Holzschlag wegen Starkstrom
Lenzburg/Niederlenz Die Bäume am Waldrand hinter dem Sportplatz Altfeld kommen der Starkstromleitung seit einiger Zeit gefährlich nahe. Am Montag starten die Arbeiten für eine Sicherheitsholzung im Auftrag der SBB.
Es tut einem in der Seele weh, vor allem, wenn man die wenigen Grossen anschaut, die auch gefällt werden müssen», sagt Willi Bürgi von der Landschaftskommission Niederlenz. «Aber es muss sein.» Ein Augenschein vor Ort zusammen mit den Forstdiensten Lenzia zeigt: Die Bäume des Eichenwaldreservats, zugehörig zu der Gemeinde Lenzburg, kommen der Starkstromleitung beim Sportplatz Altfeld in Niederlenz tatsächlich gefährlich nah.
Willi Bürgi ist anwesend, weil er weiss, dass das seit Jahrzehnten fast unberührte Waldstück, das eigentlich den Lenzburgern gehört, den Niederlenzern sehr am Herzen liegt. Auch ihm. «Es ist ein Bijou und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Dorfbevölkerung.» Von der Notwendigkeit der Sicherheitsholzung wollte er sich selbst ein Bild machen.
«250 Kubikmeter Holz»
Da die Mindestabstände zwischen Bäumen und Starkstromleitung beim rund 700 Meter langen Waldrandabschnitt nicht mehr erfüllt sind, beauftragte die SBB die Forstdienste Lenzia, diesen Abstand wiederherzustellen. Für Markus Dietiker von den Forstdiensten war rasch klar, dass es mit einer einfachen Auslichtung nicht getan sein würde. «Die Bäume sind mittlerweile zu gross, wir kommen um die Holzung nicht herum. Würde ein Baum bei einem Naturereignis umfallen, würde er mit grosser Wahrscheinlichkeit die Leitung tangieren.» Und bei einem Stromunterbruch und folgenden Zugausfällen würde es teuer. Bei Bäumen in Privatbesitz haftet in solchen Fällen der Eigentümer.
Die zu fällenden Bäume schätzt Dietiker auf rund 250 Kubikmeter Holz. «Das sind rund 10 Lastwagen», veranschaulicht er. Die gefällten Bäume werden anschliessend zu Schnitzelholz verarbeitet. Abgeholzt werden diejenigen Bäume, die am stärksten Richtung Leitung wachsen und die Leitungen beschädigen könnten. Auch ein paar Eichen des Eichenwaldreservats müssen gefällt werden. Die Himmlischen Eichen des Bestattungswalds hingegen werden nicht tangiert, sie stehen weiter drin im Wald. Die Arbeiten starten am Montag und dauern bis zum 26. Oktober. Während dieser Zeit werden der Weg am Waldrand entlang und der Trampelpfad im Wald unmittelbar beim Waldrand gesperrt.
Schutz für den Wald
Die Holzung habe auch etwas Gutes, gibt Dietiker zu bedenken. «Der Wald ist danach besser gegen Sturmschäden geschützt.» Das zeigte der Sturm Lothar eindrucksvoll. Während stark begrünte Waldränder fast intakt blieben, herrschte dahinter ein trauriges Bild. Wird der Waldrand hingegen gelichtet, bricht das die Windgeschwindigkeit markant.
«Auch erhalten die kleinen Bäume mehr Platz, das gibt Raum für neue Pflanzen», versucht Dietiker die positiven Aspekte aufzuzeigen. Nichtsdestotrotz, nach der Rodung wird es trostlos aussehen. Da hilft nur der Blick in die Zukunft. Laut Markus Dietiker dürfte das Waldstück in gut zwei Jahren wieder gut begrünt und beschattet sein.