Eine Bezirksschule im Seetal fällt weg
Bis 2022 muss gemäss Vorgaben des Kantons eine der Bezirksschulen im Seetal schliessen. Ob Fahrwangen, Seengen oder Seon: Das entscheidet nun der Regierungsrat.
Geht es nach dem Regierungsrat, gibt es im Seetal mindestens eine Bezirksschule zu viel. Gemäss Auflagen des Kantons müssen nämlich in gut 5 Jahren an jedem Bezirksschulstandort auf allen drei Stufen die Klassen parallel geführt werden, mit einer minimalen Klassengrösse von mindestens je 18 Schülern. Derzeit erfüllen nur Seengen und Fahrwangen diese Vorgabe. Seon führt 4 Abteilungen.
Um zu prüfen, ob wirklich eine Standortschliessung nötig ist, und falls ja, wo, wurde im März 2016 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, unter anderem bestehend aus Mitgliedern des Gemeinderats der betroffenen Gemeinden, der Schulpflege und Schulleitern. Nach gut 18 Monaten steht nun fest: Eine Bezirksschule wird geschlossen werden müssen. Das Seetal hat schlicht zu wenige Bezirksschüler. Die Vorgabe von insgesamt 6 Abteilungen je Standort sei langfristig schwierig zu erfüllen, begründete Jörg Bruder, Gemeindeammann von Seengen und Präsident der Arbeitsgruppe, an einer Pressemitteilung im Anschluss an die Schlusssitzung der Arbeitsgruppe vergangenen Donnerstag.
Entscheid bis Mitte 2017 erhofft
Ob nun Fahrwangen, Seengen oder Seon die Tore schliessen soll, darüber konnte sich die Gruppe mit rund zwei Dutzend Mitgliedern jedoch nicht einigen. Eine klare Priorisierung eines Standorts habe sich nicht herauskristallisiert, so Jörg Bruder. Fest steht: «Keiner der drei Standorte verzichtet freiwillig auf seine Bezirksschule.»
Damit geben die Gemeinden die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, ab. Der Entscheid liegt jetzt wieder beim Regierungsrat. Trotzdem sei die Arbeit der Gruppe nicht «Makulatur», darüber waren sich die Gemeindeammänner aus Fahrwangen, Seengen und Seon am Donnerstag einig. «Die Vor- und Nachteile liegen mit dem Schlussbericht «Mögliche Entwicklungsvarianten» auf dem Tisch. Auf dem erarbeiteten Material kann man aufbauen», findet Bruder. Der 32-seitige Schlussbericht ging vergangene Woche an den Regierungsrat. Er beinhaltet unter anderem Angaben zu den Schülerzahlen, der vorhandenen Infrastruktur, den Schulwegen und zu den jeweiligen Auswirkungen eines Standortwegfalls.
Ausserdem gibt jede Gemeinde an, welche Variante sie vorzieht. Der Standort Fahrwangen beispielsweise spricht sich für die Variante Fahrwangen/Seengen aus, Seengen für Seengen/Seon und Seon für Seon/Seengen. Die neun Verbandsgemeinden, die ihre Bezirksschüler ebenfalls nach Fahrwangen, Seengen oder Seon schicken, können an den Regierungsrat betreffend Standort noch bis am 31. Januar 2017 direkt einen Antrag stellen.
Die involvierten Gemeinden erhoffen sich vom Kanton einen baldigen Entscheid, und zwar bis spätestens Mitte 2017. Der Regierungsrat hat ursprünglich einen Entschluss bis 2021 in Aussicht gestellt. «Das geht uns zu lange», sagte Gemeindeammann Patrick Fischer. Für eine rechtzeitige Umstellung bis zum Schuljahr 2022 benötige man mehr Handlungsspielraum. Unter anderem müssen Verträge für den Schüleraustausch angepasst werden. Mit einem raschen Entscheid soll aber auch die Unsicherheit an den Schulen bei Lehrkräften und Schülern möglichst klein gehalten werden.
Von Anspannung bis Gelassenheit
Eine Anspannung an den Bezirksschulen aufgrund des ausstehenden Entscheids ist nicht überall spürbar. In Fahrwangen gibt sich etwa Schulleiter Michael Lutz für die Bezirksschule Oberes Seetal zuversichtlich: «Wir machen uns keine Sorgen. Uns braucht es. Wir sind ein Verband, der seit fast 50 Jahren existiert.» In Seon ist man zwar etwas angespannt, Schulleiter André Hunziker hofft aber ebenfalls auf die eigenen Standortvorzüge, wie etwa die Grösse der Standortgemeinde. Auch Stufenleiter Oberstufe Seengen, Theo Wyss, spricht von Zuversicht im Lehrerzimmer: «Wir sind zuversichtlich, nicht zuletzt auch deshalb, weil Seengen alle Oberstufenzüge unter einem Dach anbieten kann.» Wyss hofft auf einen schnellen Entscheid des Regierungsrats. Welchen Standort es treffen wird, bleibt nun abzuwarten. Fakt ist, ein Standort wird wegfallen, und zwar bis spätestens 2022. Das bedeutet auch unumgänglich längere Schulwege für die Schüler.