Zwischen Tradition und Moderne
Museum Burghalde Vor vollen Rängen wurde am Wochenende die neue Pop-up-Ausstellung «Le Corbusiers Ikonen der Moderne» im Ikonenmuseum eröffnet. Bis 12. Februar lässt sich hier die faszinierende Gegenüberstellung traditioneller und moderner Ikonen erleben.
Das einzige Ikonenmuseum der Schweiz mit permanentem Ausstellungsbetrieb zeigt seit Eröffnung im Jahr 2002 rund fünfundsechzig russische Ikonen vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Dieses Jahr feiert das Museum sein 20-jähriges Bestehen. «Mit dem Ikonenmuseum möchten wir unseren Besuchern Ikonen näherbringen und ein ganz neues Erleben der religiösen Kunstwerke ermöglichen», sagt Stiftungsleiter Urs F. Meier.
Gleichzeitig zum Jubiläum wurde ein druckfrischer Museumskatalog herausgebracht. Unter dem Titel «Ikonen: Abbildungen, Kultobjekte, Kunstwerke» offenbart es auf 260 Seiten spannende Einblicke in die Welt der Ikonen – attraktiv illustriert und verständlich geschrieben – und ermöglicht auch Laien den Zugang zur klassischen Ikonenmalerei.
Spannend von Anfang bis Ende
Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise zu den faszinierenden Eigenheiten der Heiligenbilder und zeigt mit Abbildungen sämtlicher im Museum ausgestellten Ikonen die ganze Pracht dieser «göttlichen Kunst». Im neuen Museumskatalog finden sich darüber hinaus zahlreiche vertiefende Artikel, die sich mit der Geschichte, dem Wesen und der Wirkung von Ikonen auseinandersetzen und dem Leser die mystische Welt der Kultobjekte näherbringen.
Autoren sind bekannte Persönlichkeiten wie die Basler Ikonenmalerin Nina Gamsachurdia, Kurator und Publizist Andrin Schütz und Christine von Arx, die das Museum Burghalde bis 2019 geleitet hat. «Wir freuen uns ausserordentlich, das Buch nach Monaten intensiver Arbeit nun der Öffentlichkeit vorzustellen», fasst Museumsleiter Dr. Marc Philip Seidel zusammen. «Viel Herzblut und Leidenschaft steckt darin – ich möchte allen Mitwirkenden herzlich danken», schliesst er. Der neue Museumskatalog ist für 30 Franken im Museumsshop erhältlich.
Die Macht der Bilder
Wo anfangen? Bei Andy Warhol, Marilyn Monroe oder doch etwa Le Corbusier? Die Liste moderner Ikonen ist schier unendlich. Lange verstand man unter Ikonen im allgemeinen Sprachgebrauch die religiöse, christliche Ikone, speziell die der orthodoxen Kirche.
Heute ist der Begriff längst zum überstrapazierten Superlativ mutiert. Die neue Pop-up-Ausstellung zum künstlerischen Werken von Charles Jeanneret alias Le Corbusier im Ikonenmuseum bietet eine anschauliche Gelegenheit, dem Phänomen und der Frage «Was wir anbeten» nachzugehen.
Auf den ersten Blick scheinen sich die orthodoxen Ikonen und Le Corbusiers Bildwerke der Moderne trotz einiger Parallelen im Widerspruch zu befinden. Aber nur in einem scheinbaren: In der Gegenüberstellung werden die Gemeinsamkeiten offenbar, insbesondere etwa in der Ausstrahlung der Werke selbst. Dabei wird klar: «Die klassisch-orthodoxen und die abstrakt-modernen Ikonen widersprechen sich nicht. Sie lassen sich gegenseitig noch stärker erstrahlen», so Co-Kurator Andrin Schütz.
Die neue Pop-up-Ausstellung ist eine spannende Ergänzung zu den traditionellen Heiligenbildern und zeigt, dass diese wirksam in Diskurs mit modernen Ikonen gestellt werden können. «Das Ikonische entfaltet in der diametralen Gegenüberstellung seine volle Wirkung. Es ist uns ein Anliegen, eine Verbindung zwischen dem traditionellen Heiligenbild im liturgischen Sinn und der Ikone als Kunstwerk des 20. Jahrhunderts herzustellen. Was mich persönlich am Dialog bewegt, ist diese beinahe magische Präsenz und ihre wirkungsmächtige Aura», so Seidel.
Genau das scheint die These dieser neuen Pop-up-Ausstellung zu sein: Dass es auch in der modernen Kunst immer Momente dieser besonderen Aura zu entdecken gibt, eine Art Sehnsucht nach emotionalen und bewegenden Bildern, die sich wie hier in den Werken von Le Corbusier finden lässt.