Ende Feuer für das traditionsreiche Habsburgschiessen

Schiesssport Am nächsten Sonntag stirbt ein traditioneller Anlass. Seit dem Jahre 1907 gab es das Habsburgschiessen. Doch nun heisst es definitiv Ende Feuer. Aus verschiedenen Gründen. Die Sektion Lenzburg organisiert den letzten Anlass.

<em>Feuerlinie vor historischer Burg:</em> Beim Habsburgschiessen wird traditionell im freien Feld vor der namensgebenden Habsburg geschossen. Archivfotos: Rolf Jenni

<em>Feuerlinie vor historischer Burg:</em> Beim Habsburgschiessen wird traditionell im freien Feld vor der namensgebenden Habsburg geschossen. Archivfotos: Rolf Jenni

<em>Neun Orte:</em> Wappenscheiben der Stammsektionen des Habsburgschiessens. Foto: zvg

<em>Neun Orte:</em> Wappenscheiben der Stammsektionen des Habsburgschiessens. Foto: zvg

<em>Lenzburger Bechergewinner von 2018:</em> Denise Glarner, Philipp Haller, Vizepräsident Thomas Frey mit Standarte, Claudius Jörg und Alexandre Mai. Foto: zvg

<em>Lenzburger Bechergewinner von 2018:</em> Denise Glarner, Philipp Haller, Vizepräsident Thomas Frey mit Standarte, Claudius Jörg und Alexandre Mai. Foto: zvg

<em>Braucht überall viele Helfer:</em> Habsburgschiessen, hier die Zeiger.

<em>Braucht überall viele Helfer:</em> Habsburgschiessen, hier die Zeiger.

Nach der 112. Durchführung wird das beliebte Schiessen in Habsburg ersatzlos eingestellt. Die im Jahre 2009 revidierten Umweltvorschriften erlauben ab 2020 nicht mehr, in einen Erdkugelfang zu schiessen. Die Gemeinde hätte ihre Schiessanlage mit modernen Kugelfängen aufrüsten müssen. Darauf wurde verzichtet.

Die Schützengesellschaft (SG) Habsburg absolvierte ausserdem seit einigen Jahren das «Obligatorische» bereits auf der Schiessanlage in Scherz. Um nicht auf die Subventionsgelder des Bundes und des Kantons zu verzichten, beschloss der Gemeinderat Habsburg, den Kugelfang zu sanieren.

Kommt hinzu, dass ohne die Schützengesellschaft Habsburg die Durchführung schon seit einigen Jahren gar nicht möglich gewesen wäre, stellte sie doch die Zeigermannschaften bei Gewehr und Pistole, half beim Aufbau, führte die «Boll-Beiz» und lagerte das Material. Um den Anlass reibungslos durchführen zu können, werden 70 bis 90 freiwillige Helfer benötigt. Die Stammsektionen kennen die gleichen Personalsorgen. Mit ein Grund, unter den traditionellen Schiessanlass einen dicken Schlussstrich zu ziehen.

Wehmut schwingt mit

Erwartet werden auch heuer nochmals gegen 300 Gewehr- und etwa 200 Pistolenschützen. Das Schiessen findet bei jedem Wetter statt. Kein Dach schützt vor Wind und Niederschlägen. Faszination und Tradition sind ineinander verwoben.

Was bleiben wird, sind Erinnerungen bei allen Schützen der Stammsektionen an den ersten Maisonntag auf der Habsburg. Bestimmt wird es Schützenherzen geben, die höher schlagen.

Nicht verschont bleibt wohl auch die Präsidentin der Schützengesellschaft Lenzburg, Madeleine C. Baumann. Sie hofft auf eine rege Beteiligung der eigenen Schützen und freut sich auf den letzten Anlass, damit nochmals und ausgiebig die «Freundschaft in der Freiheit» gepflegt werden darf.

Madeleine C. Baumann denkt an den Frühschoppen in der legendären «Boll-Beiz», an feinen Spatz, an die Crèmeschnitte und an das gemütliche Beisammensein auf der Burgterrasse. Die letzten Bechergewinner werden gebührend gefeiert.

Habsburg-Präsidentin Denise Glarner (Hunzenschwil) wird wohl zügig durch die Landsgemeinde führen und Grossrätin Jeanine Glarner (Möriken-Wildegg) dürfte schliesslich mit ihrer Festrede ein Stück Schiesssportgeschichte schreiben.

Das «Winterschiessen» von 1906 bildete den Grundstein

Geschichte Die Gründungsgeschichte des Habsburgschiessens wird im Buch «Freundschaft in der Freiheit» zum 100. Habsburgschiessen 2007 wie folgt zusammengefasst:

Einige Unentwegte der Aarauer Schützengesellschaft, der Aargauer Ständerat Dr. Gottfried Keller (1873–1945) und der Brugger Arzt Dr. Jakob Horlacher (1863–1934) beschlossen bei einer Zusammenkunft 1905, im Februar/März 1906 auf der Habsburg einen Schiessanlass durchzuführen – sie nannten ihn «Winterschiessen».

Schützen der SG Aarau und die Freischützen Brugg nahmen an diesem Wettschiessen teil. «Sie legten damit den Grundstein zum heutigen stolzen Verband», meint das Protokollbuch. Das Gründungsdatum des Habsburgschützenverbandes datiert vom 18. Januar 1907 mit den Sektionen Aarau, Baden, Brugg, Lenzburg und Rheinfelden.

1911 kamen die SG Zofingen und SG Zurzach dazu. 1917 folgten die Stadtschützen Laufenburg und die Stadtschützengesellschaft Aarburg. 1919 wurde das Pistolenschiessen als weitere Disziplin eingeführt. (AG)

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