Eine Jubiläumsausgabe mit zwei ausserordentlichen Gästen

Lenzburg Für die 25. Ausgabe von «Lenzburg Persönlich» wurden die ehemalige Frau Vizeammann Franziska Möhl und der frühere «Ochsen»-Beizer Hanspeter Schatzmann eingeladen. Unter der Moderation von Alexander Krebs nahmen sie die Besucherinnen und Besucher mit auf Reisen, Erlebnisse und Eskapaden.

Eine spannende Runde begeisterte das Publikum: Hanspeter Schatzmann, Franziska Möhl und Alexander Krebs.Foto: Rinaldo Feusi

Pünktlich um 11 Uhr hätte die 25. Ausgabe von «Lenzburg Persönlich» beginnen sollen. Das Publikum wollte es anders. Denn um diese Zeit waren noch lange nicht alle im alten Gemeindesaal eingetroffen. Offenbar waren die beiden Gäste für eine breite Masse interessant, sodass der Beginn hinausgeschoben werden musste. Ein gutes Zeichen und verständlich. Mit den beiden Gesprächs-Gästen Franziska Möhl und Hanspeter Schatzmann konnte ein hochinteressantes Duo gewonnen werden. Obschon ihre Leben und Karrieren ganz unterschiedlich verlaufen sind, lassen sich in ihren Werdegängen immer wieder Parallelen finden: den Willen, Leistung zu erbringen, und den Mut, sich Herausforderungen und Veränderungen zu stellen.

Vom Mädchen hinter dem Gofi zur Steuerkommissärin

Franziska Möhl wuchs in Lenzburg hinter dem Gofi auf. Sie habe eine schöne Kindheit gehabt, erzählte sie. Aber es sei nicht nur einfach gewesen. Wodurch sie wohl auch lernen musste, dass von nichts nichts kommt. Krankenschwester wollte sie werden. Geworden ist sie Vizeammann der Stadt Lenzburg und Steuerkommissärin des Kantons Aargau. Dies, weil sie mit 16 aus der Schule kam, aber die Ausbildung zur Krankenschwester erst mit 18 Jahren hätte beginnen dürfen. So entschied sie sich für die KV-Lehre und bekam einen Ausbildungsplatz auf der Stadtverwaltung. Nach Beendigung der Stifti hatte sie genug von Verwaltung und Gofi. Sie wollte mehr sehen als die Giebel von Schloss Lenzburg. Sie packte ihren Rucksack und reiste durch Südamerika. Dort habe sie sehr viele schöne Dinge gelernt, sei aber auch in einigen Situationen geschockt gewesen. «Vor allem wie gross die Macht der Kirche in diesen Ländern ist», nannte sie eines der Beispiele. Schliesslich kam sie zurück nach Lenzburg und liess sich zur Steuerkommissärin weiterbilden. Hierzu erzählte sie den Anwesenden ein wenig aus dem Nähkästchen. Vor allem eine Statistik wollte Moderator Alexander Krebs mit ihr anschauen: die der Einsprachen. Der Kanton Aargau führt etwa 433000 Steuerpflichtige. «Davon kamen letztes Jahr an die 3000 Einsprachen», erläuterte sie. «Nur 169 wurde weitergezogen und von denen wurden lediglich 32 gutgeheissen.» Lange nicht jeder sei mit dem Steueramt einverstanden. So bekam sie auch schon Drohbriefe, worauf sie einen Selbstverteidigungskurs absolvierte. Hier nahm sie vor allem Selbstvertrauen mit, meinte sie. Das brauchte sie auch. Denn ihre Ambitionen brachten sie vor die einschneidende Entscheidung, für das Amt des Vizeammanns anzutreten. Sie wurde gewählt und schaffte es mit ihrem Team, eine Verschuldung von 30 Mio. Franken in ein Nettovermögen zu verwandeln. Das erreichte sie durch harte Budgetdisziplin. «Ich störe mich an der Unart, den Staat als Selbstbedienungsladen anzusehen», konstatierte sie.

Gründer der ersten Stadtbar

«Die erste Generation baut das Vermögen auf, die zweite verwaltet es, die dritte studiert und die vierte verkommt.» Ein oft geschriebenes Zitat, dass auf die Familie Schatzmann in keiner Weise zutrifft. Zweiter Gast war Hanspeter Schatzmann. Er ist die dritte «Ochsen»-Generation. Der pensionierte Beizer gab Einsicht in seine bewegten Jahre. Bekannt gewesen sei er gemäss Alexander Krebs zum ersten Mal für sein Auto. Doch Schatzmann ist mehr als das. Bis zur Betriebsübernahme und zum schönen Auto gab es auch in seinem Leben ein paar Zwischenschritte. Seine Lehre als Koch begann er im Alter von 15 Jahren im Kanton Genf. Eine weite Reise damals. Erschwerend kam hinzu, dass Schatzmann fast keine Französischkenntnisse hatte. «Die Mädchen habe ich verstanden, den Lehrmeister nicht», meinte er zur Belustigung des Publikums. Doch für Schatzmann war ebenfalls immer klar, dass von nichts nichts kommen würde. Sei es nun Fleiss, Talent oder beides gewesen: Er absolvierte als Aargauer die beste Lehrabschlussprüfung des Kantons Genf. Nach der Stifti – mit 20 Jahren – reiste er in die USA. Er arbeitete an vielen Orten. Von New York im Osten des Landes zog es ihn in den Westen nach Hollywood und von dort nach Hawaii. «Ich sah in den Staaten, wie effektiv diese Menschen sind», erinnerte er sich. Anstatt lange hin und her zu überlegen, würden die Amerikaner machen. Nach seiner Rückkehr übernahm er mit 26 Jahren den «Ochsen» und gründete einen Meilenstein für die Stadt: die erste Bar Lenzburgs mit der «Satteltasche». «Mein Vater meinte, ich könne das nicht tragen. Doch ich war erfolgreich.» Mit seiner Frau Vreni führte er beide Betriebe erfolgreich und wandelte die «Satteltasche» 1995 in ein mexikanisches Restaurant mit Bar um. 2001 übergab er den Betrieb an seinen Sohn Chris Schatzmann-Kohler und dessen Frau Madeleine. «Ein absoluter Glücksfall», meinte Schatzmann. «Ich habe immer etwas Gutes zu essen», belustigte er die Leute. Nach dem Gespräch lud Alexander Krebs die Anwesenden im Namen des Müllerhauses zum gemeinsamen Apéro ein.

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