Ein Selbstversuch zum Leben im Kloster

Lenzburg Noch ist das Thema «Projekte & Recherche» ein Freifach, wenn der Lehrplan 21 in Kraft tritt, wird es aber zum Pflichtfach. Jede Schülerin und jeder Schüler einer Abschlussklasse muss dann eine Aufgabe zum obigen Thema selbstständig erarbeiten.

<em>Applaus für die Teams:</em> Die Besucher waren erstaunt ob der Vielfalt der Projekte, die von den 13 Schülerinnen und Schülern präsentiert wurden. Fotos: Peter Winkelmann

<em>Applaus für die Teams:</em> Die Besucher waren erstaunt ob der Vielfalt der Projekte, die von den 13 Schülerinnen und Schülern präsentiert wurden. Fotos: Peter Winkelmann

<em>Besucherandrang: </em>Die Projekte und Recherchen erstaunten die vielen Besucher, die Referentinnen und Referenten gerieten unter Dauerbefragung.

<em>Besucherandrang: </em>Die Projekte und Recherchen erstaunten die vielen Besucher, die Referentinnen und Referenten gerieten unter Dauerbefragung.

<em>Es fährt tatsächlich:</em> Aus einem Motormäher bastelten Harry Wietlisbach, Giulia Isidori und Dennis Cankurt ein fahrtüchtiges Motorrad.

<em>Es fährt tatsächlich:</em> Aus einem Motormäher bastelten Harry Wietlisbach, Giulia Isidori und Dennis Cankurt ein fahrtüchtiges Motorrad.

<em>Kurzgeschichte: </em>Sophie Hunziker und Lea Bachmann über ein Mädchen in Mosambik.

<em>Kurzgeschichte: </em>Sophie Hunziker und Lea Bachmann über ein Mädchen in Mosambik.

<em>Klosterbesuch:</em> Julia Leckebusch verbrachte drei Tage im Kloster Fahr.

<em>Klosterbesuch:</em> Julia Leckebusch verbrachte drei Tage im Kloster Fahr.

<em>Alkohol und Drogen:</em> Damit befassten sich Simone Mezzarelli (Bild) und Jil Ryser.

<em>Alkohol und Drogen:</em> Damit befassten sich Simone Mezzarelli (Bild) und Jil Ryser.

Letzte Woche präsentierten 13 Schülerinnen und Schüler aus den drei Sekundarklassen 3a, 3b und 3c der Oberstufe Lenzhard in fünf Zweierteams, einem Dreierteam und zwei Einzelschülerinnen ihre frei gewählten Projekte. Die Aula des Schulhauses Lenzhard wurde fast zu knapp bestuhlt, so gross war der Ansturm der Eltern und Interessierten an der Vernissage.

Projektleiter und Lehrer Joachim Hörner freute sich bei der Begrüssung über den Grossaufmarsch: «Die Wahl der Themen durch die Teams war sehr kompakt und hat sich im Laufe der Zeit sehr spannend entwickelt.»

Noch ist es ein Freifach, aber ab Lehrplan 21, wenn es zum Pflichtfach wird, werden viele Schüler Neuland betreten. Und darum war es auch für die Lehrerschaft eine grosse Herausforderung, die jetzigen Projekt- und Recherchenthemen zu begleiten. Die Angst, dass ein Projekt scheitern kann, stand immer irgendwo im Raum. «Aber ich kann Ihnen allen versichern», fuhr Hörner fort, «es hat bei allen Teams hervorragend geklappt.» Und als Ansporn für die Schülerinnen und Schüler meinte er: «Die Lehrmeister dürfen sich auf gute Lehrlinge ab kommenden Sommer freuen.»

Zusätzlich zum normalen Stundenplan

Die Auswahl der Projekte versprach für die Besucher einiges. Jedes Team bekam vorab die Gelegenheit, sein Projekt zu erläutern. Und je mehr die Teams erzählten, umso mehr stieg die Spannung im Saal. Endlich wurden die schwarzen Vorhänge beiseitegeschoben, und die acht Projektstände konnten besichtigt werden. Allen Teams war es perfekt gelungen, mittels Organigrammen, Auflistungen und Bildern ihr persönliches Thema aufschlussreich zu präsentieren. Auf die zahlreichen Fragen der Anwesenden gaben alle Referenten gekonnt und überzeugend Auskunft.

Zum Start der Besichtigungstour gab es eine Überraschung. Das Projekt «Umbau eines Mähermotors zu einem Motorrad» wurde in Echtheit präsentiert: Harry Wietlisbach fuhr mit einer Eigenkonstruktion – geplant, recherchiert und zusammengebaut mit Giulia Isidori und Dennis Cankurt – mitten in die Besuchermenge.

Drei Tage im Kloster – oder lieber ins Gefängnis?

Julia Leckebusch, Schülerin aus Staufen, wählte ein ganz spezielles Thema: «Ein Selbstversuch zum Leben im Kloster». Eine Jugenderinnerung führte sie zu diesem Schritt. Im Kloster Fahr, schön gelegen an der Limmat bei Unterengstringen, konnte sie ihr Projekt durchführen. Sie wurde drei Tage lang von Schwester Martina begleitet und betreut. «Der Tag startete jeweils schon morgens um sieben mit einem Gebet», erzählte Julia freimütig, «aber es gab auch Stunden, da war ich ganz alleine, und das war halt schon etwas ungewohnt.»

In einem Tagebuch hielt sie das Erlebte fest. So schrieb Julia am Donnerstag, 8. Februar: «Heute habe ich mich um 6 Uhr 15 geweckt, denn um 7 Uhr sind die Laudes. Danach folgte eine Eucharistiefeier, dabei durfte ich die Hostie (den Leib Christi) und den Wein (das Blut Christi) geniessen.»

Am Abend dann das letzte Gebet als Dankeschön für den erlebten Tag. «Es war eine ruhige, aber erfüllte Zeit, was mir sehr viel Respekt einflösste», gestand Julia.

Das Frühaufstehen scheint ihr sowieso zu liegen, im Sommer beginnt Julia eine Lehre als Konditorin/Confiseurin bei Sprüngli in Schlieren – dann ist Arbeitsbeginn bereits um fünf Uhr morgens.

Alkohol- und Drogenkonsum bei Jugendlichen

Ebenso interessant waren die andern Themen. Während Agnes Shabani und Franziska Trösch unbedingt in einem Gefängnis übernachten wollten – was ihnen aber leider überall verwehrt wurde –, recherchierten Simone Mezzarelli und Jil Ryser, wie gross der Alkohol- und Drogenkonsum im Oberstufenzentrum Lenzhard allgemein ist.

Die Frage, wieso die Jugendlichen Alkohol und Drogen brauchten, wurde in Diagrammen klar und deutlich beantwortet. Rund 150 anonym bleibende Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten mit und wurden ausgewertet. «Die Umfrage hat uns sehr viel Spass gemacht», antwortete Agnes, «der Zeitaufwand war aber enorm.»

Projektleiter Joachim Hörners Fazit war auch dementsprechend.

Die Prozesse kosteten alle sehr viel Energie: «Weil es noch ein Freifach war, hatten wir pro Woche nur je eine 90-minütige Zusatzlektion im Stundenplan», resümierte Hörner, «und so mussten wir uns alle auch immer wieder neu vertiefen in die vielen Themen, aber – wie schon erwähnt – es machte allen viel Spass und die Teams lösten ihre Aufgaben hervorragend.»

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