Bundeskanzler Walter Thurnherr zu Besuch in Lenzburg

Bundeskanzlerbesuch Vergangene Woche statteten Bundeskanzler Walter Thurnherr und Politologe Michael Herrmann Lenzburg einen Besuch ab.

Weniger Polemik und mehr Konstruktivität:  Walter Thurnherr appelliert.Foto: zvg
Weniger Polemik und mehr Konstruktivität: Walter Thurnherr appelliert.Foto: zvg

Gemeinsam mit der Lenzburger Politikerin Christina Bachmann-Roth nahmen Bundeskanzler Walter Thurnherr und Politologe Michael Hermann das Publikum mit in die Geschichte der Eidgenossenschaft und zeigten auf, was es braucht, damit die Schweiz erfolgreich bleibt. Der Anlass zog Leute von Lenzburg und der Umgebung an und brachte auch Politprominenz wie die ehemalige FDP-National- und Ständerätin Christine Egerszegi in die Stadt.

Kurze Geschichtslektion

Bundeskanzler Walter Thurnherr zeichnete in seinem Referat intelligent und witzig ein Bild der Schweiz und ihrer Regierung und begann mit der Geschichte, mit unseren Vorfahren. Schon oft sei mit bedeutungsschwangeren Worten eine Zeitenwende angekündigt worden, die dann doch wieder vorbeizog.

Eine kleine Revolution ist aber mit der Bundesverfassung 1848 gelungen, welche auch ein Versöhnungsprojekt war. Eine Revolution ohne Machtkampf und Gegenbewegung, wie Michael Hermann später in der Diskussion ausführte.

Die Arbeit an uns hört nie auf

Die Stabilität, die wir uns erarbeitet haben, erfordert unaufhörliche Arbeit an unseren Fundamenten: eine Stärkung der Demokratie, Innovationen, eine gute Bildung für alle und den Ausgleich zwischen Arm und Reich. Das Erfolgsmodell Schweiz sei gefährdet durch die Polarisierung. Michael Hermann bedauerte die Mutlosigkeit der Schweizer Politik. Gerade in der Schweiz wäre eine mutige Führung angezeigt und möglich, weil das Volk direkt mitredet und wir keine Machtkonzentration hätten. Zu gross sei aber die Angst vor dem Scheitern. Dafür brauche es eben in der Politik Charaktere, nicht Charakterchen, referierte Walter Thurnherr.

Auch die grossen Themen Energie und Migration wurden diskutiert. Christina Bachmann-Roth ist überzeugt, dass es hier eine mutige und konsequente Umsetzung der Energiestrategie braucht und weniger Profilierung und laute Forderungen nach neuen Atomkraftwerken. Die Sorgen und Ängste der Bevölkerung müssten ernst genommen werden und gleichzeitig dürfe der Beitrag der Migrantinnen und Migranten zum Erfolg der Schweiz nicht kleingeredet werden. Walter Thurnherr doppelt nach: «Wir waren lange der Überzeugung, die beste Aussenpolitik sei keine Aussenpolitik. Jetzt haben wir bemerkt, dass dies falsch war. Es braucht eine aktive Politik und internationale Verhandlungen – gerade auch, um die Herausforderungen der Migration zu lösen.» Vor allem brauche es Lösungen, Inhalte und weniger Polemik und Effekthascherei. cbr/rfb

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