67 Geisseln kontrolliert
Lenzburg Die Zeit des Chlausklöpfens in der Region ist wieder vorbei. Doch bevor die Geisseln der Primarschule Lenzburg verstaut werden, steht für Erich Bühler noch eine aufwändige Arbeit an.
Knapp sieben Wochen, von Anfang November bis zum Lenzburger Chlausmärt, wurden die 67 Geisseln, die der Primarschule Lenzburg gehören, von den Schülern intensiv genutzt und stark beansprucht.
Leicht auszumalen, dass ihnen Schmutz und Regen zugesetzt haben. Kommt hinzu: Da jeder Knall beim Klöpfen ein Überschallknall ist, hat insbesondere der Zwick gelitten. Der Zwick, der eigentliche Knallkörper, besteht aus Nylonfasern.
Erich Bühler, Geisselfachmann aus Lenzburg und traditionsbewusst, hat alle 67 Exemplare zu sich in den Keller seines Wohnhauses an der Dragonerstrasse 45 im Lenzburger Westquartier geholt. Ein Besuch zeigt: Die Geisseln sind fein säuberlich der Grösse nach aufgehängt und können bei idealer Raumtemperatur austrocknen.
Erich Bühler macht die Kontrolle sehr gewissenhaft. «Ich kann überhaupt nicht sagen, wie viel Zeit ich für all die Arbeiten benötigen werde», erwähnt er. Es gilt, den Stiel zu prüfen, entstandene Knoten zu lösen und vielfach den abgenutzten Zwick zu ersetzen.
Zu kontrollieren sind ebenfalls das «Wybli» als Verbindung zwischen Stock und Geissel sowie das «Männdli» am dünnen Ende der Geissel als Verbindungsstück zwischen Geissel und Zwick. Erich Bühler hat einige wenige Geisseln ausfindig gemacht, die er Daniel Werren, dem Geisselmacher in Egliswil, bringen muss.
Im Dienst der Brauchtumspflege
Doch für Erich Bühler bleibt nicht nur die Kontrolle und Reparatur der Geisseln. Er, Schulpflegerin Katrin Bolliger und die Pensionäre Marcel Fischer und Thomas Körkel besuchten im November alle 24 Abteilungen der Primarschule im Schulhaus Angelrain, also rund 500 Schüler. In den einstündigen Workshops wird die Technik des Chlausklöpfens erläutert, eingeübt und so die Freude am Brauch geweckt oder gesteigert.
Das Chlausklöpfen bildet im Bezirk Lenzburg eine nicht mehr wegzudenkende Tradition. Urs Schwager, Präsident von Chlausklöpfe Region Lenzburg, will den Kindern und den Jugendlichen Tradition, Zusammenhalt und körperliche Betätigung vermitteln. Das Chlausklöpfen wurde im Jahr 2012 sogar von der Unesco in die «Liste der lebendigen Traditionen in der Schweiz» aufgenommen.
Der englische Staatsmann Thomas Morus sagte es vor 600 Jahren so: «Tradition heisst nicht, die Asche bewahren, sondern eine Flamme am Brennen erhalten.» Der Brauch lebt, die Flamme brennt, dank der Anstrengungen in den Gemeinden.