Salzkorn: Ich bin Ausländer
In der Schweiz habe ich oft beobachtet, dass sich viele Ausländer an ihre eigenen Landsleute oder andere Expats halten. Und ich habe mich immer gewundert, ob es wohl wirklich so schwierig ist, ein paar Schweizer Freunde zu finden. Heute bin ich selbst Auslandschweizer, wohnhaft in den Philippinen, und ich laufe in denselben Fussstapfen. Warum?
Philippinos gelten als eines der kontaktfreudigsten und freundlichsten Völker der Erde. Lebt man jedoch hier, merkt man rasch, dass sie auch scheu sind, vor allem gegenüber Kana’s oder Kano’s (das ist eine Abkürzung für «Amerikano», so werden Ausländer hier genannt). Wer denkt, dass man diese Hürde umgehen kann, indem man die lokale Sprache lernt, irrt. Die gemeinsame Sprache schafft aber die Möglichkeit, die Philippino-Mentalität besser zu verstehen.
Ich denke, einer der grössten Unterschiede zwischen Philippinos und Menschen aus dem Westen ist das Selbstverständnis. Individualität wird hier kritisch beäugt, man ist Teil eines Ganzen und lebt und arbeitet für die Familie. Was man selbst möchte, ist zweitrangig. Kein Wunder, trifft hier die westliche «Wie war das für dich? Ich fühl dich»-Gesprächskultur auf wenig Verständnis.
Und weil dem «Individualismus» nicht so viel Wert beigemessen wird, reden Philippinos auch selten über sich selbst. Eine sympathische Eigenschaft, die aber dazu führt, dass Ausländern ein wichtiger Gesprächspunkt fehlt, um sich gänzlich verbunden zu fühlen. So erkläre ich mir, warum auch hier in den Philippinen die meisten Ausländer unter sich bleiben. Der Mensch kommt nun mal gerne auf das zurück, was er kennt. Daran ist im Grunde nichts auszusetzen. Sich aber um das Gastland zu bemühen und zu versuchen, dessen Bewohner zu verstehen, lohnt sich. Ich habe hier gelernt, dass es gut sein kann, sich selbst etwas weniger wichtig zu nehmen; es macht zufriedener.