Erbsli-Blues

Dass diese Kolumne ausgerechnet am Donnerstag erscheint, ist doch sonderbar. Warum, sehen wir gleich: Wetten, den meisten kommt beim Stichwort «Erbse» Hero in den Sinn. Ganz oben nach den Dosenerbsli stehen bestimmt Erbsenzählerei, Erbsenhirn oder Lausbubenstreiche im Städtli. Denkt man darüber nach, ist auch das Chlausklöpfen der Erbse geschuldet.
Eine kleine Erbse hat auch in die Märchensammlung der Gebrüder Grimm gefunden – als Hans Christian Andersens bekanntestes Stück «Die Erbsenprobe» oder «Die Prinzessin auf der Erbse». Übrigens ein geflügeltes Wort für eine besonders empfindliche Person, heute im Slang kurz: «Tussi».
Im Märchen «Das blaue Licht» sollen ausgestreute Erbsen den Bräutigam oder Übeltäter entdecken, und in der Schweizer Sage «Des Teufels Erbsenmus» treiben sie den Gehörnten nicht mit Kichern, sondern Piesacken in den Wahnsinn: «Erbslein, Erbslein gross und klein, lasst das Stechen nun mehr sein. Der Teufel will uns nicht mehr sehen; also lassen wir ihn gehen.»
Das reiche Brauchtum rund um die Erbse stammt aus vorchristlicher Zeit, und so kommt der nordische Donnergott Thor ins Spiel. Ihm zu Ehren wurden donnerstags bevorzugt Erbsengerichte gegessen. Als fruchtbarkeitsbringender Erbsenbär taucht dieser übrigens wiederum im rheinländischen Karneval auf. Gspässig. Nun, an was Gustav Henckell 1886 beim Verlöten der ersten Konservendose wohl dachte, bleibt geheim – oder etwa an die Leibspeise von Zwergen und Heinzelmännchen? Bestimmt hatte er aber Musik im Kopf, als er den Confitüren-Walzer von Adolf Bern hörte…
Ganz versunken in die alten Geschichten gönne ich mir nun einen Tropfen Malaga und summe leise den Erbsli-Blues.
Mit wundervollen Neujahrsgrüssen aus dem Museum Burghalde(mphs)
Plakat finden und Preise gewinnen. Das Projekt «Lenzburgiana» wurde vom Museum Burghalde lanciert. Während eines Jahres werden monatlich humorvolle Grafiken zu Lenzburger Besonderheiten präsentiert. Das Motiv wird in Plakatgrösse irgendwo im Städtli erscheinen. Der Text dieser Kolumne verrät den Standort. Die witzigsten Selfies vor diesem Plakat werden prämiert. Handyfotos mit Name und E-Mail-Adresse senden an: burghalde@lenzburg.ch. PS: Und die Postkarte dazu gibts im Museumsshop.