Die Ära Anderegg geht zu Ende
Holderbank Zwölf Jahre lang führte Herbert Anderegg die Geschicke der Gemeinde. Ende Jahr ist Schluss: Der amtierende Gemeindeammann legt sein Amt nieder.

Noch eine Gemeinderatssitzung, dann übergibt Herbert Anderegg das Steuer in die Hände von Urs Pfründer, der im Januar nach zehn Jahren als Gemeinderat das Amt des Gemeindeammanns antreten wird.
«Für mich geht eine intensive, aber gute Zeit zu Ende», fasst Herbert Anderegg (64) seine Amtszeit zusammen. Der parteilose scheidende Ammann freut sich auf mehr Zeit mit Familie und Freunden, längst angedachte private Projekte und darauf, sich intensiviert seinen Hobbys – allen voran dem Skifahren – zu widmen.
«Zwölf Jahre sind genug»
Der Entscheid, in der laufenden Legislatur zurückzutreten, sei planerischer Natur gewesen. «Zwölf Jahre sind genug. Im Sinne der Kontinuität des Gemeinderats war es der perfekte Zeitpunkt», erklärt Herbert Anderegg.
Holderbank liegt zwischen Lenzburg und Brugg. Viele kennen das Dorf, durch das man «einfach durchfährt», nicht, auf den ersten Blick wirkt es gar unspektakulär. Nicht so für Herbert Anderegg. Der Gemeindeammann wuchs in Holderbank auf, ist Ortsbürger und beteiligt sich seit seiner Jugend aktiv am Dorf- und Vereinsgeschehen: Schon mit acht Jahren war er in der Jugendriege, später leitete er die Damenriege und präsidierte den Turnverein viele Jahre lang. Im Faustball ist Anderegg heute noch in der Männerriege aktiv.
Schon der Vater war Ammann
«Holderbank ist ein tolles Fleckchen Erde. Mit der Aare und der Auenlandschaft, dem Kernenberg und dem Naturschutzgebiet ‹Schümel› ist man überall schnell in der freien Natur und geniesst traumhafte Aussichten», so Anderegg, dessen Vater in den Fünfziger- und Siebzigerjahren bereits das Amt des Gemeindeammanns in Holderbank ausübte.
Dass er einst Ammann werden würde, damit hätte er nicht gerechnet. «2011 wurde im ersten Wahlgang niemand gewählt. Die Weiterentwicklung des Dorfs lag mir am Herzen. Als mich deshalb die Anfrage erreichte, ob ich nicht als Ammann kandidieren wolle, habe ich mich nach reiflicher Überlegung zur Wahl gestellt», erinnert er sich.
Damals wurde er auf Anhieb als Gemeindeammann gewählt. Bereut hat er den Schritt nie. «Ich habe das Amt sehr gerne ausgeübt, es war eine spannende Zeit.»
Viele Meilensteine mitgeprägt
In den vergangenen zwölf Jahren, in denen Herbert Anderegg das Gemeindepräsidium innehatte, ist vieles geschehen. Herbert Anderegg hat viele Meilensteine der Gemeinde miterlebt und mitgeprägt. Darunter der Neubau der Schule und der Turnhalle, eines der grössten Projekte, das letztes Jahr mit einem grossen Einweihungsfest seinen krönenden Abschluss fand. Ebenfalls ein Meilenstein: die Sanierung des Aarestegs zwischen Holderbank und Veltheim. «Der Aaresteg ist für beide Gemeinden eine tolle Sache», so Anderegg, der sich gern an das Projekt im Jahr 2017 zurückerinnert. Getrübt sind dagegen die Erinnerungen an den Grossbrand am 17. Dezember 2019: Damals brannte die fast hundertjährige Mehrzweckhalle bis auf die Grundmauern nieder. Nachdem die Kantonspolizei zu Beginn Brandstiftung nicht ausgeschlossen hatte, haben die weiteren Ermittlungen zu keinem Ergebnis geführt. «Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen schliesslich vor zwei Jahren eingestellt», erklärt Anderegg. Weshalb das Feuer damals ausgebrochen ist, bleibt ungeklärt.
Im Grossen und Ganzen seien die vergangenen zwölf Jahre aber eine «gute Zeit» gewesen, und auch seine Aufgabe als Gemeindeammann habe er stets mit Freude ausgeführt. Ausserdem könne er sich glücklich schätzen, in seiner Amtszeit unentwegt einen «solch guten» Gemeinderat zur Seite gehabt zu haben, so Anderegg weiter. Für die Zukunft wünscht er sich ein moderates Wachstum für die Gemeinde. Denn: In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die Bevölkerung verdoppelt: 2003 lag die Einwohnerzahl bei rund 750, heute zählt das Dorf rund 1500 Einwohner. «In den 80er Jahren wurde der einstige Steinbruch, die ‹Zementi›, an die Gemeinde verkauft. Das ‹Schümel›-Areal wurde danach in Etappen überbaut, ein grosses Wohngebiet entstand», erklärt Anderegg das Wachstum. Weiter wünscht er sich für Holderbank, dass das Projekt «Neue Mehrzweckhalle» zum Fliegen kommt, und ein stabiles Haushaltsbudget. Und dass der Gemeinderat seinen Weg weiterhin mit Bedacht, aber konsequent geht.
Auf seinen neuen Lebensabschnitt freut sich der scheidende Ammann, der im Dezember seinen 65. Geburtstag feiert. Denn er bringt vor allem eins: mehr Zeit.