Ballenberg-Dampfloki wie Phönix aus der Asche
Nach dem Schock vor fast vier Jahren nun die Vorfreude: Der Lenzburger Roger Henchoz als Präsident des Vereins «Ballenberg-Dampfbahn BDB» kann nach dem Remisenbrand 2013 der Dampfloki wieder einheizen.
Der 60-jährige Lenzburger Roger Henchoz erinnert sich nur allzu gut an den 17. November 2013. An jenem Sonntagmorgen wurde er telefonisch benachrichtigt, dass in Interlaken die ehemalige Lokremise der Brünigbahn vollständig ausbrannte.
Roger Henchoz, dem Präsidenten der Ballenberg-Dampfbahn, ging damals viel durch den Kopf: Wie steht es um die zwei 100-jährigen Dampflokomotiven des Vereins und auch um die fremden Loki, die in dieser Halle eingestellt sind?
Ein Augenschein bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Die Dampflokomotive G 3/4 208 und die Werkzeuge wurden massgebend brandgeschädigt, das Planarchiv komplett vernichtet. Sein Herz blutete. Doch Roger Henchoz, vom Durchhaltewillen beseelt, liess sich nicht unterkriegen. Bereits in der Brandruine kamen Gedanken auf, die verkohlte Loki 208 zu restaurieren. Wie die Halle auch, die der Ballenberg-Dampfbahn Rollmaterial AG gehört, war die Loki 208 ebenfalls nicht zeitgemäss versichert.
Restauriert in Dintikon
Im Sommer 2014 wurde der Kessel der Tallokomotive G 3/4 208 auf einem Tiefgänger in die Werkstatt von Demian Soder nach Dintikon überführt. Nach Materialproben im Labor und der Expertise durch den eidgenössischen Kesselinspektor begann der in Fachkreisen anerkannte Kesselschmid, den Kessel zu zerlegen und fachgerecht zu restaurieren.
Da verwundert nicht, dass Roger Henchoz hin und wieder in der Werkstatt von Soder auftauchte und sich über den Restaurationsfortschritt ins Bild setzen liess. Allein die Erneuerung des Kessels kommt auf rund 350000 Franken zu stehen.
Ebenfalls im Sommer 2014 wurde das Chassis in die Reparatur transportiert, und zwar in die Hauptwerkstatt der Rhätischen Bahn in Landquart. «Die gesamte Restauration kommt auf rund 1,25 Millionen Franken zu stehen», hält Präsident Roger Henchoz fest. Er fühlt sich mit dem Verein dankbar unterstützt von der Basler-Versicherung, Spendern, dem Lotteriefonds und der Denkmalpflege.
Testfahrt noch in diesem Jahr
All das Kopfzerbrechen und die Verhandlungen haben sich gelohnt. Los mit den nostalgischen Bahnfahrten geht es im kommenden Sommer. Dann werden die Herzen der Verantwortlichen wieder brennen und die Loki wieder rauchen. Gefahren wird auf den Strecken Interlaken–Brünig–Horw, Interlaken–Grindelwald und Interlaken–Innertkirchen.
Roger Henchoz wird sich wieder als Heizer und Barmann betätigen. «Ich muss 600 bis 700 Kilo Kohlen in die Feuerbüchse schaufeln, 3500 Liter Wasser einfüllen, für 12 Bar Druck sorgen und die Dampflokomotive schmieren», umreisst Henchoz seine wichtigsten Vorarbeiten.
Auf seine 15-köpfige Mannschaft kann er sich trotz des Unterbruchs verlassen: vom Lokiführer, Kondukteur bis hin zu den zwei Feuerwehrleuten. Henchoz hat jeweils alle Hände voll zu tun. Womöglich gilt es, wieder eine Braut zu küssen und ihr ein schwarzes Andenken zu hinterlassen. So oder so, der Aufmarsch der Fotografen ist sicher.