Dienen am Hof: Adel einst und jetzt
Was ist ein «von» im Namen wert? An der Vernissage der Saisonausstellung im Schloss Hallwyl, «Zwei Hallwyler am französischen Hof», waren Antworten dazu zu hören.
Nahezu anderthalb Monate nach Türöffnung wurde am letzten Samstag die Saisonausstellung im Schloss Hallwyl eingeweiht. Innerhalb des Jahresthemas von Museum Aargau, «Kaiser, Könige und Königin», wird im Wasserschloss zwischen Seengen und Boniswil die Geschichte von zwei Hallwylern erzählt, die im 15. Jahrhundert am Hof des französischen Königs Louis XI gedient hatten.
Im obersten Stockwerk des Vorderen Schlosses sind verschiedene Episoden aus dem Leben von Dietrich von Hallwyl (1462–1509) und seinem Bruder Hans von Hallwyl (1433/34–1504) nachzuerleben. Mit verschiedenen Animationen können die Besucher in die damalige Zeit eintauchen.
Nicht zuletzt dank Ludwig von Diesbach, der Dietrich begleitet hatte, sind viele Abenteuer der Nachwelt erhalten geblieben. Von Diesbach hat, für jene Epoche eher ungewöhnlich, die Erlebnisse am französischen Hof aufgeschrieben. Als Prunkstück der Ausstellung ist hier das Original seiner Autobiografie zu sehen.
«Heute keine Bedeutung mehr»
Zur Vernissage der Saisonausstellung konnte Marco Castellaneta, der Direktor von Museum Aargau, zahlreiche Gäste willkommen heissen. Für die humorige Einbettung ins Jahresmotto sorgte ein Schauspielertrio, das den römischen Kaiser Nero, den französischen König Louis XI und Königin Agnes von Ungarn verkörperte. Nicht genug der Kostüme: Ausstellungskurator Thomas Frei schlüpfte für das von Castellaneta geleitete Podiumsgespräch in die Rolle von Dietrich von Hallwyl.
Er bildete damit den Gegenpart zu Thibaud von Erlach, einem Vertreter des heutigen Adels. Der Doktorand der Chemie an der ETH Lausanne ist in Belgien aufgewachsen und via Ahnen mit der Familie von Hallwyl verbunden. Während Dietrich seiner adeligen Herkunft den Job als Page das französischen Königs verdankte, gibt es heute keine solchen Privilegien mehr: «Das ‹von› hat heute keine Bedeutung mehr», so von Erlach. Der Zusatz verrate lediglich, dass man eine lange Familiengeschichte hat, die laut Thibaud im Falle der «von Erlach» rund 900 Jahre zurückreicht.
Nach seiner Rückkehr aus Frankreich nützte Dietrich von Hallwyl die königliche Protektion nur noch bedingt: Als Salzhändler wurde er von den Zöllnern drangsaliert wie ein Gewöhnlicher.