Rekordernte beim Roten Gold
Hendschiken «Wir hatten noch nie einen so tollen Ertrag pro Quadratmeter wie bei dieser Ernte», sagt Silvia Bossard. Sie gilt als schweizweit bedeutendste Produzentin von Bio-Safran, der auf einem Feld in Hendschiken gedeiht.
Von Oktober bis Mitte November ist Erntezeit. «Die Blüten werden auf dem Feld von Hand gepflückt und gleichentags am Firmensitz in Aristau von Hand weiterverarbeitet», sagt die 59-jährige Pionierin. An langen Tischen sitzen bis zu 25 Personen, die aus der krokusähnlichen Pflanze die drei roten Fäden, das Safran, entfernen. «Das kann dauern, wir waren auch schon erst morgens um drei Uhr fertig», erinnert sie sich.
Nicht nur die Fäden (das Rote Gold), sondern auch die Blüten werden genutzt. In Zusammenarbeit mit einem Labor werden mit den Essenzen Kosmetika hergestellt. «Auf das Patent musste ich fünf Jahre warten», sagt Bossard. Kein Wunder, dass in der Zwischenzeit andere Firmen auf diese Schiene aufgesprungen sind und ähnliche Produkte auf den Markt bringen.
Safran ist nicht gleich Safran
Beim Safran als Gewürz ist die Konkurrenz ebenfalls gross. Nicht überall, wo Safran draufstehe, sei auch Safran drin. Bossard hat eine ganze Sammlung solcher «Safran»-Säckli aus aller Welt. Die Laboranalysen seien ernüchternd. Bei den Pulvern handle es sich praktisch immer um Fälschungen, ebenso bei den meisten Fäden. Sie enthalten Erdreste und Kurkuma, Holzspäne und Färberdistel, aber oft kaum ein Fädeli Safran.
«Heute lässt sich ja jeder Geschmack synthetisch produzieren» sagt Bossard. Der echte Safran hingegen gilt als Königin der Gewürze und hat seinen Preis. «Es gibt Köche, die uns versichern, dass man von unserem Bio-Safran extrem wenig braucht, um das Aroma zur Entfaltung zu bringen», betont sie stolz.
Vor gut zehn Jahren ist Bossard mit ihrer Firma «tagora» ins Safrangeschäft eingestiegen. Nach einem Flugzeugabsturz, bei dem ihr Mann ums Leben kam und sie schwer verletzt wurde, musste sie ihr Leben neu aufgleisen. Der Traum vom kleinen Pferdegestüt am heutigen Standort der Firma war geplatzt. «Ich war damals 46 Jahre alt und machte mir keine Illusionen über meine Berufschancen», sagt die gelernte Maschinenzeichnerin.
Der Mythos rund um die Königin der Gewürze habe sie schon immer fasziniert. Erste Pflanzversuche machte sie auf dem Acker ihres Vaters. Viele weitere folgten, die nicht immer von Erfolg gekrönt waren. «Mäuse und Engerlinge haben mir mehr als einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht und die Knollen weggefressen», sagt sie.
Ohne Helfer wäre es unmöglich
Heuer ist die Welt wieder in Ordnung, die Ernte üppiger als erhofft. Doch ohne die vielen Helfer wären all die Arbeiten rund um die Ernte nicht zu bewältigen. Ein Teil der Safranpflücker bezieht einen Lohn, einige leisten Frondienst. «Ihnen allen muss ich ein Kränzli winden, einfach tolle Menschen», betont die 59-Jährige. Sagts und macht sich auf, um die Safranfäden im Ofen zu trocknen, in luftdichte Gläser abzufüllen und an einem kühlen Ort zu lagern.