Wie steht es um die Energiewende? Beim LLS-Podium gab es Antworten

Podium Lebensraum Lenzburg Seetal lud zum Podium ums Thema «Wie steht es mit der Energiewende?». Die Euphorie auf Nettonull hielt sich in Grenzen. Realismus war die Devise.

Das Podium mit namhaften Experten präsentierte viele Lösungen und zeigte auch die Herausforderungen.Foto: Rinaldo Feusi

Die Frage «Wer in diesem Raum glaubt an das Erreichen der Ziele der Energiestrategie 2050 des Bundes?», stellte der Moderator Fidel Stöhlker gleich zu Beginn in den Saal. Gut eine Handvoll der 120 Anwesenden erhob die Hand. Er stellte die Frage am Ende des Abends noch einmal – mit dem gleichen Ergebnis. Geändert haben dürfte sich in den Köpfen der Anwesenden vor allem eines: Wenn das Nettonull-Ziel erreicht werden soll, braucht es alle.

Ein Referat und zwei Praxisberichte im Voraus

Doch bevor die Frage des Moderators beantwortet werden konnte, ging es um die eigentliche Frage des Abends: Wie steht es um die Energiewende? Ein Impulsreferat und zwei Praxisbeispiele brachten das Publikum auf den gleichen Wissensstand. Das Referat hielt der 33-jährige Ökonom und Wirtschaftshistoriker Alain Schwald von der AVIA VOLT Suisse AG. Er präsentierte Zahlen aus dem Güterverkehr. 60 bis 70 Prozent unserer Güter in der Schweiz werden über die Strasse transportiert. Das resultiert in 1,1 Milliarden Liter Treibstoffverbrauch pro Jahr. Um den Güterverkehr so zu elektrifizieren, um die Hälfte der Klima-Ziele zu erreichen, müsste man rund 400 Ladestationen bauen, konstant, jedes Jahr. «Es führt kein Weg an einer Mischlösung vorbei», meinte Schwald. Somit würde auch Wasserstoff eine immer wichtigere Rolle spielen. «Es gibt schlicht keine Technologie, die es schafft, die Mobilität im Alleingang zu transformieren», resultierte er. Hierbei ist anzumerken, dass es sich um Laborzahlen handelt. Sprich: Es waren Statistiken. Bei dem Thema Wasserstoff übernahm Dr. Hans Michael Kellner, CEO Messer Schweiz AG, den Lead. Das Unternehmen präsentierte im Juli eine Weltneuheit. Eine Wasserstofftankstelle, die Abwärme nutzt. Sie benutzt damit überschüssigen Strom, um Wasserstoff herzustellen. Die Tankstelle entstand in Zusammenarbeit mit GRZ-Technologies, ein Spin-off der EPFL, also der Lausanner ETH. Quasi die perfekte Lösung bei Speicherproblemen. Die Tankstelle arbeitet emissionsfrei. Der Boniswiler Gemeindeammann Rainer Sommerhalder brachte ein Beispiel aus seiner Gemeinde, wie man an Mobilien transformieren könne. So wurden in Boniswil auf der Turnhalle und dem Saalbau Photovoltaikanlagen installiert.

Diskussion zeigte Spektrum der Lösungen auf

Nach den drei Referaten kam es zum Schwerter-Kreuzen. Daran teil nahmen Nationalrätin Gabriela Suter (SP), Dr. Peter Morf, Hightech Zentrum Aargau, Dr. Lukas Gutzwiler, Bundesamt für Energie BFE, Dr. Hans Michael Kellner und Rainer Sommerhalder. Stöhlker richtete dann eine Frage an Gabriela Suter: «Wie soll jemand, der im Alter beschränkte Mittel hat, sein Eigenheim energetisch sanieren?» Suter antwortete damit, dass man beim Eigenheim Rückstellungen anzulegen habe. «Alles andere ist eine Fehlplanung.» Das klingt hart, ist aber Tatsache. Auch wollte er Lukas Gutzwiler aus der Reserve locken. Ob denn die Bundesverwaltung überhaupt genug schnell sei, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Antwort: «Wir können gar nicht anders, als pragmatisch zu sein», erwiderte er. Es war wohl nicht die erste Frage dieser Art, mit der er sich konfrontiert sah. Auch wurden Windräder besprochen. Eine wenig genutzte Technologie in der Schweiz. Gabriela Suter meinte, da sei schon noch Potenzial da. Peter Morf vom Hightech Zentrum stimmte ihr zu, sah die Zukunft des Stromas aber eher in der Photovoltaik. «Ein Windkraftwerk müsste man in Boniswil wohl offshore im Hallwilersee bauen», meinte Gemeindeammann Rainer Sommerhalder und brachte die Menschen im Saal zum Lachen. Zum Ende stellte Stöhlker seine Anfangsfrage noch einmal in den Raum. Wieder war es gut ein Dutzend Hände. Pragmatismus in Ehren, einfach wird es nicht.

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