Gemeinsam gegen die Sucht: Verstehen statt verurteilen
Lenzburg Am 22. Mai findet der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme unter dem Motto «Verstehen statt verurteilen» statt. Auch Lenzburg beteiligt sich.

Alkohol ist fest in unserem Alltag verankert – sei es beim Apéro, an Feiern oder im Kollegenkreis. Doch sobald der Konsum problematisch wird, schlägt die gesellschaftliche Akzeptanz schnell in Ablehnung um. Menschen mit Alkoholproblemen werden häufig als willensschwach abgestempelt. Dieses Stigma verhindert oft, dass Betroffene rechtzeitig Hilfe suchen – mit teils gravierenden gesundheitlichen und sozialen Folgen.
Darauf macht der Nationale Aktionstag Alkoholprobleme am 22. Mai unter dem Motto «Verstehen statt verurteilen» aufmerksam. Ziel ist es, auf die komplexen Ursachen von Alkoholabhängigkeit hinzuweisen und für einen respektvolleren, nichtverurteilenden Umgang mit Betroffenen zu sensibilisieren.
Zunehmende Belastung in Lenzburg
Auch in Lenzburg zeigt sich die Relevanz des Themas deutlich: Bei der Suchtberatung ags ist der Andrang ungebrochen. «Die Zahl der Klientinnen und Klienten nimmt stetig zu», sagt Fabian Joehro, Berater am Standort Lenzburg. Besorgniserregend sei zudem, dass sich das Konsumverhalten verändert habe: «Früher kamen viele mit ausschliesslich Alkoholproblemen – heute geht es oft um Mischkonsum mit anderen Substanzen und es zeigen sich zunehmend auch soziale Probleme.»
Die Beratungsstelle richtet sich an drei Gruppen: Menschen, die freiwillig Hilfe suchen, Angehörige sowie Personen, die auf Anordnung von Justiz, KESB oder Sozialdiensten kommen. Entsprechend vielfältig ist das Angebot. «Unser interdisziplinäres Team besteht aus Psychologen und Sozialarbeiterinnen. So können wir individuell auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen», so Joehro.
Anonym, vertraulich und kostenlos
Die Beratung ist kostenlos für Personen mit Wohnsitz im Kanton Aargau, anonym und unterliegt der Schweigepflicht. Erste Kontakte erfolgen telefonisch oder über die Webseite www.suchtberatung-ags.ch.
Der Aktionstag zeigt, wie widersprüchlich die gesellschaftliche Haltung zum Alkohol ist: Während moderate Trinkgewohnheiten fast erwartet werden, erfahren Abhängige oft soziale Ausgrenzung. Dabei handelt es sich bei Sucht nicht um ein persönliches Versagen, sondern um eine Krankheit, die behandelbar ist. Aufklärung, frühe Intervention und ein entstigmatisierender Umgang sind zentrale Bausteine, um Betroffene zu erreichen und zu unterstützen.