Anja Furrer: «Ich betrachte die Welt durch die Fotografie»

Lenzburg Anlässlich des Fotofestivals Lenzburg stellt die Fotografin und Buchgestalterin Anja Furrer ihre künstlerisch-dokumentarische Bildserie zur Sanierung der Villa Sonnenberg im Atelierhaus des «Sonnenbergs» aus.

Spielen mit dem Licht: Gräser im Garten vor der Veranda.Foto: Anja Furrer

Spielen mit dem Licht: Gräser im Garten vor der Veranda.Foto: Anja Furrer

Zeitzeuge: Bei der Sanierung kamen diese Schichten zum Vorschein.Foto: Anja Furrer

Zeitzeuge: Bei der Sanierung kamen diese Schichten zum Vorschein.Foto: Anja Furrer

Fotografin und Buchgestalterin Anja Furrer: Die 29-Jährige zeichnet für die künstlerisch-dokumentarische Bildserie zur Sanierung der Lenzburger Villa Sonnenberg verantwortlich.		Foto: Anja Furrer

Fotografin und Buchgestalterin Anja Furrer: Die 29-Jährige zeichnet für die künstlerisch-dokumentarische Bildserie zur Sanierung der Lenzburger Villa Sonnenberg verantwortlich. Foto: Anja Furrer

Noch bis zum 23. Juni können Fotografien, Fragmente, etwa von Tapeten und Schriftstücken, sowie das Buch «Sonnenberg» in der Ausstellung bewundert werden. Eher durch Zufall kam das Buch von Anja Furrer zustande. «Vor drei Jahren habe ich begonnen, die Restaurationsarbeiten zu fotografieren, allerdings nur für mich persönlich. Nach dem intensiven Studium eine willkommene, praktische Abwechslung», erinnert sich die Fotografin, die in Lenzburg aufgewachsen ist.

Vor gut einem Jahr kam die Idee auf, die Fotografien und die Geschichte der ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner der Villa Sonnenberg in einem Buch zu verewigen. Unterstützt wurde das Projekt von der Stiftung Villa Sonnenberg (Mitherausgeberin), der Peter-Mieg-Stiftung und mit Kulturfördergeldern der Stadt Lenzburg und des Kantons. Die Ausstellung kann jeweils am Donnerstag und Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie am Wochenende von 10 bis 17 Uhr begutachtet werden.

«Die mit der Kamera»

Anja Furrer war von Kindsbeinen an neugierig, liebte es, alles um sie herum aufmerksam zu beobachten. So erstaunt nicht wirklich, dass sie diese Eindrücke auch fotografisch einfangen wollte. «Meine Eltern haben mir früh eine Einwegkamera mit in die Schullager gegeben, mit der ich euphorisch herumgeknipst habe. Die Fotos habe ich dann in Notizhefte geklebt und beschriftet», sagt die 29-Jährige, die nun in Basel lebt. Damit waren ihre ersten Fotobücher entstanden, weitere von Reisen und Pfadilagern sollten folgen. «Allerdings nutzte ich dann dafür eine kleine Digitalkamera. Die Handhabung habe ich mir selbst beigebracht.

In meinem Umfeld war ich damit einfach die mit der Kamera», erinnert sie sich schmunzelnd. Und obwohl die Kamera ihr ständiger Begleiter war, war der Berufswunsch für sie nicht klar formulierbar. «Mir fehlten Vorbilder, an denen ich mich orientieren konnte.» So entschied sie sich für die gestalterische Fachmaturität und das Propädeutikum an der Schule für Gestaltung Aarau. Dort wurden Fotografie, Video, 3D-Gestalten, Zeichen, Malen und Grafikdesign vermittelt.

Sie bewarb sich daraufhin unter anderem bei der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) in Basel für den Bachelor-Studiengang Visuelle Kommunikation. Aus rund 150 Bewerbungen wurden nur 20 für einen Studienplatz berücksichtigt. Anja Furrer gehörte zu den Erfolgreichen.

Vorbilder kennen gelernt

An der HGK konnte sie ihr Interesse in Grafikdesign vertiefen und traf dort auch endlich auf Vorbilder – auf Dozenten der Fotografie. «Es war eine grossartige Zeit, ich habe viel gelernt, konnte mich mit Gleichgesinnten austauschen. Und ich wurde ermutigt, mich für den Master in Fotografie an der ECAL in Lausanne zu bewerben.» Die ECAL (Ecole Cantonale d’Art de Lausanne) gehört zu den renommiertesten Schulen für Fotografie in Europa. Und – es nicht ganz einfach, dort angenommen zu werden.

Anja Furrer schaffte es. Ihre Augen leuchten, wenn sie von der Zeit in Lausanne spricht. «Alle Studenten brannten für die Fotografie. Ein Austausch auf hochprofessionellem Niveau in einem internationalen Umfeld war an der Tagesordnung. Eine wertvolle, prägende Zeit für mich», betont sie. In guter Erinnerung auch die Ausstellungen, die sie mit der Schule im Ausland machte – etwa in Paris oder Tokyo.

Kein einfacher Start

Das Studium beendete sie 2020 – just im Lockdown-Jahr. Nicht gerade ein einfacher Zeitpunkt, um als Fotografin und Künstlerin durchzustarten. Wieder zurück in Basel hat sich die Fotografin mit Nebenjobs finanziert und Praktika in Museen gemacht. Inzwischen ist Anja Furrer in der Kultur- und Kunstszene in Basel angekommen, arbeitet freischaffend als Fotografin und ist zusätzlich im Buchladen der Kunsthalle Basel tätig.

Das nächste Projekt steht schon an. «Ich werde bald nach Schweden reisen, um meiner Familiengeschichte nachzugehen. Meine Mutter ist Schwedin, allerdings in der Schweiz aufgewachsen», sagt sie. Anja Furrer möchte nicht nur ihren persönlichen Blick auf ihre «schwedische Kultur» schärfen, sondern auch die Sprache lernen. Selbstverständlich ist die Kamera mit im Gepäck. «Denn – ich betrachte die Welt durch die Kamera.»

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