«Der Aufbauplan ist bis ins Detail definiert»

Möriken-Wildegg Die Vorbereitungen für den Aufbau der provenzalischen Krippe auf Schloss Wildegg laufen auf Hochtouren. Rudolf Velhagen, Chefkurator Sammlung und Ausstellungen bei Museum Aargau, und sein Team benötigen dafür eine gute Woche.

<em>Kauft in Paris die letzten Santons für die Krippenausstellung: </em>Rudolf Velhagen. Foto: zvg
<em>Kauft in Paris die letzten Santons für die Krippenausstellung: </em>Rudolf Velhagen. Foto: zvg

Ich war Anfang November in Paris, um noch die eine oder andere Krippenfigur des berühmten Krippenfiguren-Ateliers Marcel Carbonel zu kaufen», sagt Rudolf Velhagen. Die Olivenpflückerin, der Laternenträger oder ein Bauerngut ergänzen nun seine aktuelle Sammlung der Santons (kleine Heilige), wie die bunt bemalten Figuren aus der Provence genannt werden.

«Die Krippe auf der Schlossdomäne Wildegg ohne einen Bauernhof zu zeigen, das geht gar nicht», sagt Velhagen schmunzelnd und fügt an: «Die Santons sammelt man über Jahre, das macht richtig Spass. Alle zwei Jahre kommt zudem eine neue Figur zu den bereits 800 bestehenden auf den Markt.» Inzwischen besitzt Velhagen gut 150 Objekte. Ein kleines Vermögen, kostet eine Figur doch von 21 Euros an aufwärts.

Aufbau in vollem Gange

Die Krippe wird aktuell auf einem grossen Tisch im Eingangsbereich des Schlosses Wildegg aufgebaut. Als Unterlage dienen ausgediente Schuhschachteln, auf denen eine Unterlage drapiert wird, die in aufwendiger Handarbeit mit Gräsern begrünt wird. Für die weiteren Umgebungsarbeiten wird Papier zerknüllt. Nicht irgendeins, sondern ein eigens dafür kreiertes, das in Frankreich als «Papier rocher» (Felsenpapier) verkauft wird.

Krippe duftet nach Lavendel

«Der Aufbauplan einer provenzalischen Krippe ist bis ins Detail definiert», betont Velhagen. Im Unterschied zu anderen Krippen duftet sie erst noch. Wen erstaunts, nach Lavendel. Selbst der Zeitfahrplan einer provenzalischen Krippe ist vorgeschrieben. Am 4. Dezember, dem Tag der heiligen Barbara, wird die Krippe in Frankreich aufgestellt. Ohne das Jesuskind. In die Krippe wird ein getränkter Wattebausch mit Samen gelegt, der dort verbleibt bis zur Geburt des Jesuskinds. Anders als in anderen Ländern bleibt die Krippe bis zum 2. Februar (Maria Lichtmess) in der guten Stube. «Zum Abbau versammelt sich die ganze Familie und zum Abschluss geniesst man Crêpes», sagt er.

Von Wildegg ins Burgund

Auf Schloss Wildegg hat man nun vom 3. bis 8. Dezember die einmalige Gelegenheit, das Kunstwerk zu bestaunen und sich bei einer Führung von Rudolf Velhagen in die provenzalische Weihnachtszeit entführen zu lassen. Zu seiner Freude wird diese Krippe im nächsten Jahr im Burgund ausgestellt. «Und wer weiss, vielleicht findet sie auch den Weg in die Kathedrale Notre-Dame zu ihrer dereinst feierlichen Neueröffnung», meint er augenzwinkernd.

Vor 20 Jahren, als Rudolf Velhagen in Marseille Kunstgeschichte unterrichtete, kam er erstmals mit den Santons in Berührung. Am Stand von Marcel Carbonel entdeckte er die bunten Tonfiguren, liess sich die Geschichte dazu erzählen. Damit war der Startschuss für seine grosse Sammelleidenschaft gefallen. Aber wie feiert der leidenschaftliche Sammler und Krippengestalter denn heuer Weihnachten – ohne seine Santons? Velhagen lacht: «Ein guter Freund borgt mir seine Krippe aus – allerdings mit Holzfiguren.» Denn ohne Krippe und Messebesuch ist Weihnachten für den Kunsthistoriker nicht wirklich Weihnachten.

Krippenausstellung und Wiehnachtsmärt auf Schloss Wildegg

Krippenausstellung

Die Krippe befindet sich im Eingangsbereich und kann von Dienstag, 3. Dezember, bis Sonntag, 8. Dezember, besichtigt werden. Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr. Die Führungen dauern 60 Minuten und werden jeweils um 14.15 Uhr und 15.30 Uhr durch Rudolf Velhagen, Chefkurator Sammlung und Ausstellungen Museum Aargau, durchgeführt. Der Eintritt ist frei, es ist keine Anmeldung nötig.

Freie Besichtigung der Krippe mit Anwesenheit von Rudolf Velhagen:

Freitag, 6. Dezember, 17 bis 21 Uhr

Samstag, 7. Dezember, 13 bis 21 Uhr

Sonntag, 8. Dezember, 11 bis 17 Uhr

Grosser Weihnachtsmarkt

Der Wiehnachtsmärt auf dem Schloss Wildegg gehört mit über 50 Marktständen, dampfenden Kochtöpfen, Glühwein, Musik und weiteren Attraktionen zu den romantischsten Weihnachtsmärkten der Schweiz.

Freitag, 6. Dezember, 17 bis 21 Uhr

Samstag, 7. Dezember, 13 bis 21 Uhr

Sonntag, 8. Dezember, 11 bis 17 Uhr

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch07.05.2025

Einpflanzen mit Plan

Die Gärtnereien locken im Frühling mit prachtvollen Sträuchern, Bäumen und Blumen. Da fällt es schwer, nicht direkt zuzugreifen. Doch bevor neue Pflanzen im…

Im Gespräch07.05.2025

Zwischen Zug und Zwang – wie Vaping den Alltag vernebelt

Region Vaping ist das neue Rauchen. Doch was aussieht wie harmlose Fruchtstifte, enthält oft Nikotin und macht süchtig. Immer mehr Jugendliche…
Im Gespräch01.05.2025

Drei renommierte Forschungspreise für Lenzburger Professorin

Lenzburg Die Professorin Sandra Luber wohnt in Lenzburg und arbeitet an der Universität Zürich. Ihr Fachgebiet ist die Modellierung von chemischen…