Mit «Live-Paper» besser beraten
Bei der Hypothekarbank Lenzburg will man mit dem Projekt «Live Paper» die Kundenberatungen effizien- ter machen. Erste Praxis- tests sind erfolgt.
Stellvertretend für das Motto von CEO Marianne Wildi, die Hypothekarbank Lenzburg («Hypi») wolle bei der Anwendung von digitalen Plattformen führend sein, darob aber den persönlichen Kontakt zu den Kunden nicht vergessen (Ausgabe vom 18. Januar), steht das Projekt «Live Paper». Dieses Instrument, das in intensiver Zusammenarbeit mit dem Institut für Interaktive Technologien der Fachhochschule Nordwestschweiz und der Universität Zürich entsteht, nähert sich der praktischen Anwendung; erste Tests mit Kunden wurden schon durchgeführt.
Karte wie von Geisterhand
Die Demonstration in einem Beratungsraum am «Hypi»-Hauptsitz ist eindrücklich. Die Tischplatte vor den beiden Bank-Vertretern Fabrizio A. Castagna (als Geschäftsstellenleiter künftiger Anwender) und Mehmet Kilic (dem bankinternen Projektleiter) ist weiss, fast steril. Dies ändert sich, als eine Figur in der Form eines etwas zu gross geratenen Monopoly-Hauses auf den Tisch gelegt wird: Wie von Geisterhand gesteuert, erscheint rund ums Haus ein Kartenausschnitt.
Mit einem weiteren unscheinbaren Gegenstand, einer etwa drei Zentimeter dicken grauen Scheibe, können Ausschnitt und Massstab der Karte gewählt werden. So kann der Standort der potenziellen Immobilie bestimmt und Abstände zu Dorfladen oder Bushaltestelle gemessen werden. Personalien und Finanzkraft des Kunden können handschriftlich erfasst werden. Das System, dessen Basis ein Rechner und ein unauffällig in der Decke montierter hochauflösender Beamer mit 3D-Scanner bilden, berechnet die Hypothekarvarianten und wirft die errechneten Zahlen – anpassbar – auf den Tisch.
Erfahrungen hätten gezeigt, dass Tablets oder PCs bei Beratungen «als Fremdkörper, ja wie eine dritte Partei wahrgenommen» werden, so «Hypi»-Mitarbeiter. «Live Paper» baut weniger hohe Hürden; die Technik wird im Hintergrund eingesetzt. Nun wird das Projekt «langfristig weg vom Forschungscharakter» geführt. Kilic: «Jetzt geht es darum, den Praxisbezug herzustellen, damit im Gespräch der persönliche Kontakt in den Vordergrund gestellt werden kann.»