gemeindeammann nicht neu waren.
4. Ich bin mir bewusst, dass ich mir neben meiner beruflichen Tätigkeit und dem Amt als Gemeindeammann die Zeit sehr effizient und strukturiert einteilen muss. Ich bin aber auch überzeugt, wenn man die Aufgaben mit Freude und Motivation angeht, bringt man alles unter einen Hut. Ohne meine Lebenspartnerin, welche mir den Rücken freihält, wäre dies nicht so einfach machbar.
5. Dass die problematische Verkehrssituation im Bezirk Lenzburg im Kantonsparlament und bei der Regierung wahrgenommen wird, dafür werde ich mich einsetzen. Die innere Sicherheit sowie weniger Bürokratie für die Unternehmungen sind mir ebenfalls grosse Anliegen, für die ich mich einsetzen werde. Beruflich wie auch als Gemeindeammann bin ich es gewohnt, dass ich mich in jedes Thema bzw. Dossier schnell und fundiert einarbeiten muss. Nur der konstruktive Umgang mit den politischen Herausforderungen bringt den Kanton weiter.
6. Wie gesagt, die Verkehrssituation, die innere Sicherheit und unnötige Bürokratie für Unternehmungen sind meine priorisierten Ziele. Ansonsten werde ich die Arbeit im Parlament auf mich zukommen lassen. Zentral ist für mich, im Interesse der Bürgerinnen und Bürger, den Gemeinden und Unternehmungen nachhaltig und weitsichtig zu politisieren und zu entscheiden.
Christian Merz,SVP, BeinwilamSee
1. Mit einem speziellen Gefühl, mit Spannung und Neugier.
2. Die vielen Gratulationen, verbunden mit der Hoffnung der Gratulanten, dass ich so bleibe, wie ich bin. Einige Kunden haben nachgefragt, ob ich jetzt nie mehr am Dienstag mit dem Car fahre. Diese konnte ich beruhigen und ihnen erklären, dass nicht jeder Dienstag im Jahr mit Grossratssitzungen belegt ist.
3. Bei mir hat der Termin für den kantonalen Info-Anlass nicht gepasst beziehungsweise meine Ferien waren schon länger gebucht.
4. Die Stellvertretungen sollten geregelt sein. Im Büro ist meine Tochter ab Neujahr neu zu 70 Prozent angestellt und übernimmt einen Teil meiner Arbeiten. Privat ändert sich nicht viel, ob ich jetzt in Aarau oder irgendwo sonst unterwegs bin.
5. Da will ich mich noch nicht festlegen. Zuerst will ich zuhören und beobachten, dann kommen die Themen automatisch. Sicher sind die Finanzen, der Verkehr, die fehlenden Radwege und die Art des Strassenbaus, insbesondere im See- und Wynental, Punkte, die es zu beachten und wo es zu handeln gilt.
6. Das erste Jahr wird ein Lehrjahr werden, dann schauen wir weiter.
Daniel Mosimann, SP, Lenzburg
1. In gespannter Erwartung reiste ich nach Aarau.
2. Mich haben generell die vielen Glückwunschbekundungen sehr gefreut.
3. Ich habe an einem Informationstag teilgenommen. Der Tag war sehr informativ, sehr gut strukturiert und aufgebaut. Die Veranstaltung gab einen ersten guten Einblick in die Parlamentsarbeit.
4. Ich musste bis jetzt nur einige terminliche Anpassungen vornehmen. Weitere organisatorische Massnahmen werden eventuell im Laufe des Jahres erfolgen.
5. Sicher liegen mir Bildungsfragen sehr nahe, aber auch Themen wie Wirtschafts- und Standortförderung und eine gerechte Aufgabenteilung zwischen Kanton und Gemeinden, die für die Gemeinden bezahlbar ist.
6. Ziele sind sicher, den Ratsbetrieb kennen zu lernen, Vernetzungsarbeit zu leisten und die Stadt Lenzburg und die Region Lenzburg-Seetal angemessen zu vertreten.
Gérald Strub, FDP, Boniswil
1. Mit einem freudigen Gefühl. Obwohl ich die Behördenarbeit gewohnt bin, wird es im Vergleich zum Gemeinderatsbetrieb einige Unterschiede geben. Ich bin sehr auf die neuen Mechanismen, Vorgaben und Abhängigkeiten gespannt.
2. Viele schöne und freundliche Gratulationen in unterschiedlichsten Formen, aber auch bereits klare Erwartungen, welche an mich geäussert wurden.
3. Ja, ich habe an der Grossrats-Einführung vom 26. November und verschiedenen Besprechungen und Sitzungen der FDP teilgenommen. Die Grossrats-Einführung hat mir sehr viel gebracht, insbesondere durften wir zur Kenntnis nehmen, wie die Geschäftsabläufe des Grossen Rats sind. Zudem konnten wir mit den neuen Grossrats-Mitgliedern erste Kontakte aufnehmen.
4. Ich führe ein eigenes Beratungsunternehmen, in welchem ich verschiedene Aufgaben neu verteilt habe.
5. In den nachfolgenden Bereichen will ich mich besonders engagieren: Ich will mich für eine positive Entwicklung und Stärkung des Lebensraums Lenzburg Seetal und den Kanton Aargau einsetzen. Über die Finanzen lassen sich alle Aufgabenbereiche steuern. Da ich die Leistungen der Verwaltung aus beruflicher Sicht kenne, werde ich nebst massvollen Sparbemühungen dazu beitragen, dass eine Balance zwischen Aufgaben und Kosten gefunden werden kann. Das Dienstleistungsangebot der kantonalen und kommunalen Verwaltung soll den Bedürfnissen der Einwohner angepasst und wo sinnvoll digitalisiert werden. Dies eröffnet neue Möglichkeiten und Chancen und beweist die innovative Haltung des Kantons Aargau. Als Gemeindeammann werde ich meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit dem Kanton einbringen. Die praktischen Auswirkungen für die Gemeinden durch die Beschlüsse auf übergeordneter Stufe werde ich transparent und sachlich aufzeigen. Als Mitglied der Kommission allgemeine Verwaltung werde ich mich auch insbesondere zu diesen Themen einbringen und engagieren.
6. Lernen und Verstehen, das ist mein erstes Ziel im 2017.
Sabine Sutter-Suter, CVP, Lenzburg
1. Die neue Aufgabe als Grossrätin gehe ich mit grosser Freude und Engagement an und danke für das Vertrauen, das mir entgegengebracht wird. Von meiner 11-jährigen politischen Tätigkeit bringe ich viel Erfahrung mit und war trotzdem etwas nervös und aufgeregt. Mit dem Mandat übernehme ich ja eine grosse Verantwortung.
2. Am Wahlsonntag hat mich mein 12-jähriges Gottenkind mit einer Grossrätinnen-Werkzeugkiste überrascht. Darin befinden sich viele gute Wünsche, unter anderem zwei Meter Seil für Nerven wie Drahtseile, ein Lineal für Politik mit Mass und eine Dose Seifenblasen für einen langen Atem. Dieses spezielle Geschenk und die vielen Gratulationen weit über die Parteigrenzen hinweg haben mich sehr gefreut und berührt.
3. Ja, ich habe an der Informationstagung für neue Ratsmitglieder teilgenommen. Die rollende Geschäftsplanung, die Organisation des Parlaments und das Management-Informationssystem waren sehr interessant. Fasziniert hat mich vor allem das Führungssystem zur Steuerung der Aufgaben und Finanzen.
4. Im Wissen, dass das Grossratsmandat Ressourcen brauchen wird, trat ich per Ende 2016 aus dem Einwohnerrat und der GPFK in Lenzburg zurück. Andere fähige Kräfte aus meiner Partei übernehmen die Ämter und werden das Erreichte sichern. Ich bleibe Präsidentin der Ortspartei Lenzburg und kann mich künftig für den Bezirk Lenzburg auch auf kantonaler Ebene einsetzen.
5. Mir liegen die Menschen am Herzen. Meine Stärke liegt darin, ausgewogene Lösungen zu finden und die Umsetzung mit kleinen, energischen Schritten anzupacken. Schwerpunkte setze ich bei Erziehung und Bildung und bei KMU und Wirtschaft. Vieles wird vom Geld bestimmt. Deshalb engagiere ich mich besonders bei den Finanzen.
6. Mir ist es wichtig, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen Spardruck und Solidarität. Heute getroffene Entscheidungen sollen auch für zukünftige Generationen Gestaltungsmöglichkeiten offenhalten. Sparanstrengungen dürfen nicht immer wieder die Schwächeren in der Gesellschaft treffen. Grundsätzlich ist ja Geld vorhanden. Das Ziel muss sein, dieses gezielt einzusetzen.