Deutschkurse für Flüchtlinge: Ohne Freiwillige geht es nicht

Lenzburg Rund 80 Erwachsene besuchen derzeit Deutschkurse für Flüchtlinge vom Verein Netzwerk Asyl in Lenzburg. Als Folge des Krieges in der Ukraine hat sich die Schülerzahl verdoppelt – und dürfte weiter steigen.

Deutsch als Schlüssel zur beruflichen Integration: Wenn die Sprache sitzt, steht auch einem Berufseinstieg nichts mehr im Weg.Foto: Romi Schmid

Deutsch als Schlüssel zur beruflichen Integration: Wenn die Sprache sitzt, steht auch einem Berufseinstieg nichts mehr im Weg.Foto: Romi Schmid

Büffeln, was das Zeug hält: Deutsch ist keine einfache Sprache.Foto: Romi Schmid

Büffeln, was das Zeug hält: Deutsch ist keine einfache Sprache.Foto: Romi Schmid

Aufmerksam: Die Kursteilnehmer lernen eifrig Deutsch.Foto: Romi Schmid

Aufmerksam: Die Kursteilnehmer lernen eifrig Deutsch.Foto: Romi Schmid

Deutsch gilt gemeinhin als eine schwere Sprache. Das findet auch Ahmed. Er besucht seit zwei Monaten den Deutschkurs vom Verein Netzwerk Asyl in Lenzburg. Er ist besonders eifrig, möchte möglichst schnell Deutsch lernen, um sich im Arbeitsmarkt integrieren zu können. «Deutsch ist eine schwere Sprache, aber ich lerne», sagt er und lächelt. Im Unterricht schiesst sein Finger ständig nach oben, er murmelt «ach so», wenn er korrigiert wird, strahlt und reibt sich die Hände, wenn er die richtige Antwort weiss.

Deutsche Sprache, schwere Sprache

Die deutsche Sprache wird fast nur in Europa gesprochen, als Fremdsprache ist sie weltweit unter anderem in Namibia oder Kasachstan vertreten. Wie viele Menschen weltweit Deutsch als Fremdsprache tatsächlich sprechen können und auf welchem Niveau, ist unbekannt. Grobe Schätzungen gehen in die Richtung von 100 Millionen.

Obwohl die deutsche Sprache sich gut in der Welt verbreitete, wird sie in den arabischen Ländern wenig gesprochen – im Gegensatz zu Englisch und Französisch, die aus historischen und politischen Gründen dort viel gesprochen werden.

Auch deshalb haben Flüchtlinge aus diesen Regionen in der Schweiz oft Schwierigkeiten, Deutsch zu lernen. Nicht nur aufgrund ihres hohen Schwierigkeitsgrades, sondern auch weil sie völlig neu und ungewohnt für sie ist. Aber sie müssen sie lernen, wenn sie in der Schweiz eine neue Heimat finden wollen.

Der Schlüssel zur Integration

«Deutschkenntnisse sind ein Türöffner für die berufliche und soziale Integration» sagt Vreni Meier* vom Verein Netzwerk Asyl. Sie koordiniert die Deutschkurse in Lenzburg seit mehreren Jahren. Sie weiss: «Die Nachfrage nach Deutschkursen ist derzeit sehr gross.» Dabei seien viele der Teilnehmenden, so Meier, noch sehr jung. «Die Teilnehmenden sind dankbar für die Möglichkeit, für ein paar Stunden die Umgebung wechseln zu können», so Meier.

Dabei stehen auch die Lehrkräfte, so Meier weiter, vor immer grösseren Herausforderungen. Ein Problem sei beispielsweise nicht nur der unterschiedliche kulturelle Hintergrund, sondern auch das ungleiche Bildungsniveau der Lernenden. «In ein und derselben Klasse sitzen beispielsweise eine Maschinenbauingenieurin und Personen mit nur zweijähriger Schulbildung», so Meier.

Lehrpersonen dringend gesucht

Als Folge der Syrienkrise und des hohen Flüchtlingsaufkommens bietet der Verein Netzwerk Asyl Aargau seit 2016 in Lenzburg kostenlose Deutschkurse für Geflüchtete an. Für die Lehrmittel bezahlen die Teilnehmenden einen Beitrag von fünf Franken, den Rest übernimmt das Netzwerk Asyl Aargau.

Die Kurse finden in Lenzburg im reformierten Kirchgemeindezentrum, vis-a-vis vom Coop, statt. «Wir sind sehr froh und dankbar, dass uns diese optimal gelegene Lokalität von der reformierten Kirche kostenlos zur Verfügung gestellt wird», sagt Vreni Meier. Dennoch fehle es an vielem: an Scheren, Bleistiften, Wandtafeln – alles, was man zum Lernen eben so braucht. Oder auch an Fahrrädern, um von der Asylunterkunft zum Kursort zu gelangen.

Doch es fehlt nicht nur an fahrbaren Untersätzen und Material, sondern auch an Lehrpersonen. Weil die Nachfrage nach den Kursen stetig steigt – unterrichtet werden vor allem Geflüchtete, die noch keinen kantonalen Deutschkurs absolvieren können oder nach erfolgtem Intensivkurs ihre Kenntnisse nicht verlieren wollen – werden aktuell dringend weitere Lehrpersonen gesucht. Mindestanforderung: gute Deutschkenntnisse und Freude am Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen. Aufwand: von sporadische n Einsätzen (Stellvertretungen) bis zur alleinigen Übernahme einer Klasse.

«Das ehrenamtliche Engagement ist eine Bereicherung und die hohe Motivation der Teilnehmenden spornt an und macht Freude», wirbt Meier für das ehrenamtliche Engagement und ergänzt: «Einige Lehrpersonen sind schon jahrelang dabei, so sind auch schon einige Freundschaften entstanden». Personen, die ehrenamtlich mitarbeiten möchten, melden sich unter der Nummer 077 467 80 44.

*Name von der Redaktion geändert

Verein Netzwerk Asyl

Der Verein Netzwerk Asyl Aargau ist Teil einer Bewegung, die sich für Offenheit und Respekt gegenüber geflüchteten Menschen engagiert. Der Verein setzt sich mit niederschwelligen Angeboten zur Bildung, Beschäftigung und Begegnung für eine Integration auf Augenhöhe ein. Der Verein Netzwerk Asyl Aargau orientiert sich an

Menschenrechten, stellt die Zusammenhänge zwischen Flucht und deren Ursachen dar, nimmt Einfluss auf die

Asylpolitik und vernetzt sich mit anderen Organisationen, Gruppen und Personen der Zivilgesellschaft. Mehr im Internet: www.netzwerk-asyl.ch.

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