Anpacken statt rumsitzen

Die Forstdienste Lenzia machten die Probe aufs Exempel und verhalfen im Rahmen eines Projekts Asylbewerbern zu einem Arbeitseinsatz im Lenzburger Wald. Das Projekt zeigt: Die Beschäftigung von Asylbewerbern kann funktionieren.

Asylbewerber gegen Neophyten: Dank einem Projekt der Forstdienste Lenzia dürfen junge, arbeitswillige Asylbewerber anpacken. Betreut werden sie durch Mitarbeiter der Forstdienste.Fotos: Melanie Solloso

Asylbewerber gegen Neophyten: Dank einem Projekt der Forstdienste Lenzia dürfen junge, arbeitswillige Asylbewerber anpacken. Betreut werden sie durch Mitarbeiter der Forstdienste.Fotos: Melanie Solloso

Mianullah Sheikhzada (24) aus Afghanistan weiss, was im Schweizer Wald nicht heimisch ist.

Mianullah Sheikhzada (24) aus Afghanistan weiss, was im Schweizer Wald nicht heimisch ist.

Die Asylbewerber Mianullah Sheikhzada (24), Kahsay Denden (16), Seltene Alik (17) und Asmelash Mebrahtom (17) haben eines gemeinsam: Sie möchten arbeiten und nicht herumsitzen. Seit Mitte Juni sind sie allmorgens von 7.30 bis kurz vor Mittag im Lenzburger Wald unterwegs und befreien im Rahmen des Projekts «Neophytenbekämpfung», finanziert durch Swisslosfonds und die Ortsbürgergemeinde Lenzburg, das Gebiet von invasiven gebietsfremden Pflanzen.

Gestartet ist das Projekt, initiiert und betreut durch die Forstdienste Lenzia der Stadt Lenzburg, mit rund zehn Anmeldungen. Die vier jungen Herren aus Afghanistan und Eritrea sind der harte Kern, «die Motivierten», wie sie Projektbetreuer Markus Dietiker nennt. «Sie kommen regelmässig, sind immer pünktlich und packen an», lobt Dietiker. Dafür erhalten sie täglich eine kleine Motivationsentschädigung und ein Gratisznüni. Ausserdem werden die Reisekosten vergütet. Am Schluss des zweimonatigen Einsatzes stellt Dietiker jedem Teilnehmer ein Zeugnis für den Arbeitseinsatz aus.

17,5 Hektaren Wald in einem Monat

Neben der Bekämpfung von Neophyten aller Art soll den jungen Asylbewerbern vermittelt werden, was für Eigenschaften es braucht, um eine Lehre er-folgreich anzupacken. «Ich erwarte Pünktlichkeit, Arbeitswille und Ausdauer», bringt es der Projektbetreuer auf den Punkt. Von den Leistungen der jungen Männer ist Dietiker positiv überrascht. «Ohne sie hätten wir das grosse Gebiet von über 17,5 Hektaren nicht bewältigen können.»

Die Eigenschaften, auf die Dietiker Wert legt, bringen die jungen Männer mit, Stolpersteine bei der Zusammenarbeit gibt es aufgrund der unterschiedlichen Herkunft aber dennoch. Die teilweise mangelnden Sprachkenntnisse seien eine Herausforderung, aber auch die andere Mentalität. «Eine flache Hierarchie und eine offene Arbeitseinteilung hat nicht funktioniert», erzählt Dietiker. «Anleitung und Führung sind unumgänglich.» Deshalb betreuen zwei Mitarbeiter die Asylbewerber vor Ort.

Vom Projekt profitieren nicht nur die Forstdienste Lenzia. Die jungen Männer erhalten mit dem Einsatz die Möglichkeit, ihr Deutsch zu verbessern, und eine Chance im Arbeitsmarkt. Vielleicht kommt der eine oder andere so dem Wunschberuf ein Stück weit näher. «Maler» oder «Schreiner» steht auf der Wunschliste der drei Jugendlichen aus Eritrea.

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