Die Herkulesaufgabe ist gemeistert
Zehn Tage dauerte der Umzug ins neue Gebäude des Alters- und Pflegeheims Länzerthus in Rupperswil. Nebst der Infrastruktur wurde das Hab und Gut von fast hundert Bewohnern gezügelt – ein Glanzstück der Organisation. Der Lenzburger Bezirks-Anzeiger hat nachgefragt, wie es den Bewohnern im neuen Heim gefällt.
Ein Umzug ist immer eine Herausforderung, auch im eigenen Heim. Alles muss eingepackt und am neuen Ort wieder ausgepackt und verstaut werden. Telefonanschlüsse müssen umgemeldet, die Post umgeleitet und die Tür- und Klingelschilder richtig angeschrieben werden. Eine Ausnahmesituation in vielerlei Hinsicht, bei der die Frage «Klappt auch wirklich alles und habe ich nichts vergessen?» leiser Begleiter ist.
Diese Frage beschäftigte vor der grossen Umzugswoche im Alters- und Pflegeheim Länzerthus in Rupperswil Anfang März nicht nur die Umzugsverantwortlichen, sondern auch viele Bewohner. Neben dem Hab und Gut von 96 Bewohnern des Neubaus musste auch die gesamte Altersheiminfrastruktur wie die Spielsäle, die Wäscherei, die Gastronomie und ein Teil der Administration inklusive EDV-Anlagen gezügelt werden. Eine Herkulesaufgabe.
Einer der grössten Herausforderungen nahm sich die Umzugsleitung grad zu Beginn des Umzugs an. Die Betten der bettlägrigen Personen passten im Altbau nicht durch die Türen, sollten aber mit in den Neubau. «Hochkant hat es dann geklappt», verrät Umzugsverantwortlicher Dominik Vogel. Mit dem Umzug sind die Verantwortlichen sehr zufrieden: «Alles ging mehr oder weniger reibungslos über die Bühne.» Auch der Knackpunkt Personalplanung sei aufgegangen. «Wir hatten genügend Leute an den richtigen Orten.» Mittlerweile seien auch die Startschwierigkeiten bei der EDV behoben.
Unsicherheit vor dem Umzug
Der Umzug war aber nicht nur für die Planer eine Herausforderung, sondern auch für die Länzerthus-Bewohner. Denn mit Veränderungen tun sich besonders ältere Leute schwer, das hat auch Tanja Brigger, Fachverantwortliche Sozialdienst im Länzerthus, vor dem Umzug gespürt. «Vor dem Umzug war viel Unsicherheit spürbar. Viele hatten Ängste in Bezug auf das Neue, das kommt», beschreibt Tanja Brigger die Stimmung, bevor es losging. Nach dem Umzug sei dann bei vielen spürbar eine grosse Last abgefallen. Seit dem zehntägigen Umzug sind mittlerweile gut zwei Wochen vergangen. Die Bewohner hatten genügend Zeit, sich einzurichten, und einige fühlen sich in ihren Zimmern bereits wie zuhause.
So auch der 85-jährige Herbert Rohr und seine 83-jährige Frau Ruth. «Die Bilder hängen dort, wo wir sie wollten, die Möbel stehen am richtigen Platz. Das ist schon richtig wie daheim», sagt der gebürtige Hunzenschwiler, der vor dem Umzug ins Altersheim vor zweieinhalb Jahren mit seiner Frau 51 Jahre in Schafisheim gewohnt hat. Das neue Zimmer gefällt dem Rentnerehepaar gut, besonders die grosse Fensterfront sei «wunderbar». «Wir haben jetzt zwar weniger Platz für Bilder, dafür aber eine tolle Aussicht», sagt Rohr. Vermissen tut der gelernte Buchdrucker den Service durch ausgebildetes Gastropersonal, dieser wird im Neubau durch das Pflegepersonal übernommen. «Wir sind hier im Länzert halt schon etwas verwöhnt», sagt er fast entschuldigend. Auch vermisst der rüstige Rentner Kater Grillo. Das Länzerthus-Büsi hat sich noch nicht in den Neubau getraut, darum besucht Herbert Rohr das Büsi täglich, bringt ihm Futter und hofft, dass sich auch der Kater irgendwann im neuen Länzerthus zuhause fühlt. Ein Bett steht für Grillo im neuen Zimmer der Rohrs schon bereit.
Hanni Bucher, 83-jährig und seit fünf Jahren im Länzerthus, ist froh, dass die Züglete vorbei ist. «Der Umzug war stressig.» In ihrem Zimmer fühlt auch sie sich bereits zuhause. «Wenn die Familien-Porträts an der Wand hängen, bin ich daheim.» Trotzdem brauche sie noch etwas Zeit, um am neuen Ort richtig anzukommen.
«Das ist mein Reich»
In Margrith Bracks Zimmer sorgt ein grosses handgeschnitztes Buffet für eine heimelige Atmosphäre, in einer Ecke hängt ein bemalter Teller, der eine beschauliche Berglandschaft zeigt, «Valzeina» steht dort. «Dort bin ich aufgewachsen, ich bin eine Berglerin», erzählt die 83-Jährige. Seit 66 Jahren wohnt sie jetzt im Aargau, seit fünf Jahren im Länzerthus, aber das Bündnerland, das vermisse sie immer noch. Trotzdem gefällt es ihr im Altersheim: «Hier schauen sie gut zu einem.» Für den reibungslosen Umzug müsse man den Verantwortlichen ein Kränzli winden. Die fitte Rentnerin, die ihre Administration noch selbst erledigt und eine der wenigen ist, die für den Umzug im Alleingang gepackt haben, weiss auch schon, was im neuen Länzert noch verbessert werden kann. «Die Spieltische sind viel zu gross. Sie müssten kleiner und rechteckig sein, damit sich die Spielenden gut verstehen.» In ihrem Zimmer hingegen fühlt sie sich puddelwohl. «Das ist mein Reich», sagt sie und lächelt.