Neues Zeitalter für Schlossuhr

Lenzburg Derzeit wird auf dem Schloss Lenzburg der Uhrenturm restauriert. Grund genug, auch das vergoldete, 360-jährige Zifferblatt am gleichen Turm zu demontieren und fachmännisch zu restaurieren.

<em>Vom Schloss in die Werkstatt:</em> Kunstschmied Ueli Schneider begutachtet den Zustand des Zifferblattes. Foto: Alfred Gassmann
<em>Vom Schloss in die Werkstatt:</em> Kunstschmied Ueli Schneider begutachtet den Zustand des Zifferblattes. Foto: Alfred Gassmann

Sonne, Hitze, Kälte, Nebel, Stürme und sogar Hagel haben dem Zifferblatt am Uhrenturm und dem Stundenzeiger auf dem Schloss Lenzburg seit der letzten Restauration 1966 arg zugesetzt. Die Schäden sind offenkundig: verrostete Teile im untersten Bereich des Objektes, verblichene Wappen, abgeblätterte Hintergrundfarbe sowie Schäden an den zwölf gotischen Zahlen in Gold. Eine erneute Restauration des Zifferblattes drängte sich auf, umso mehr als der Uhrenturm derzeit restauriert wird.

Anfang Februar wurde das Zifferblatt von Ueli Schneider mit einer Stahlkonstruktion stabilisiert, am 19. Februar mit Hilfe des vorhandenen Baukrans demontiert und mit einem Lastwagen achtsam in die Werkstatt von Ueli Schneider am Mattenweg 28 in Lenzburg transportiert. Gefragt war Sorgfalt. Dem rund 50 Kilogramm schweren Objekt mit den Abmessungen 200 auf 270 Zentimeter und der Kupferplatte als Träger durfte kein weiterer Schaden zustossen.

Fachkräfte gehen ans Werk

Die Jahrzahl 1659 dokumentiert das Baujahr der markanten Uhr. Der Rückseite des Objekts mit dem Stundenzeiger können in gut lesbarer Schrift wertvolle geschichtliche Hinweise entnommen werden: «1659 malt H. J. Horer das Zifferblatt, zirka 1805 übermalt von unbekannter Hand, 1966 renoviert und die ursprüngliche Malerei durch Karl Furter kopiert.»

Die Vorbereitung hat eine Überraschung zu Tage gefördert. Die Darstellungen im Buch «Liebes altes Lenzburg» aus dem Jahre 1986 der Ortsbürger–Kommission und der Stiftung Pro Museum Burghalde Lenzburg sowie die Bemalungen von 1966 auf dem demontierten Zifferblatt sind nicht identisch. Eine Übermalung ist wegen des Zustands des Trägers aus Kupfer technisch nicht möglich.

In Zusammenarbeit mit den Fachleuten hat die kantonale Denkmalpflege Aargau daher entschieden, alle Bemalungen zu entfernen und die gotischen Ziffern sowie die Dekorationen auf die gereinigte Kupferplatte durch Restauratorin Ina Link aus Scherz nach traditioneller Technik neu auftragen zu lassen.

«Diese Vorgehensweise wird allen Ansprüchen gerecht», ist Jonas Kallenbach von der Denkmalpflege überzeugt. Für die vorgängige Grundlagenarbeit benötigt Kunstschmied Ueli Schneider rund zwei Wochen. Leicht erklärbar, dass bei den Fachkräften Leidenschaft, Präzision und Ausdauer im Spiel sind. Noch vor Ostern dürfte das restaurierte Zifferblatt vom Uhrenturm grüssen.

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