Salzkorn: Januarloch
Gibt’s das noch, das Januarloch? Als wir jünger waren, wurde nach all den finanziellen Forderungen post festum so über die Ebbe im Geldbeutel geklagt. Verpflichtung und Versuchung sind selbstverständlich noch verstärkt vorhanden: Steuern, Versicherung, Jahresbeiträge, Geschenke und nicht zuletzt Bettelbriefe fordern ihren Tribut.
Damit nicht genug, wird das Volk mit «Black Friday» und Ausverkäufen im alten und dann im neuen Jahr mit Sonderverkäufen zum Konsum verlockt. In der ersten Woche steckten sage und schreibe 30 Werbeheftchen im Briefkasten: «Preisrutsch, XXL sparen, glatte Preise, Benissimo, Winteraktion, Veganuary, Rotstiftwochen, Sonderposten, Sale, Wow!»
Dank den grosszügigen Rabatten war für Silvester immerhin das Portemonnaie-Potenzial für Feuerwerk noch reichlich vorhanden, um den Pulver zu verpulvern und mit Krach die Katzen in den Keller und die Hunde(halter) in die Isolation zu treiben. Ganz früher wurden mit Lärm die bösen Geister vertrieben, heute sind es die guten. Mehr Freude machten die mächtigen Feuer in Lenzburg, Staufen und Egliswil.
Ein Januarloch betrifft allerdings die erneute Absage traditioneller Anlässe. Kein Neujahrsempfang, wo erleichtert der Abschied einer mühsamen Epoche gefeiert und hoffnungsvoll auf bessere Zeiten angestossen wird. Löblich hingegen ist der Versuch, altes Brauchtum hinüberzuretten wie die mutigen Meitli von Fahrwangen und Meisterschwanden. Und wer den König aus dem Kuchen klaubte, durfte sich kurz glücklich glauben.
Der courant abnormal geht leider weiter. Geduld und Duldsamkeit sind weiterhin angesagt. Wer grenzenlos feiern will, verfolgt die Schweizer Skihelden digital oder besser noch original in den Schneebergen. Und bald ist Fasnacht. Das Problem: Muss die FFP2-Maske vor oder hinter die Larve platziert werden?