Der Kapitän geht gern auf Kreuzfahrt

Hallwilersee Bereits als 15-Jähriger war Bruno Fischer bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee tätig. Seine Begeisterung hat auch vierzig Jahre später nicht nachgelassen.

<em>Voll auf Kurs:</em> Bruno Fischer ist seit 40 Jahren Kapitän und Technik-Chef bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. Foto: Larissa Hunziker

<em>Voll auf Kurs:</em> Bruno Fischer ist seit 40 Jahren Kapitän und Technik-Chef bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee. Foto: Larissa Hunziker

<em>Geübt:</em> In ihrer vierzigjährigen Tätigkeit bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee hat Ursula Häusermann unzählige Schiffe angebunden. Foto: Larissa Hunziker

<em>Geübt:</em> In ihrer vierzigjährigen Tätigkeit bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee hat Ursula Häusermann unzählige Schiffe angebunden. Foto: Larissa Hunziker

Bruno Fischers Freude an der Schifffahrt auf dem Hallwilersee wurde ihm sozusagen in die Wiege gelegt. Bereits sein Vater war als Kapitän bei der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee (SGH) tätig.

Fischer, heute 55 Jahre alt, begann als 15-Jähriger für die SGH als Matrose zu arbeiten. Parallel dazu absolvierte er eine Lehre als Mechaniker. 1985 legte Fischer die erste Schiffsführerprüfung ab, von 1989 an war er bei der SGH fest angestellt. Das ist er bis heute geblieben. In einem 100-Prozent-Pensum ist er im Sommer vor allem Kapitän und im Winter hauptsächlich als Technischer Leiter mit Revisions- und Überholungsarbeiten beschäftigt.

Jedes Schiff hat seine Eigenheiten

«Ich mache ausser dem Elektrischen eigentlich alles selbst an den Schiffen», sagt Fischer. Gerade sei er an der Planung der Winterarbeiten. Die «Seetal» wird dieses Jahr auf die Slipanlage genommen und revidiert, bei der «Brestenberg» steht eine Motorenrevision an. Auch im Sommer ist er zusammen mit Kapitän Manfred Siegrist bei Pannen oder technischen Problemen zur Stelle.

Hauptsächlich ist Fischer während der warmen Monate aber als Kapitän im Einsatz. «Wir haben eine Sechstagewoche und ich bin praktisch jeden Tag davon auf dem Schiff», sagt Fischer. Ein Lieblingsschiff hat er keins. «Ich finde, jedes Schiff hat seine Eigenheiten.» Genau diese Abwechslung zwischen den verschiedenen Schiffen mache ihm Spass an seinem Job, so der Meisterschwander.

Dichtestress im Wasser

Neben der Abwechslung und dem kurzen Heimweg gefällt Fischer die Möglichkeit, gleich nach der Arbeit den Sprung ins kühle Nass zu wagen. «Wer kann von seiner Bude aus schon direkt in den See springen?» Nach besonders heissen Tagen ist diese Abkühlung hochwillkommen, denn auf den Schiffen existieren keine Klimaanlagen. Bruno Fischer hat immerhin in der Führerkabine der «Seetal» einen kleinen Ventilator.

Einen besonders kühlen Kopf müssen die Schiffsführer an heissen Sommertagen auch aus anderen Gründen behalten. «Gerade, wenn es ein extrem heisses Wochenende gibt, sind unzählige Leute im oder auf dem See», sagt Fischer. Stand-up-Paddler, Schlauchboote und Schwimmer belagern nicht selten die Schiffsanlegeplätze. «Vor allem in der Aescher Badi kann es manchmal prekär werden.»

Da braucht es ein gutes Auge und höchste Konzentration, um das Schiff sicher an den Steg zu manövrieren. «Nach solchen Tagen bin ich froh, wenn ich Feierabend habe und alles gut gegangen ist.»

Privat besitzt Fischer kein Boot, geht aber im Winter gerne auf Kreuzfahrt. Lust, die grossen Schiffe zu steuern, hat er keine. Auch hat es ihn nie wirklich gereizt, auf einen grösseren See zu wechseln. «Ich habe hier meine Familie, meinen Kollegenkreis, bin hier verwurzelt», sagt Fischer. Ein kleiner See biete zudem Vorteile, die er nicht missen möchte.

Indes steht schon die nächste Generation der Familie Fischer in den Startlöchern. Sohn Hendrik hat im letzten Jahr als Jüngster in der deutschsprachigen Schweiz die Ausbildung zum Schiffsführer bestanden. Auch er fing als Matrose bei der SGH an. Im Moment studiert der 22-Jährige in St. Gallen. «Das Schifffahren ist für ihn eher ein Teilzeitberuf», relativiert Bruno Fischer die Möglichkeit, der Sohn könne dereinst sein Nachfolger werden.

Immerhin wird Bruno Fischer der SGH aller Wahrscheinlichkeit nach bis zu seiner Pensionierung als Kapitän und Technik-Chef erhalten bleiben.

Zufriedene Kunden machen sie glücklich

Ursula Häusermann Wie Bruno Fischer ist Ursula Häusermann seit vierzig Jahren mit ungebrochener Motivation als Matrosin für die Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee tätig.

Wie bei Arbeitskollege Bruno Fischer auch kam Ursula Häusermann 1979 familienbedingt zur Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee (SGH). Bei ihr war es Ehemann Fritz und dessen Bruder Heinz, die bereits als Kapitäne für die SGH im Einsatz standen. Häusermann, die in Sarmenstorf aufgewachsen ist, stieg als Matrosin bei der SGH ein.

Anregung für Uniformen

«Zu jener Zeit habe ich auf den Fahrten einfach Getränke verkauft. Mehr gab es damals nicht», sagt die 66-Jährige. Zu dieser Zeit hatten die Damen, die bei der SGH tätig waren, noch keine Uniformen. «Ich regte an, ob wir nicht einheitlich gekleidet zur Arbeit erscheinen sollten, um auch optisch zur Crew zu gehören.»

Schliesslich besorgte Häusermann selbst Hemden für die Matrosinnen, die mittlerweile eine schmucke Uniform tragen.

Während ihrer vierzigjährigen Tätigkeit bei der SGH hat Häusermann alle Arbeiten einer Matrosin übernommen, nun ist sie hauptsächlich am Selbstbedienungs-Büffet tätig. Daneben ist sie für das Abräumen, die Küche und die Reinigung zuständig. In hektischen Zeiten übernimmt Häusermann auch das Festbinden des Schiffs.

Am meisten gefällt ihr der Kundenkontakt. «Es freut mich jedes Mal, wenn die Passagiere zufrieden vom Schiff steigen.» Natürlich gebe es auch schwierige Gäste, doch diese würden den kleinsten Teil ausmachen. Gross verändert habe sich die Kundschaft im Laufe der Zeit nicht, so Häusermann. «Heute werden aber sicher mehr Spezialwünsche angebracht.»

Dorfladen liegt ihr am Herzen

Häusermann ist auf Stundenlohnbasis angestellt und fährt an etwa zwei Nachmittagen pro Woche auf einem Schiff mit. «Als ich anfing, war ich Mutter von zwei Kindern. Da war die Tätigkeit bei der SGH praktisch», sagt Häusermann.

Heute arbeitet sie nebst ihrer Matrosinnen-Tätigkeit im Dorfladen von Besenbüren. Zusammen mit einigen Frauen hält Häusermann den Dorfladen seit 17 Jahren am Leben. Von Montag bis Freitag hat der Laden jeweils von 8 bis 10 Uhr geöffnet und bietet vor allem Senioren und Müttern mit Kindern eine willkommene Möglichkeit, im Dorf einzukaufen. Daneben verbringt Häusermann gerne Zeit mit dem familieneigenen Jagdhund Charly.

Mit ihrem Ehemann ist sie übrigens selten auf dem gleichen Schiff anzutreffen. «Wir dachten, wir könnten den Hund nicht so lange alleine zu Hause lassen.» Also fährt Fritz Häusermann vor allem am Morgen, während Ursula Häusermann am Nachmittag im Einsatz ist. (LH)

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