Auf Seetaler Kantonsstrassen geht eine Ära zu Ende

Seit 50 Jahren räumt die Firma Hauri Kiesgruben und Transport AG aus Seon den Schnee auf den Seetaler Kantonsstrassen. Dieser Winter ist nun der letzte.

Historische Raritäten: Die ausgerüsteten Lastwagen der Winterdienst-Flotte der Firma Hauri in den 1980er-Jahren. Foto: zvg

Historische Raritäten: Die ausgerüsteten Lastwagen der Winterdienst-Flotte der Firma Hauri in den 1980er-Jahren. Foto: zvg

Ein gutes Team: Hauri-Chauffeur Markus Stähelin mit seinem Winterdienst-Lastwagen. Foto: Larissa Hunziker

Ein gutes Team: Hauri-Chauffeur Markus Stähelin mit seinem Winterdienst-Lastwagen. Foto: Larissa Hunziker

Im Jahr 1968 begann alles: Die Firma Hauri Kiesgruben und Transport AG aus Seon unterzeichnete den ersten Vertrag mit dem Kanton Aargau. Von nun an war die Firma für die Schneeräumung im Seetal zuständig.

Dies blieb sie während 50 Jahren. Per Ende dieses Winters beendet die Firma Hauri nun ihre Winterdiensttätigkeit. Den Ausschlag gab die bevorstehende Ausmusterung des langjährigen Winterdienst-Fahrzeuges, eines Scania 124.

Früher ein wichtiges Standbein

Man habe sich nicht nur, aber auch deswegen entschieden, den Winterdienst zu beenden, wie Roland Bertschi, Verwaltungsratspräsident der Firma Hauri Kiesgruben und Transport AG, erklärt. «Früher war der Winterdienst ein Standbein der Firma», sagt Bertschi.

Nun, da der Betrieb der Firma Hauri auch im Winter nicht stillstehe, sei das anders. Und natürlich bedeutet der Winterdienst auch einen Verzicht auf den jeweils dienstleistenden Chauffeur mitsamt Fahrzeug.

Heikle Situationen

Einer der zwei Chauffeure, die jeweils abwechselnd Pikettdienst leisten, ist Markus Stähelin. Bereits seit 33 Jahren ist Stähelin für die Firma Hauri tätig und seither einer der Winterdienst-Chauffeure. Als er 1984 seine Stelle antrat, sei er einfach reingerutscht, sagt Stähelin, er hatte aber nichts dagegen. «Der Kick reizte mich», sagt er. Damals sei er noch jung und ohne Angst gewesen.

Mulmig war es Stähelin dann aber doch manchmal. Etwa damals, als der Lastwagen von Leutwil Richtung Dürrenäsch fahrend auf Höhe des heutigen «Roten Leu» einfach abgefahren sei, weil es so glatt war. Immer schneller wurde der Lastwagen. «Ich habe gedacht, ich komme nicht mehr heim», sagt Stähelin. Er habe seinem Beifahrer die Hand gegeben und gesagt, man sehe sich dann später einen Stock weiter oben. Erst ausgangs Dorf hätten die Räder wieder gegriffen.

Die fliegende Schneeschaufel

Zum Glück blieb Stählin aber weitgehend von solchen Situationen verschont. Auch zu gröberen Unfällen kam es glücklicherweise nie. Trotzdem gab es immer wieder Ereignisse, die Stähelin nicht vergessen wird. «Einmal hat mir einer eine Schneeschaufel nachgeschmissen», erzählt er. Ein Mann habe vor seinem Haus den Schnee weggeräumt. Als Stähelin mit seinem Lastwagen vorbeifuhr, schleuderte er den Schnee von der Strasse wieder auf die eben freigeschaufelte Fläche. Seinen Unmut darüber tat der Mann mit der fliegenden Schaufel kund.

Überhaupt stellt Stähelin fest, dass das Verständnis für und der Respekt gegenüber dem Winterdienst in den letzten Jahren abgenommen haben. So erlebt er immer wieder, dass ihn Verkehrsteilnehmer überholen, obwohl das gefährlich ist. Das Problem sei, meint Roland Bertschi, dass es immer mehr Verkehrsteilnehmer gebe und die Leute sich nicht an den Schnee anpassen würden.

In seinen 33 Jahren ist Stähelin viele Kilometer gefahren. Zu Beginn fuhr die Firma Hauri die Strecke Beinwil am See, Reinach, Birrwil, Leutwil, Boniswil, Dürrenäsch, Hallwil. In den 90er-Jahren änderte die Strecke und seitdem fährt die Firma Hauri von Schafisheim/Lenzburg der Hauptstrasse entlang bis nach Mosen und die umgekehrte Strecke retour.

Nachfolger unbekannt

Wann er die Strecke zum letzten Mal fahren wird, weiss Stähelin nicht. Das kommt auf das Wetter an. In diesem Winter hatte er erst vier Einsätze. «Etwas wehmütig werde ich schon sein», sagt Stähelin. Spätestens dann, wenn er im nächsten Winter die anderen Schneepflüge herumfahren sehe.

Wer Nachfolger der Firma Hauri wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

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