1000 Osterhasen werden produziert
Staufen Schoggihase ist nicht gleich Schoggihase. In der Bäckerei-Confiserie Gradwohl werden die süssen Dinger nach wie vor von Hand gemacht.
Ich habe um 5 Uhr angefangen, mit der Produktion der Osterhasen allerdings erst später», sagt Bea Linnemann, Confiseurin bei der Bäckerei Gradwohl. Frühmorgens müssen jeweils erst die Canapés und die Sandwiches gemacht werden, bevor die süssen Leckereien an die Reihe kommen. Rund 40 Osterhasen-Formen stehen Bea Linnemann zur Verfügung. «Die Renner sind nach wie vor der Sitzhase und der lachende Hoppelhase», sagt sie. Als Erstes müssen die Hasen geschminkt, sprich mit Augen, Nasen, Schnauzhaaren und Ohren verziert werden. Die dafür verwendete Couverture muss exakt 32 Grad haben. Die Schminke lässt Bea Linnemann dann kurz abkühlen, bevor sie damit beginnt, mit dem Pinsel die Form auszustreichen. «Damit wird verhindert, dass sich Luftblasen bilden», sagt sie. Erst danach füllt sie die ganze Form mit Schokolade, um diese dann wieder ausfliessen zu lassen. Es soll ja kein gefüllter Hase werden. Die Form lässt sie erst auskühlen, bevor ganz am Schluss noch der Boden dazukommt.
«Beim Familienunternehmen Gradwohl wird Wert auf Handarbeit gelegt, Rüttelmaschinen und anderes mehr kommen hier nicht zum Einsatz», sagt sie. Dies sei auch genau das, was sie an ihrer Arbeit liebe. Die Abwechslung und das Handwerk, das man beherrschen müsse, wenn man keine «grauen» Schokoladen-Kreationen erzeugen wolle. Bea Linnemann hat in ihrer 25-jährigen Karriere einiges an süssen Gaumenfreuden geschaffen. Ihre Lieblingsjahreszeit ist jedoch Ostern. Sie liebt es, die fertigen Schoggihasen mit Marzipan oder Zuckermasse zu verzieren. Der Fantasie sind hierbei fast keine Grenzen gesetzt.
1000 Hasen bis Ostern
Bisher sind rund 500 Hasen aus dunkler, weisser, Caramel- und Milchschokolade entstanden, nochmals so viele sollen es bis Ostern werden. Neu im Sortiment ist der Mandelsplitter-Hase, der sich als eigentlicher Renner abzeichnen könnte. Nicht minder beliebt seien jedoch auch die halben Schoggieier, die mit Pralinen gefüllt werden. Sagts und macht sich auf, um die nächste Serie Hasenformen zu bearbeiten.
«Ich habe die letzten 38 Jahre Schoggihasen produziert. Es ist schön, dass sich jetzt jemand anders darum kümmert», sagt Georges Gradwohl, der an diesem Morgen in der Backstube steht und aus einem grossen Teig Mutschli formt. Eigentlich wären er und seine Frau Irene bereits pensioniert, doch stehen sie ihrer Tochter Claudia mit Rat und Tat zur Seite. Seit zwei Jahren zeichnet Claudia Geissmann in 4. Generation für den Betrieb verantwortlich. Sie ist froh, dass sie auf die Hilfe ihrer Eltern zählen kann. Das Führen des Unternehmens wäre ohne das Mittun der Familienmitglieder schwierig. «Der administrative Aufwand wird immer grösser. Früher kamen die Leute vorbei, bestellten die Torte oder das Apérobrot im Ladengeschäft. Heute geht ohne Offerte fast gar nichts mehr», sagt Irene Gradwohl. Das beschere ihnen immer wieder mal lange Arbeitstage. «Doch solange das Herz für die Bäckerei schlägt, machen wir das gerne», sagt Claudia Geissmann. Wichtig ist im Familienbetrieb zudem, dass man wenn immer möglich lokale Lieferanten berücksichtigt.
Warum Ostern in diesem Jahr so spät ist…
Vollmond Das Datum des Osterfestes wird jeweils nach dem Frühlingsvollmond bestimmt. Jedoch gibt es auch bei dieser Regel Ausnahmen – wie dieses Jahr.
Nach der Überlieferung des Neuen Testaments ereignete sich die Auferstehung Christi zur Zeit des vom Frühlingsvollmond abhängigen jüdischen Pessachfests. Deshalb wurde auf dem Konzil von Nicäa im Jahre 325 festgelegt, dass das Osterdatum jeweils für den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling bestimmt wird. Als Datum für den Frühlingsbeginn wurde der 21. März festgelegt.
Somit kommen für das Osterfest folgende Daten infrage: Wenn am 21. März Vollmond und gleichzeitig noch Samstag ist, fällt der Ostersonntag auf den frühest möglichen Termin, auf den 22. März – dies war 1818 zum letzten Mal der Fall. Wenn hingegen der Frühlingsvollmond am 20. März zwischen 12 und 24 Uhr eintritt, so folgt der nächste Vollmond am 19. April zwischen 00 und 12 Uhr. Wenn in einem solchen Jahr der 19. April gerade noch ein Sonntag ist, verschiebt sich Ostern theoretisch auf den 26. April, was 1981 der Fall gewesen wäre. Folgt jedoch aus der Berechnung des Ostertermins der 26. April, so wird Ostern trotzdem am 19. April gefeiert. Damit ergibt sich für das Osterfest ein maximales Zeitfenster vom 22. März bis zum 25. April.
Oster-Paradoxon
Die Kirche berechnet den Vollmondtermin nach dem sogenannten Meton-Zyklus. Nach 19 Jahren wiederholen sich die Mondphasen zum selben Datum, denn 235 Lunationen (Mondmonate) entsprechen ziemlich genau 19 Jahren von Frühlingsbeginn zu Frühlingsbeginn. Dieser zyklische Vollmondtermin kann jedoch einen Tag vom astronomischen Vollmondtermin abweichen, was dieses Jahr der Fall ist.
Zudem berechnet man nur den Tag, aber nicht die genaue Uhrzeit der Vollmondphase. Der diesjährige astronomische Frühlingsvollmond war am 21. März um 2.43 Uhr, der berechnete zyklische Vollmond der Kirche war jedoch bereits am 20. März. Der 21. März ist in der Osterrechnung jedoch als fixer Kalendertag für den Frühlingsbeginn und den zyklischen Vollmond definiert. Die Paradoxie besteht darin, dass der besagte Vollmond astronomisch bereits ein Frühlingsvollmond ist und deshalb der Ostersonntag der 24. März sein müsste. Bei der Anwendung der zyklischen Methode gilt dieser Vollmond aber noch als Wintervollmond, da er auf den 20. März berechnet wurde. Deshalb verschiebt sich Ostern dieses Jahr auf den Sonntag nach dem nächsten Vollmond (19. April) auf den 21. April. (Andreas Walker)