Marktlage
Lenzburg erhielt 1306 das Stadt- und Marktrecht verliehen. Dieses Privileg prägte jahrhundertelang das Selbstverständnis von Stadt und Bürgerschaft und verschaffte ihnen in der Region Zentrumsstatus und Bedeutung – mit Marktvorteilen. So kauften bis vor nicht allzu langer Zeit Hochzeitspaare aus dem Schenkenbergertal, jahrhundertealten Marktpfaden folgend, traditionellerweise ihre Ringe bei Lenzburger Bijouterien.
In jüngerer Zeit hat das Lenzburger Wochenmarktwesen zunehmend einen schwereren Stand trotz starkem Bevölkerungswachstum. Traditionelle Marktfahrende wie Familie Gebhard, Möriken, oder Käse-Beeler kommen gar nicht mehr beziehungsweise haben ihr Angebot ausgedünnt. Auf Ende Jahr wird sich nun auch Familie Vogel, Schafisheim, wegen mangelnder Rentabilität ganz vom Lenzburger Wochenmarkt verabschieden. Zwar gibt es erfreulicherweise auch neue Anbieter wie zum Beispiel Loohof, Endigen, aber tendenziell stagniert das Lenzburger Marktwesen. Die Gründe hierfür hängen wohl auch mit den Terminen Dienstagvormittag und Freitagnachmittag zusammen: In Aarau oder Solothurn haben sich die Samstagmorgen-Märkte zu wahren «Social Events» entwickelt, während viele jüngere – früher potenziell neue – Marktkundinnen heute zu Lenzburger Marktzeiten einer Berufstätigkeit nachzugehen haben. Weiter haben das stets wachsende Hofläden-Angebot und einige andere Faktoren das Marktverhalten der Bevölkerung verändert.
Gefragt sind nun innovative Ideen, um neues Marktpotenzial zu aktivieren und auszuschöpfen: Ein monatlicher Samstagmorgen- oder Freitag(feier)abend-Markt mit attraktiven Apéro- und Gastro-Angeboten? Ein bunter Promotionsmarkt auf dem tristen Markus-Roth-Platz? Oder eine Kommunikationsoffensive mit neuem, marktfrischem Auftritt und wöchentlicher LBA-Marktkolumne? Es wäre doch schade, wenn sich die Stadt Lenzburg nach dem Volksschul- nun auch noch im Marktbereich von Zentrumsambitionen verabschieden würde.
Peter Buri, Lenzburg