Kein Weltuntergang

Fritz Thut

Diesen Sonntag ist es so weit. Wir, die Aargauer Stimmberechtigten, bestimmen unser Parlament für die Jahre 2025 bis 2028. Wir, die stimmfähigen Einwohner der Region, wählen jene Personen aus, die die Interessen von Lenzburg und Umgebung in «Aarau» vertreten werden.

Die Gewählten stehen im Grossen Rat nicht nur für die Interessen unserer Region ein; sie vertreten auch eine Weltanschauung. Dies macht das Ausfüllen des Wahlzettels nicht einfacher. Der politische Zusatzjob scheint beliebt zu sein; über 7,2 Kandidierende gibt’s beispielsweise im Bezirk Lenzburg für jeden der 13 Sitze.

Da ist programmiert, dass es Enttäuschte geben wird. Je nach Ambitionen kommt eine Nichtwahl einer Tragödie gleich. Für einige der 81 Nichtgewählten ist der Standardspruch der Wahlkommentatoren ein schlechter Trost: Das Volk hat immer recht.

Mit dem Seitenblick auf andere, erfolgte und anstehende, Wahlen kommen allerdings bei immer mehr Beobachtern – und sind wir dies nicht alle – Bedenken auf. Von Kiribati über Thüringen, Wyoming und den Aargau bis hin nach Palau sind in diesem Jahr auf dem Globus Hunderte von Wahlen angesetzt. Bei missliebigen Ergebnissen ist oft von einer Gefahr für die Demokratie die Rede. Das Verbot von Parteien oder einzelnen unliebsamen Kandidierenden ist dabei sicher nicht der richtige Weg.

Doch selbst bei einem Blick 16 Tage voraus und über den Atlantik hinweg ist festzuhalten: Ergebnisse von Wahlen, ob seriös ausgezählt oder von totalitären Regimes nach einer angemessenen Frist verkündet, sind nie ein Weltuntergang. Wenn politische Strukturen extreme Wahlergebnisse nicht aushalten, wären die entsprechenden Gesellschaften eh zum Scheitern verurteilt.

Historisch, über Jahrhunderte betrachtet, kommt danach nicht das Nichts. Höchstens etwas anderes. Vielleicht sogar etwas Besseres.

Fritz Thut, ehemaliger Redaktionsleiter

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