Das grosse Schnurren in Lenzburg

Katzenausstellung Rund 100 Züchter aus der Schweiz und dem nahen Ausland sind am Wochenende nach Lenzburg gekommen, um in der Mehrzweckhalle ihre Samtpfoten auszustellen. Gesucht wurden die Schönsten ihrer Rasse.

Kleiner Kobold: Manuela Schaffner mit einer ihrer Rex-Katzen.Foto: Romi Schmid

Kleiner Kobold: Manuela Schaffner mit einer ihrer Rex-Katzen.Foto: Romi Schmid

Die meiste Zeit verbrachten die Katzen in ihren Käfigen: Dabei wurden sie stets von ihren zweibeinigen Begleitern betreut.Foto: Romi Schmid

Die meiste Zeit verbrachten die Katzen in ihren Käfigen: Dabei wurden sie stets von ihren zweibeinigen Begleitern betreut.Foto: Romi Schmid

Präsidiert den helvetischen Katzenverband: Alfred Wittich.Foto: Romi Schmid

Präsidiert den helvetischen Katzenverband: Alfred Wittich.Foto: Romi Schmid

Nahm die Schönsten der Schönen ganz genau unter die Lupe: Die litauische Preisrichterin Jurgita Gustaitiene.Foto: Romi Schmid

Nahm die Schönsten der Schönen ganz genau unter die Lupe: Die litauische Preisrichterin Jurgita Gustaitiene.Foto: Romi Schmid

Sie sind knuffig und kuschelig, können aber auch kratzbürstig und eigensinnig sein. Und manchmal, ja manchmal sind sie auch das Objekt schonungsloser Begutachtung – wie am vergangenen Wochenende an der Internationalen Katzenausstellung in Lenzburg.

Katzen auf dem Catwalk

«Mature lady. Broad rounded head with ears of good size. Coat of good length, very well grown body», heisst es von Preisrichterin Jurgita Gustaitiene, die aus Litauen angereist ist. Der Fachjargon lässt das zahlreich erschienene Publikum an diesem Samstagmittag staunen – und rätseln. Beinahe erscheint das Kauderwelsch wie eine Art Geheimsprache zwischen Richtern und Ausstellern.

Zu bestaunen gibt es unter anderem Bengalkatzen, British Shorthair, Maine Coon, Singapura oder Rex-Katzen. Die Samtpfoten werden unter anderem nach Aspekten wie ihrem Körperbau und ihrem Wesen benotet.

Fernab des Richtertisches herrscht eine ruhige Stimmung. Die meisten Katzen schlafen in ihren Käfigen, die laut Ausstellungsreglement mindestens 70 auf 140 Zentimeter gross sein müssen. Die Käfige sind voll ausgestattet – vom Katzenklo bis zum Schlafplatz – und bieten den Samtpfoten dank teilweise abgedunkelter Bereiche ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. Katzenzüchter aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland haben sich hier eingefunden, um ihre Tiere zu präsentieren, miteinander zu vergleichen und natürlich auch Werbung für die eigene Zucht zu machen. Insgesamt wurden an zwei Tagen rund 180 Tiere gewertet und in vier Kategorien ausgezeichnet.

Die Ausstellung dient mitunter dazu, die Katzen im Hinblick auf die vorgeschriebenen Richtlinien der Rassezucht zu überprüfen. Gleichzeitig ist die Veranstaltung auch ein Treffpunkt von Katzenliebhabern, wo Kontakte geknüpft und gepflegt werden können.

«Rassenwahn», «Qualzucht»

Im Vorfeld der Ausstellung wurde scharfe Kritik laut. Die deutsche Tierrechtsorganisation Peta prangerte die Katzenausstellung als «Rassenwahn» und «Tierquälerei» an. Beispielsweise hätten Perserkatzen wegen ihrer sehr kurzen, flachen Nase häufig Atembeschwerden, zudem hätten die Katzen in ihren Käfigen zu wenig Platz und seien gestresst.

«Natürlich gibt es Menschen, die falsche Dinge tun – und dann kommen Qualzüchtungen dabei raus. Das halte ich für falsch», sagt Organisator und Präsident des helvetischen Katzenverbands Alfred Wittich. Rassen mit solchen Qualzuchtmerkmalen seien aber auf der Schau gar nicht zugelassen. Er selbst hat sein Herz vor über 35 Jahren an die Rasse Exotic Shorthair verloren. Neben dem Amt als FFH-Präsident engagiert er sich in zahlreichen Vereinen der FFH, organisiert Ausstellungen und amtet als internationaler Richter der FIFe.

Die scharfe Kritik an der Katzenausstellung kann er nicht nachvollziehen. «In vergangenen Jahren wurden Nacktkatzen, Perserkatzen und exotische Kurzhaarkatzen ausgestellt, das ist nun im Kanton Aargau nicht mehr erlaubt. Zudem entsprechen die Käfiggrössen exakt den Schweizer Vorschriften. Und: Die Züchter kennen ihre Tiere sehr genau und wissen, wie es ihnen geht und was sie brauchen», sagt Alfred Wittich. Die Vorwürfe der Peta seien vor allem eins: schlecht recherchiert und haltlos. «Diese Leute sollten sich erst mal mit den Schweizer Richtlinien auseinandersetzen. Dann würden sie sehen, dass wir alle Vorschriften einhalten», ärgert sich Wittich.

Seine eigenen Exotic-Shorthair-Katzen darf er im Aargau nicht mehr ausstellen, obwohl sie den internationalen Standards entsprechen. «Es ist, wie es ist. Aber es ist sehr schade», so Wittich. Über viele Jahre hinweg hat sich das kantonale Veterinäramt des Kantons Aargau nicht um Katzenausstellungen geschert. Erst seit letztem Jahr, seit der Ausstellung des Katzenclubs Aargau und Solothurn in Villmergen, sei das Interesse gross. Auch am Wochenende war der Aargauer Veterinärdienst wieder vor Ort. «Die Vertreter des Veterinärdienstes waren zufrieden und stellten nur kleine Mängel fest, die auch sofort behoben wurden», so Wittich.

Scharfe Kritik und heftige Vorwürfe – da kann einem die Freude schon mal vergehen. «Die Organisation einer solchen Ausstellung ist eine immense Arbeit für alle Beteiligten, das gibt schon einen Dämpfer», so Wittich.

Kleine Kobolde und sanfte Riesen

Die Vielfalt der Katzen war gross an dieser Ausstellung. Es gab Langhaar-, Kurzhaar-, Halblanghaarkatzen zu sehen, kleine Rassen wie Singapura und Rex-Katzen, die in ihrem Aussehen an kleine Kobolde erinnern, und sanfte Riesen wie Maine-Coon-Katzen, die es schon mal auf 1,20 Meter Körperlänge bringen. Manuela Schaffner aus Othmarsingen ist eine der Ausstellerinnen. Sie ist mit ihrer Zucht, den Sweetmagic’s-Devon-Rex-Katzen, bereits zum vierten Mal in Lenzburg mit von der Partie. Wie alle Züchter hat sie ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass sich ihre Tiere wohlfühlen. So ist jeder Käfig liebevoll mit Decken und Spielecken ausgestattet, um den Tieren ein möglichst entspanntes Wochenende zu ermöglichen. «Rex-Katzen sind fürs Herz. Sie sind anhänglich, haaren nicht und absolut tolle Katzen», sagt sie. Apropos Katzen: Die überwiegende Zeit verbrachten die Samtpfoten mit dem geheimnisvollen Blick in ihren Käfigen, stets von ihren zweibeinigen Begleitern betreut. So konnte man herrlich faul den Tag verschlafen, sich träge seinem Spielzeug widmen oder sich ausgiebig bürsten lassen. Denn wie heisst es so schön: Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal.

Trotz scharfer Kritik im Vorfeld: Sowohl Besucher als auch Aussteller und ihre Tiger im Kleinformat verbrachten zwei ruhige, angenehme und erfreuliche Tage in Lenzburg. «Wir lassen uns nicht unterkriegen – wir kommen wieder!», so Wittich.

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch15.05.2024

Fraktionsausflüge haben eine lange Tradition

Einmal im Jahr finden die Fraktionsausflüge statt. Dies war auch am letzten Dienstag wieder der Fall. Jede Fraktion reiste bei schönstem Frühlingswetter in…

Im Gespräch15.05.2024

Alles wirkliche Leben ist Begegnung

«Hey Lüüt, si mir mol ehrlich», singt der Baschi in seinem neuesten Song. Also gut: Sind wir mal ganz ehrlich. Sind auch Sie stolz auf Ihre gute…

Im Gespräch15.05.2024

Joseph Meier beeindruckt selbst im 104. Lebensjahr

Lenzburg Am 25. Juli 2020 gab es was zu feiern. Joseph Meier-Gschwend, Künten, wurde 100 Jahre alt. Heute ist er im 104. Lebensjahr und blickt in…