Der Pistenchef

Er ist gelernter Maschinenschlosser, spielte als Eishockeyaner in der Nationalliga A, sass 14 Jahre im Rupperswiler Gemeinderat, arbeitete als Banker und hat grosse Freude an kleinen Rennautos. Kurt Rölli (72), ehemaliger Vizeammann, ist Vorsitzender des Slotracing-Clubs Dottikon.

Der Mann und das kleine Rennauto: Kurt Rölli, Präsident des Slotracing-Clubs Dottikon, im «Rennkeller». Foto: Ruedi Burkart

Der Mann und das kleine Rennauto: Kurt Rölli, Präsident des Slotracing-Clubs Dottikon, im «Rennkeller». Foto: Ruedi Burkart

Renn-Faszination en miniature: Slotcars in Dottikon. Foto: Patrick Züst

Renn-Faszination en miniature: Slotcars in Dottikon. Foto: Patrick Züst

Freitagabend, Industriegebiet Dottikon. In der ehemaligen Schuhfabrik Bally herrscht Ruhe. Das imposante Backsteingebäude liegt im Dunkeln, gearbeitet wird hier schon lange nicht mehr. Im Erdgeschoss führt eine Tür ins Innere zu den verschiedenen Räumlichkeiten des ortsansässigen Aargauer Seemanns-Clubs und des Slotracing-Clubs Dottikon.

«Willkommen in unserem kleinen Reich», empfängt Kurt Rölli gutgelaunt den Besuch und geleitet ihn zur richtigen Tür. «Nur hereinspaziert.»

Rennen alle paar Wochen

Drinnen im «Rennkeller» herrscht noch wenig Betrieb. «Keine Angst, die Leute kommen schon noch», schmunzelt Rölli. Angesagt ist an diesem Abend ein internes Rennen, nichts Bewegendes. «Heute geht es vor allem darum, mit den Autos Runden zu fahren und sie für die nächsten Einsätze bereit zu machen.»

Alle paar Wochen stehen offizielle Rennen an. Jene zur Süddeutschen Slot-race-Meisterschaft beispielsweise. Apropos: Mitte Januar führten die Dottiker einen Lauf ebendieses Wettbewerbs auf ihrer Anlage durch.

Mit sichtlichem Stolz führt der Rupperswiler den Besucher durch die Räumlichkeiten. Eine Bar gibt es dort ebenso wie einen Raum, in welchem die Vereinsmitglieder bis zu 40 Personen bewirten können. «Man kann bei uns Geburtstage feiern oder auch ein Firmenfest. Feines Essen und kurzweilige Stunden an der Rennpiste inklusive», rührt Rölli schon mal die Werbetrommel.

Das Highlight ist indes die aus Holz gefertigte Rennbahn mit fünf Fahrspuren. Sie ist 40 Meter lang, der höchste Punkt der Strecke liegt bei 120 Zentimetern, die Boliden im Massstab von 1:24 kurven um ein Mini-Matterhorn, rasen an einem Bergsee vorbei und passieren vor der Zeitmessung eine Zuschauertribüne.

Formel-1-Pilot Surer war schuld

Der Slotracing-Club wurde 1995 in Mägenwil gegründet, zwei Jahre später zog man um nach Dottikon. Kurt Rölli ist zwar erst seit drei Jahren Präsident des Clubs, vom Rennvirus befallen wurde der gebürtige Oltner indes bereits vor Jahrzehnten. «Früher gab es in der Schweiz Dutzende solcher Anlagen wie unsere hier», erzählt er. In den 1960er-Jahren frönte er als junger Mann dem Slotcar-Hobby. Aber nicht nur. Rölli war auch ein begnadeter Eishockeyaner und spielte während 18 Jahren beim EHC Olten.

Bemerkenswertes Detail: Als Rölli 1961 mit Eishockeyspielen anfing, dümpelte Olten in der 3. Liga vor sich hin. Als er 1977 seine Aktiv-Karriere beendete, gehörte der EHCO der Nationalliga A an. Noch immer zieht es ihn an die Heimspiele des NLB-Teams ins Stadion Kleinholz. «Ich besitze eine Saisonkarte und gehe immer wieder eine Partie schauen.»

Als ihn das Eishockey Anfang der 1970er-Jahre so richtig in Beschlag nahm, wandte er sich von den kleinen Rennautos ab. «Ich hatte damals schlicht keine Zeit mehr für dieses Hobby.» Erst Mitte der 1990er-Jahre packte ihn der Virus wieder. «Damals eröffnete der ehemalige Formel-1-Pilot Marc Surer in Pratteln eine solche Slotracing-Bahn. Da hat es mir wieder den Ärmel reingezogen», erinnert sich Rölli. Nach Jahren bei einem Club im zugerischen Baar übernahm er 2015 in Dottikon das Amt des Vereinspräsidenten.

«Lula»-Abende für alle

Natürlich sind die Slotcar-Piloten Idealisten. Sie sind eine Randgruppe, investieren viel Herzblut, Zeit und auch Geld in ihre Freizeitbeschäftigung. Und doch wollen sie wahrgenommen werden. Um auch Laien das faszinierende Hobby näherzubringen, veranstalten die Dottiker einmal pro Monat einen so genannten «Lula»-Abend. «Das steht für Lust und Laune», klärt Rölli auf. Interessierte können für einen bescheidenen Betrag ein paar Stunden mit einem vom Verein gestellten Fahrzeug fahren, an der Bar etwas trinken und «einfach einen glatten Abend haben», wie es Rölli ausdrückt. Der nächste «Lula»-Abend findet übrigens morgen Freitag, 16. März, statt.

Infos zum Slotracing-Club Dottikon im Internet auf www.slotracing-dottikon.ch.

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