Salzkorn: Eine nationale ­Leidenschaft

Melanie Solloso
Melanie Solloso

Philippinos und ihre Hähne, das ist eine uralte Leidenschaft, die kulturell und traditionell tief verwurzelt ist. Von zehn Philippinos haben bestimmt acht einen Hahn. Und der wird gezeigt − darauf ist der Philippino stolz. Mit ihren Hähnen treffen sich die Männer täglich, vergleichen ihre Tiere und machen Hahnenkampftraining.

Auch mein Mann hat das Hahnenfieber, sein Hobby ist die Kampfhahnzucht. Der Hahnenkampf, genannt «Sabong», ist hierzulande legal. Und nicht nur das, er ist Volkssport Nummer eins, sogar noch vor dem Basketball − es ist eine nationale Passion. Es gibt rund 2500 offizielle Hahnenkampfarenen und sogar einen eigenen TV-Kanal, der den ganzen Tag nur Sabong überträgt. Ein Kampf dauert knapp 10 Minuten. Kurz vor dem Start werden Wetten entgegengenommen. Eine scharfe Klinge, die am Fuss des Tieres befestigt wird, führt zum raschen Tod des Verlierers.

Vor allem bei Europäern ist Sabong umstritten. Viele haben Mitleid mit den Tieren, bei mir war das nicht anders. Seit ich jedoch selbst Lege- und Fleischhühner züchte und die Hühner für den Topf vorbereite, sehe ich das Ganze pragmatisch: Jedes Nutztier hat seine Aufgabe, dazu gehören hier auch die Kampfhähne. Ein Tier mit gutem Stammbaum, vom renommierten Züchter, ist rasch mehrere tausend Franken wert.

Sabong ist nicht nur Volkssport, sondern auch ein Riesengeschäft, dem auch die Pandemie keinen Abbruch tat. Die Kämpfe wurden kurzerhand auf Online verlegt. Ein einziger Kampf generiert im Online-Sabong Wetteinsätze zwischen 20000 und 40000 Franken. Die Kämpfe laufen im 20-Minuten-Takt zwischen 8.30 morgens bis 6.30 morgens. Der Online-Sabong eröffnete Tausenden von Philippinos eine neue Einnahmequelle als Wettmaster. Nichtsdestotrotz, es gibt wohl kaum einen Philippino, der nicht dem Ende der Pandemie und damit der Wiedereröffnung der Arenen entgegenfiebert.

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